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Sind PFAS alternativlos? Das sagt der VDI

Viele Technologien, die für die Energiewende benötigt werden, können ohne PFAS (noch) nicht produziert und betrieben werden. Wäre ein umfassendes Verbot für alle der rund 10.000 bekannten PFAS trotzdem sinnvoll? Das sagt der VDI (Verein Deutscher Ingenieure).

Per- und Polyfluorierte Alkyl-Substanzen, besser bekannt als PFAS, werden wegen ihrer wasser- und schmutzabweisenden Eigenschaften in vielen Konsumgütern eingesetzt. Am bekanntesten sind teflonbeschichtete Pfannen, Outdoor-Kleidung oder Einwegverpackungen. Durch ihre besondere Chemikalienbeständigkeit kommen sie aber auch als Hochleistungskunststoff in aggressiven Medien zum Einsatz. So zum Beispiel in Membranen von Brennstoffzellen oder bei der Polymerelektrolytmembran(PEM)-Elektrolyse. PEM-Elektrolyseure bilden einen wichtigen Baustein der Zukunftstechnologie Wasserstoff. Dichtungen, Ventilen und Schläuchen kommen die langlebigen und beständigen Eigenschaften von PFAS ebenso zugute. Hiervon profitieren auch Energiespeicher, Wärmepumpen und Windturbinen, in deren Antrieben und Generatoren Teile verbaut sind, die PFAS enthalten – aktuell noch alternativlos.

Gibt es für Konsumgüter Alternativen mit ähnlichen Eigenschaften – nicht fluorierte Wachse, die Textilien wasserabweisend machen oder Gusseisen und Emaille für Pfannen – sind die Hochleistungskunststoffe aus PFAS in Chemie- oder Industrieanwendungen bislang nicht zu ersetzen, schreiben die VDI-Fachautoren Kevin Hares und Alice Quak. Das betrifft unter anderem Dichtungsmaterialien, wie Perfluorkautschuk mit hoher chemischer und thermischer Belastbarkeit.

Deutsche, niederländische, dänische, norwegische und schwedische Behörden haben gemeinsam ein Beschränkungsdossier für PFAS ausgearbeitet, die die Stoffgruppe der PFAS als Ganzes umfassen soll. Ein Inkrafttreten würde den Lebenszyklus von PFAS-enthaltenden Produkten von der Herstellung bis zur Entsorgung einschließen. Durch die Aufnahme der gesamten Stoffgruppe könnten erneute Substitutionen verhindert werden.

PFAS zu beschränken, wenn nicht gar komplett zu verbieten, ist ein durchaus begründetes Bestreben, so der VDI. Die gesamte Stoffgruppe gleichzeitig zu beschränken, hätte direkte, positive Effekte auf Umwelt und Gesundheit. Die negativen wären immens, aber eher indirekt, weil sich Technologien, die für das Gelingen der Energiewende erforderlich sind, dann nicht mehr betreiben ließen. Der Klimawandel würde vorangetrieben, statt ihn zu bremsen. Ein schwer zu lösendes Dilemma.

Insgesamt ist ein umfassendes Verbot für die Stoffgruppe der PFAS gut abzuwägen, schreiben die Autoren. Die momentan diskutierte Ausnahme für „wichtige“ Technologien, wie Halbleiter, Elektrolyseure und elektrische Antriebe, birgt die Schwierigkeit, dass hiervon unter anderem Polymere betroffen sind. Diese Polymere benötigen ihrerseits zur Herstellung PFAS. Die Folge könnte der „Export“ von Umweltschäden sein, weil PFAS-Zwischenprodukte und Polymere dann vermehrt in weniger regulierten und kontrollierten Märkten hergestellt und so letztlich mehr PFAS in die Gesamtumwelt gelangen würden.

Dennoch muss es Ziel sein, so viele PFAS und so schnell wie möglich durch weniger bedenkliche Alternativen zu ersetzen. Bei den Konsumgütern scheint das weitgehend möglich.

Quelle: VDI

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