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IFAT impact: Kunststoffrecycling im Corona-Würgegriff

Von wegbrechenden Absatzmärkten bis Störungen in der Exportlogistik: Eine ganze Reihe von Effekten der Corona-Pandemie macht den Kunststoffrecyclern das Leben schwer. Die neue Wissensplattform IFAT impact will der Umweltbranche helfen, die Dimensionen der Krise zu erkennen und die erforderlichen Gegenmaßnahmen einzuleiten.

Das duale Sammel- und Verwertungssystem „Der Grüne Punkt“ meldet, dass der Plastikmüll aus deutschen Haushalten in den vergangenen Monaten aufgrund von verbreitetem Home-Office und häufigeren Internet-Bestellungen um etwa zehn Prozent zunahm. „Es wird aus hygienischen Gründen mehr verpackt und Restaurants konnten zeitweise Speisen nur noch zur Abholung anbieten – natürlich in Plastik gehüllt“, erläutert Michael Wiener, CEO von „Der Grüne Punkt“.

Dieses Mehraufkommen müsste noch keine Krise bedeuten – es könnte sogar eine Chance für die Unternehmen sein, die den gesteigerten Input aufbereiten und als Rezyklate wieder auf den Markt bringen. Wäre da nicht der extrem niedrige Ölpreis, „der zu einer erheblichen Preissenkung bei der Kunststoffneuherstellung führt, gegen die Rezyklate einfach nicht ankommen können“, sagt Peter Kurth, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE).

Die Absatzmärkte brechen weg

Gleichzeitig ging die Produktion der kunststoffverarbeitenden Industrie, die Rezyklate einsetzt, zurück oder kam teilweise sogar ganz zum Erliegen. „Das betrifft vor allem Unternehmen in Deutschland, Frankreich und Italien, aber auch im Nahen Osten und in Südamerika. Den Kunststoffrecyclern brechen damit wichtige Märkte weg“, zeigt sich Eric Rehbock besorgt, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V. (bvse). Während die Verpackungsindustrie noch vergleichsweise viele Rezyklate abnehme, sei der Absatz im Automobilbau extrem schwach und auch der Tiefbau setze spürbar weniger Recyclingprodukte ein.

Störungen in der Exportlogistik

Zu dem Preisverfall für Neuware und dem Nachfragerückgang kamen – und kommen immer noch – als drittes Markthemmnis Corona-bedingte Störungen in der Exportlogistik hinzu. „In dieser Gesamtsituation droht dem Kunststoffrecycling eine Abwärtsspirale, die alle bisher erzielten Erfolge vernichten könnte“, befürchtet Wiener von „Der Grüne Punkt“. Es bestehe die Gefahr, dass diese Branche am Boden liege, wenn die Wirtschaft wieder hochfahre. „Das bedeutet dann deutlich höheren Ressourcenverbrauch, weil die Kreisläufe unterbrochen sind, und deutlich höheren Kohlendioxid-Ausstoß, weil statt Recyclingkunststoff neuer Kunststoff verwendet wird.“

Mindesteinsatzquote für Rezyklate gefordert

Wie kann dieses Szenario abgewendet werden? Hier sehen alle genannten Branchensprecher in erster Linie die Politik gefragt. Zu den Forderungen zählt eine Mindesteinsatzquote für Rezyklate. Laut dem bvse sollte zudem das öffentliche Beschaffungswesen konsequent darauf getrimmt werden, endlich auf breiter Front Recyclingprodukte einzukaufen. Große Hoffnungen ruhen auf dem European Green Deal, der die Mitgliedsstaaten bis zum Jahr 2050 klimaneutral machen will. „Dieses Ziel werden wir nur erreichen, wenn wir die Potenziale der Kreislaufwirtschaft heben“, ist sich BDE-Präsident Peter Kurth sicher. Eine weitere Chance sehen die Kreislaufwirtschaftler zudem in der gerade von Deutschland übernommenen EU-Ratspräsidentschaft.

IFAT impact greift das Thema auf

Die neue Wissensplattform der IFAT greift diese Themen bei ihren Events auf. Den Auftakt machen diese beiden digitalen Veranstaltungen:

IFAT impact Panel Discussion, 15. Juli 2020, 10:00-12:00 MEZ

IFAT impact Business Summit, 8.–10. September 2020

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Quelle: Messe München GmbH

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