Die Aurubis AG setzt im dritten Quartal ihre positive Entwicklung des laufenden Geschäftsjahres fort und legt mit dem Neun-Monats-Bericht ein mehr als verdoppeltes Ergebnis im Vergleich zum Vorjahreszeitraum vor:
Das operative EBT stieg auf 268 Mio. € (Vj. 133 Mio. €). Das hervorragende Ergebnis wurde im Wesentlichen beeinflusst durch deutlich höhere Raffinierlöhne für Altkupfer und sonstige Recyclingmaterialien, einen wesentlich gestiegenen Durchsatz an sonstigen Recyclingmaterialien sowie einen höheren Konzentratdurchsatz, dem marktbedingt geringere Schmelz- und Raffinierlöhne für Kupferkonzentrate gegenüberstanden. Auch höhere Schwefelsäureerlöse trugen zum hohen Ergebnis bei. Zudem lag das Metallergebnis bei stark gestiegenen Metallpreisen deutlich höher.
Insgesamt war die Nachfrage nach Kupferprodukten weiterhin hoch, und das Multimetall-Unternehmen konnte die anhaltend guten Marktbedingungen optimal für sich nutzen. Negativ auf das Ergebnis wirkten einzig deutlich höhere Energiekosten, insbesondere durch gestiegene Strompreise. Der operative ROCE verbesserte sich im Zuge der guten Ertragslage auf 13,5 % gegenüber 8,5 % in der Vergleichsperiode, der Netto-Cash-Flow lag mit 332 Mio. € aufgrund der guten Ertragslage deutlich über dem Niveau des Vorjahres (166 Mio. €). Das IFRS EBT* in Höhe von 631 Mio. € (Vj. 252 Mio. €) hat das Vorjahr ebenfalls deutlich übertroffen.
Trotz Ausnahmebedingungen: sehr gute Performance, Unwetterschäden in Stolberg voraussichtlich ohne Auswirkungen auf Konzernergebnis
Aurubis kommt weiterhin sehr stabil durch das auch von der Coronakrise geprägte Geschäftsjahr, wie Roland Harings, Vorstandsvorsitzender der Aurubis AG, betont: „Die Entwicklung von Aurubis in den ersten neun Monaten ist außerordentlich erfreulich. Aurubis zeigt sich somit auch in unsicheren Zeiten robust. Wir profitieren von einer hohen Nachfrage nach unseren hochwertigen Produkten, insbesondere in den Sektoren Automobil, Bau, Energie und der Kabelindustrie.“
Gleichwohl wurde Mitte Juli der Aurubis-Standort in Stolberg bei Aachen, der auf die Herstellung hochpräziser Bänder und Drähte aus Kupfer und Kupferlegierungen spezialisiert ist, von den starken Unwettern in der Region getroffen. Mitarbeiter kamen nicht zu Schaden. Die Produktion bei der Aurubis Stolberg GmbH & Co. KG musste jedoch eingestellt werden und Aurubis „Force Majeure“, also höhere Gewalt, geltend machen. „Wir sind trotz der schlimmen Situation sehr erleichtert, dass niemand in der Belegschaft verletzt wurde. In der Krise stehen wir bei Aurubis fest zusammen und wir werden alles tun, um die Produktion zügig wiederaufzubauen“, bekräftigt Roland Harings. „Die Aufräumarbeiten laufen mit großer Unterstützung auf Hochtouren. Die noch genau zu beziffernden Sachschäden werden durch die Versicherung gedeckt, sodass wir nicht von Auswirkungen auf unser Konzernergebnis ausgehen.“
Aurubis Stolberg ist Teil des Berichtssegmentes Flat Rolled Products (FRP). Der Anteil am Konzernumsatz dieser Einheit betrug im vergangenen Geschäftsjahr (2019/20) ca. 2 % und rund 2,5 % des IFRS-Jahresergebnisses 2019/20.
Segment MRP: Erhöhte Produktion, deutlicher Anstieg bei Recyclingmaterialien
Das Segment Metal Refining & Processing (MRP) erzielte im Berichtszeitraum ein operatives EBT von 304 Mio. € (Vj. 186 Mio. €). Der Anstieg resultiert im Wesentlichen aus den zuvor genannten Einflussfaktoren. Der ROCE lag mit 17,3 % (Vj. 14,0 %) deutlich über dem Zielwert von 15 %.
