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Mehr Werk, weniger Papier: Studie zu Bürokratie im Metallhandwerk deckt Handlungsbedarf auf

Rund 75 Arbeitstage pro Jahr verlieren Betriebe im Metallhandwerk im Schnitt an produktiver Zeit durch Bürokratie. Hinzu kommen Kosten für externe Unterstützung in Höhe von durchschnittlich mehr als 20.000 Euro jährlich. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) und der Handwerkskammer (HWK) Dresden.

Wie viele bürokratische Pflichten ein typischer Metallhandwerksbetrieb mit fünf bis fünfzehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu erfüllen hat, wo die größten Belastungen entstehen und wie sich der Aufwand für Betriebe reduzieren lässt, sind die Fragen, mit denen sich die Fachhochschule des Mittelstands und die Handwerkskammer Dresden in ihrem gemeinsamen Projekt „Mehr Werk, weniger Papier“ beschäftigen, um die Bürokratiebelastung im Metallhandwerk zu ermitteln und konkrete Vorschläge zur Entlastung der Unternehmen zu erarbeiten. Denn wie groß die bürokratische Belastung für einen Betrieb dieser Größenordnung tatsächlich insgesamt ist, war vor Projektbeginn allen Beteiligten – auch den Betrieben selbst – unklar.

Das Ergebnis überrascht selbst die Studienmacher

Am Ende identifiziert die Studie insgesamt 102 wiederkehrende bürokratische Pflichten, die Handwerksbetriebe regelmäßig erfüllen müssen – von Arbeitgeberpflichten, allgemeinen Unternehmenspflichten bis zu gewerkspezifischen Pflichten. Das führt zu rund 75 Arbeitstagen und Kosten in Höhe von mehr als 20.000 Euro pro Jahr mehr.

„Das Ergebnis hat selbst uns, die wir um den hohen bürokratischen Aufwand für die Wirtschaft wissen, überrascht“, kommentiert Kammerpräsident Jörg Dittrich und Hauptgeschäftsführer Dr. Andreas Brzezinski. „Es verdeutlicht anschaulich, wie hoch die gesetzlich vorgeschriebenen Anforderungen an Unternehmen des Handwerks inzwischen geworden sind. Diese bürokratischen Zwänge belasten die wirtschaftliche Leistungskraft der Betriebe erheblich und erschweren die Zukunftsfähigkeit des gesamten Handwerks.“

Auch die im Bericht nachzulesenden Aussagen betroffener Unternehmer veranschaulichten das deutlich: „Hier herrscht dringender Veränderungsbedarf, wenn wir die Wirtschaft in unserem Land wieder zum Laufen bringen wollen.“

Prof. Dr. Volker Wittberg, Prorektor für Forschung und Internationales an der FHM, betont: „Bürokratie darf nicht zur Innovationsbremse werden. Gerade das Handwerk, das oft mit knappen Personalressourcen arbeitet, braucht Entlastung statt zusätzlicher Hürden. Entlastung bedeutet dabei nicht immer die Abschaffung gesetzlicher Regelungen. Die Lösung liegt oft in deren Vereinfachung und pragmatischer Ausgestaltung. Verfahrensschritte können reduziert werden oder seltener angefordert werden. Oder die Unterstützung durch die Verwaltung könnte Entlastung bringen. Die Devise muss lauten: mehr Werk, weniger Papier.“

Praxisbeispiel Niederlande

In den Niederlanden werden die bürokratischen Belastungen aus der Perspektive von typischen Betrieben bereits länger betrachtet. Peter Bex, Geschäftsführer der Sira Consulting aus Utrecht, hat das Projekt begleitet und stellt fest: „Nicht die einzelne Pflicht ist wirklich interessant, sondern die Summe der Belastungen, die ein Unternehmen trifft. Die ist dem Gesetzgeber aber meist selbst unklar. In unseren gemeinsamen Projekten nutzen wir daher das von uns entwickelte, sogenannte Waschmaschinenmodell, in dem wir mit unterschiedlichen Waschprogrammen Regulatorik für den betroffenen Normadressaten von unschönen Umsetzungshindernissen zu befreien versuchen.“

Wesentliche Handlungsempfehlungen der Studie

Die Studienmacher rechnen indes nicht nur Belastungen vor, sondern haben in Unternehmerworkshops auch Vorschläge zur Entlastung von wesentlichen bürokratischen Ärgernissen zusammengetragen:

Dazu zählen unter anderem die Reduzierung der Belastung durch Statistikpflichten, eine Entlastung kleiner und mittelständischer Unternehmen (KMU) beim Datenschutz sowie die Flexibilisierung der Arbeitszeiten. Weitere Anregungen betreffen die Aufhebung wiederholter Auskunftspflichten gegenüber der Agentur für Arbeit im Rahmen der Arbeitsförderung, die Verkürzung der Aufbewahrungsfristen von Unterlagen nach Handels- und Steuerrecht sowie Vereinfachungen bei Gefährdungsbeurteilungen. Schließlich wird auch die Abschaffung von Aushangpflichten als mögliche Maßnahme zur Bürokratieentlastung vorgeschlagen.

Die gesamte Studie ist hier zu finden.

Quelle: Fachhochschule des Mittelstands (FHM)

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