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Wie ein gerechter Strukturwandel gelingen kann

Wuppertal Institut entwickelt „Just Transition“-Praxishandbuch für Kohleregionen.

Um die globalen Klimaziele umsetzen zu können, ist ein zeitnaher Kohleausstieg zwingend erforderlich. Jedoch ist die Energiewende nicht nur eine technische Herausforderung, sondern es kommt auf eine ausgewogene Verteilung der hieraus resultierenden Kosten und den Nutzen an. Zudem müssen alle Beteiligten im Transformationsprozess eingebunden werden. Vor diesem Hintergrund hat das Wuppertal Institut die „Just Transition toolbox for coal regions“ entwickelt. Dieses Kompendium enthält neben Erfahrungen und Beispielen aus der Praxis auch Empfehlungen zu weiteren Handbüchern, Tools und Leitfäden. Das Handbuch ist ab sofort auf der Projekt-Website in drei Sprachen verfügbar.

„Natürlich stehen Kohleregionen weltweit vor ganz unterschiedlichen Herausforderungen – von sozioökonomischen über politische und institutionellen Rahmenbedingungen bis hin zu kulturellen Unterschieden“, sagt Jenny Kurwan, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsbereich Strukturwandel und Innovation am Wuppertal Institut und Co-Autorin der Toolbox. „Allerdings glauben wir, dass die Regionen dennoch sehr viel voneinander lernen können.“ Die neue Toolbox versteht sich daher nicht als Anleitung, sondern eher als Informations- und Inspirationsquelle. Sie basiert auf dem Wissen des Wuppertal Instituts aus seiner langjährigen Arbeit mit Kohleregionen in Europa und wurde um viele Beispiele aus Ländern wie Südafrika, Indien, Chile, Kanada, Indonesien und weiteren Ländern ergänzt.

Frühzeitige Steuerung von Transformationsprozessen entscheidend

Der Strukturwandel in Kohleregionen ist ein komplexer Prozess: Regionen müssen ihre Wirtschaft diversifizieren, neue nachhaltige Geschäftsmodelle entwickeln und einen möglichst gerechten Ausgleich zwischen potenziellen Verlierern und Gewinnern des Strukturwandels schaffen. „Historische Erfahrungen wie im Ruhrgebiet haben gezeigt, dass diese Prozesse viele Jahrzehnte dauern können. Deshalb ist eine frühzeitige aktive Steuerung von entscheidender Bedeutung“, betont Jannis Beutel, Junior Researcher im gleichen Forschungsbereich und ebenfalls Co-Autor der Toolbox. „Auch in den Ländern, die sich noch nicht zu einem Kohleausstieg verpflichtet haben, sollten Regionen heute damit beginnen, die Grundlagen für eine grüne Wirtschaft zu entwickeln – für eine Zukunft jenseits der Kohle.“

Um die unterschiedlichen regionalen Herausforderungen und Diskurse auf der Welt besser zu verstehen, haben die Forschenden des Wuppertal Instituts Praktiker aus mehreren Ländern interviewt, mit ihnen in Online-Veranstaltungen diskutiert und Erfahrungen ausgetauscht. „In unseren Veranstaltungen haben wir versucht, auch neue Aspekte der aktuellen Debatten über einen gerechten Transformationsprozess zu beleuchten“, sagt Jenny Kurwan. „Beispielsweise spielt im europäischen Kohlesektor informelle Arbeit kaum eine Rolle, in einem Land wie Indien ist dies hingegen entscheidend.“ Ein Verständnis der Gemeinsamkeiten, aber auch der Unterschiede zwischen Kohleregionen in Europa und den Ländern des Globalen Südens ist daher für die Erarbeitung von alternativen Entwicklungspfaden ohne Kohle von großer Bedeutung.

Website bietet Toolbox in drei Sprachen

Die Toolbox, ihre wichtigsten Botschaften sowie Aufzeichnungen der Online-Veranstaltungen wurden nun auf einer neuen Projekt-Webseite veröffentlicht. Diese gibt einen umfassenden Überblick über das Thema „Just Transition“ und die fünf Hauptthemen der Toolbox: Strategie, Governance, Energie, Industrie und Beschäftigung. Die „Just Transition“-Toolbox steht in englischer, spanischer und in Kürze auch indonesischer Sprache kostenfrei zum Download bereit.

Das Projekt wurde im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) vom Partnership Instrument der Europäischen Union und vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) finanziert.

Quelle: Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH

*Wann immer das generische Maskulinum verwendet wird, dient dies lediglich der besseren Lesbarkeit. Gemeint sein können aber alle Geschlechter (Die Redaktion).

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