Im Zuge der EU-Beitrittsverhandlungen, die 2012 starteten, bekam Montenegro einige Hausaufgaben aufgetragen. So muss unter anderem das Müllproblem, unter dem Montenegro, aber auch seine Nachbarstaaten leiden, in den Griff bekommen werden. Das deutsche Unternehmen Evercraft Solutions kann dazu wesentlich beitragen, wie sich bei einem Besuch vor Ort und Gesprächen mit Politik und Verwaltung herausstellte.
Montenegros Müllproblem gipfelt darin, dass es über 330 illegale Mülldeponien gibt. Sie sind verteilt über das ganze Land, erstrecken sich gut versteckt über Hügel, aber auch gut sichtbar an Straßenrändern. „Der Unterschied zu vielen anderen Ländern ist allerdings, dass es sich hierbei nicht um ein korruptes System handelt, sondern um ein Land, dem einfach nur die Infrastruktur fehlt“, berichtet Holger Kuhlmann, CFO und Co-Founder von Evercraft vom Lokalaugenschein. Montenegro habe keine flächendeckende Müllstrategie, wie wir sie aus Deutschland kennen. Das führt dazu, das Müll – über Plastikverpackungen hin zu Sperrmüll – einfach in der Natur entladen wird.
Energieerzeugung als Lösung
Um bei der Beseitigung dieses Müllproblems zu helfen und gleichzeitig die landesinterne Energieinfrastruktur zu stärken, reisten Evercraft-Vertreter im Juni nach Montenegro. Denn eine Technologie, die Evercrafts Partner, die Agency for Green Technology, patentiert und weiterentwickelt hat, setzt auf Abfall als Rohstoff: Die Low Temperature Conversion (LTC), zu Deutsch die Niedrigtemperaturkonvertierung, erzeugt aus Müll saubere Energie. „In einem thermo-katalytischen Aufschlussverfahren wird das Inputmaterial auf bis zu 700 Grad erhitzt und ein synthetisches Starkgas, vergleichbar mit Erdgas, entsteht. Dieses kann dann zu Strom, Wärme oder synthetischen Treibstoffen weiterverarbeitet werden und macht buchstäblich aus Dreck saubere Energie“, erläutert Mario Wagner, CEO und Co-Founder von Evercraft
Unter anderem gab es Treffen mit dem ehemaligen Premierminister Dritan Abazović sowie dem CTO des staatlichen Energieversorgers EPCG, Zoran Šljukić. Kuhlmann: „Wir stießen sofort auf offene Ohren. Das Bewusstsein für das Müllproblem ist vorhanden und es wird aktiv nach langfristigen Lösungen gesucht. Mittels LTC-Technologie können wir diese bieten. Darum arbeiten wir nun auch ein Konzept aus, wie eines von Montenegros größten Problemen endlich der Vergangenheit angehören kann.“
Die eindeutig bessere Alternative
Besonders beachtenswert ist die mögliche Menge der gewonnenen Energie. Mit durchschnittlich zwei Megawatt pro elektrische Tonne steht eine mittlere LTC-Anlage einer PV- oder Windradanlage in nichts nach, benötigt aber nur einen Bruchteil des Platzes. „Der Aufbau der LTC-Anlagen ist modular und beginnt bei einem Input von einer Tonne pro Stunde. Je nach Platz und Volumen kann sie beliebig erweitert werden. Dies würde es sogar ermöglichen, mobile LTC-Anlagen einzusetzen“, erklärt Wagner. Denn mit 20 Prozent des gewonnenen Synthesegases kann eine LTC-Anlage autark betrieben werden und ist nicht auf externe Energiequellen angewiesen.
Evercraft sieht in der LTC-Technologie die Lösung für die weltweite Vermüllung. Wagner: „Unsere Naturgebiete und Ozeane sind voll mit Restmüll verschiedenster Art. Wir wollen diesen Müll aus der Natur bergen und weiterverwerten. So können wir eine nachhaltige Zukunft gestalten, ohne auf Primärrohstoffe angewiesen zu sein und säubern die Umwelt zugleich.“ Ein weiterer Punkt ist Europas Abhängigkeit von Erdgas-Importen. Allein in Deutschland ist Erdgas für ein Viertel des Energiemixes verantwortlich. [1] Kuhlmann: „Neben den starken Umweltauswirkungen, die Förderung, Verarbeitung und Nutzung von Erdgas mit sich bringen, ist es vor allem auch ein endlicher Rohstoff. Unser mittels LTC-Technologie hergestelltes Synthesegas hat einen ähnlichen Energiewert und trägt zu einer gesünderen Umwelt bei. Unserer Meinung nach ist es die eindeutig bessere Alternative.“
Kombination mit ACA-Anlage macht Müll zum Super-Werkstoff
Das aus dem LTC-Verfahren gewonnene Synthesegas hat die chemische Zusammensetzung CH4, gleich wie Methan, und beinhaltet somit Kohlenstoff. Dieser Kohlenstoff kann durch Evercrafts zweite, bereits im Einsatz befindliche Technologie, die Advanced Carbon Absorption, zu Carbonprodukten weiterverarbeitet werden. „Kohlenstoff ist Ausgangsmaterial für hochwertige Carbonprodukte, wie sie beispielsweise in der Raumfahrt schon lange zum Einsatz kommen. Sie können aber auch als Beimischprodukt in der energieintensiven Betonherstellung oder als Alternative für Lithium in der Autobatterieherstellung genutzt werden. Ganz nebenbei, quasi als Abfallprodukt, erzeugen wir Wasserstoff und damit einen weiteren umweltfreundlichen Energieträger. So schließen wir den Kreislauf“, unterstreicht Wagner.
In einer Demoanlage konnte Evercraft, das zusätzlich im regen Austausch mit der Universität St. Andrews in Schottland steht, einige wichtige Erkenntnisse über die Praxistauglichkeit der von Manfred Lenzi und der Agency for Green Technologies weiterentwickelten Technologie gewinnen.
Über die Evercraft Solutions GmbH:
Evercraft dient mit seinen Unternehmen im DACH-Raum, der Evercraft Ecotechnologies AG in der Schweiz, der Evercraft Solutions GmbH in Deutschland und der Evercraft Ecotechnologies GmbH in Österreich, als Plattform für zukunftsweisende, innovative und nachhaltige Projekte.
Gemeinsam mit seinem Partner, der Agency for Green Technologies (AGT), entwickelt Evercraft nachhaltige Technologien, die nicht auf den Einsatz von Primärrohstoffen angewiesen sind. Im Januar 2024 nahm Evercraft die erste Advanced Carbon Absorption Anlage im Bezirk Ried (Oberösterreich) in Betrieb. Bei einer Biogasanlage scheidet sie das im Prozess entstehende CO² ab, verhindert damit, dass es in die Atmosphäre gelangt und verwertet dieses zu hochwertigem Carbon – einem Werkstoff, 100 Mal stärker und rund 83 Prozent leichter als Stahl. Mehr Informationen unter evercraft.eco.
Quelle: Evercraft