Startschuss für „BioCirclE“ in Freiburg
Mit dem Kick-off des Projekts BioCirclE – Urbane Bioökonomie für den Wirtschaftsstandort Freiburg am 8. Mai wurde der Grundstein für eine neue regionale Strategie zur zirkulären Nutzung biologischer Ressourcen gelegt. Über 50 Teilnehmende aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft kamen im Kreativpark Lokhalle zusammen, um gemeinsam Impulse für eine zukunftsfähige Wirtschaftsweise zu setzen. Mit konkreten Praxisbeispielen, wissenschaftlicher Begleitung und starker Netzwerkbildung will Freiburg zur Modellregion für zirkuläre Bioökonomie werden.
Was wie warum
Das von der FWTM (Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH & Co. KG) initiierte Projekt wird vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg im Rahmen der Landesstrategie Nachhaltige Bioökonomie gefördert. Es zielt darauf ab, fossile Rohstoffe durch biobasierte Alternativen zu ersetzen, regionale Stoffströme effizienter zu nutzen und die Innovationskraft am Standort Freiburg zu stärken.
Im Fokus steht die Entwicklung einer regionalen Bioökonomiestrategie, die auf urbane Räume, industrielle Anwendungen und konkrete Praxislösungen ausgerichtet ist. „Bioökonomie beschäftigt sich mit dem Was – nämlich der Nutzung nachwachsender, biobasierter Ressourcen. Circular Economy stellt das Wie in den Mittelpunkt – die Frage, wie wir diese Ressourcen regenerativ und möglichst lange im Kreislauf halten. Gemeinsam bilden sie das Warum einer zukunftsfähigen Wirtschaftsweise: die Motivation für ein regeneratives, resilientes System, das langfristig funktionieren kann – gerade im urbanen Raum“, erklärt Carina Wanninger, Projektleiterin bei Circular Black Forest.
Regionale Best Practices aus der Wirtschaft
„Wie die Transformation konkret aussehen kann, zeigten unter anderem die Unternehmen eco:fibr und Taifun Tofu. Während eco:fibr Verpackungsfasern aus landwirtschaftlichen Reststoffen wie Ananaspflanzen entwickelt, experimentiert Taifun Tofu mit neuen Verwertungswegen für Nebenströme wie Okara oder Molke – bislang häufig als Futtermittel genutzt, künftig vielleicht Grundlage für neue Produkte. „Wir sind vielleicht ‚Tofumeister’, aber bei der Verwertung unserer Reststoffe noch Lehrlinge“, sagte Jesús Bastante von Taifun Tofu im Rahmen des Kickoffs. „Umso wichtiger ist es, dass Unternehmen experimentieren, sich vernetzen und voneinander lernen.“
Wissenschaftliche Grundlage für konkrete Strategien
Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet vom Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB, das in den kommenden Monaten Stoffströme und bioökonomisch relevante Potenziale in Freiburg analysieren wird. Ziel ist es, geeignete Handlungsfelder zu identifizieren, um daraus praxisnahe Maßnahmen abzuleiten – etwa im Bauwesen, im Tourismus oder in der Verwertung biogener Reststoffe. Anna Reiners, Mitgründerin und Geschäftsführerin von Circular Black Forest: „Freiburg ist bereits gut aufgestellt – mit einer engagierten Stadtverwaltung, innovativen Unternehmen und einer aktiven Zivilgesellschaft. Jetzt geht es darum, das Wissen zusammenzubringen, Potenziale sichtbar zu machen und konkrete Wege für die Umsetzung zu gestalten.“
Freiburg als Modellregion
Die Ausgangslage ist vielversprechend: Freiburg zählt zu den ambitioniertesten Kommunen Deutschlands in Sachen Klimaschutz – mit dem Ziel der Klimaneutralität bis 2035. Die Region verfügt über ein starkes Netzwerk aus Unternehmen, Hochschulen und zivilgesellschaftlichen Initiativen. Gerade diese Kombination aus ökologischer Verantwortung, Innovationskraft und regionaler Verankerung macht Freiburg zum idealen Reallabor für zirkuläre Bioökonomie. Reiners weiter: „Über 900 Forschungseinrichtungen in Deutschland arbeiten an bioökonomischen Lösungen – in Freiburg sind diese Akteure exzellent vernetzt. Hier treffen wissenschaftliche Exzellenz, Praxisnähe und gesellschaftliches Engagement aufeinander – eine ideale Ausgangsbasis für die Transformation.“
In den kommenden Monaten folgen qualitative Interviews, Fokusgruppen und Stakeholder-Workshops. Die Projektpartner – darunter Circular Black Forest, Fraunhofer IGB, die IHK Südlicher Oberrhein, das Nachhaltigkeitsmanagement der Stadt Freiburg, die Abfallwirtschaft und Stadtreinigung Freiburg GmbH sowie die Initiative Green Industry Park – laden Unternehmen, Startups und Verwaltungen ein, sich aktiv einzubringen. „BioCirclE ist mehr als ein Projekt. Es ist eine Einladung zur Mitgestaltung – an alle, die Wirtschaft anders denken und nachhaltige Lösungen für morgen schon heute in die Tat umsetzen wollen“, betont Wanninger.
Das Projekt läuft bis September 2026. Weitere Informationen und Hintergründe: Link
Über Circular Black Forest
Circular Black Forest (www.circular-blackforest.de) ist eine unabhängige Koordinierungsstelle für Circular Economy in der Region Schwarzwald. Die gemeinnützige Organisation vernetzt Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft, um zirkuläre Wertschöpfung regional voranzubringen. Ziel ist es, den Schwarzwald als Reallabor für innovative Ansätze der Circular Economy zu etablieren, Wissen praxisnah aufzubereiten und konkrete Transformationsprozesse zu begleiten. Durch die Verbindung regionaler Stärke mit systemischem Denken leistet Circular Black Forest einen Beitrag zur resilienten und zukunftsfähigen Entwicklung der Region – mit Signalwirkung über Baden-Württemberg hinaus.
Quelle: Circular Black Forest