Der Konzentratdurchsatz lag nach neun Monaten im laufenden Geschäftsjahr mit 1.816.000 t über dem Vorjahr (1.760.000 t). Im 3. Quartal wirkten neben dem geplanten Stillstand des Anodenofens in Hamburg kleinere Reparaturstillstände auf den Durchsatz. Die Kathodenproduktion erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um 12 % auf 837.000 t (Vj. 746.000 t). Das Vorjahr war durch einen Kranschaden in der Elektrolyse in Olen negativ beeinflusst. Am Standort Lünen lag die Kathodenproduktion auch im 3. Quartal 2020/21 im Zuge der laufenden Modernisierung der Elektrolyse deutlich unter Vorjahr.
Der deutliche Anstieg von Alt- bzw. Blisterkupfer um 22 % und der sonstigen Recyclingmaterialien um 54 % gegenüber dem Vorjahr ist im Wesentlichen auf die Einbeziehung der Standorte Beerse (Belgien) und Berango (Spanien) zurückzuführen. Dies führte zu höheren Schmelzlohneinnahmen und Metall-Verkaufsmengen insbesondere an Zinn, Zink, Nickel und Blei.
Märkte: Positive Entwicklung im Recycling, hohe Nachfrage nach Schwefelsäure, stabile Nachfrage bei Kathoden sowie Kupferprodukten
Die sehr positive Entwicklung der Altkupfer- und Recyclingmärkte setzte sich auch im 3. Quartal des Geschäftsjahres fort. Metallpreise auf hohem Niveau, insbesondere ein weiter gestiegener Kupferpreis, stützten das Angebot von Altkupfer und sonstigen Recyclingmaterialien in Europa und den USA bei weiter steigenden Raffinierlöhnen. Aurubis nutzte die gute Marktlage und konnte die Produktionsanlagen im abgelaufenen Quartal mit Einsatzmaterialien zu sehr guten Schmelzlöhnen versorgen.
Der globale Markt für Schwefelsäure war nach einer starken Nachfrageerholung im 1. Halbjahr 2020/21 auch im 3. Quartal 2020/21 von einer hohen Nachfrage bei einem sich verengenden Angebot gekennzeichnet. Dies führte im Berichtszeitraum zu sehr stark gestiegenen Preisen auf sämtlichen Spotmärkten.
Auch im Kathodenmarkt konnte das 3. Quartal 2020/21 eine stabile Nachfrage in den für Aurubis relevanten Absatzmärkten verzeichnen. Die Aurubis-Kupferprämie für das Kalenderjahr 2021 entspricht mit 96 US$/t der des Vorjahres.
Weiter auf einem hohen Niveau nach positiver Entwicklung zeigte sich im Berichtszeitraum die Nachfrage nach Kupfergießwalzdraht. Die Nachfrage der Kabel-, Bau- Energie- sowie der europäischen Automobilindustrie blieb auch im 3. Quartal 2020/21 stabil. Der positive Trend im Bereich hochreiner Stranggussformate setzte sich ebenfalls fort. Bis Ende Juni lag die Auftragslage deutlich über dem Vorjahresniveau.
Segment FRP: Verbessertes Ergebnis durch hohe Produktnachfrage und stringentes Kostenmanagement
Das Segment Flat Rolled Products (FRP) erzielte nach neun Monaten ein operatives Ergebnis vor Steuern (EBT) von 10 Mio. € (Vj. 0 Mio. €). Die deutliche Ergebnisverbesserung gegenüber dem Vorjahr beruht auf einer wesentlich höheren Absatzmenge bei gleichgebliebenen Kosten aufgrund eines stringenten Kostenmanagements sowie einer sehr guten Verfügbarkeit von Altkupfer.
Die Produktion von Flachwalzprodukten und Spezialdrähten erhöhte sich nachfragebedingt auf 149.000 t (Vj. 138.000 t). Der operative ROCE (unter Berücksichtigung des operativen EBIT der letzten 4 Quartale) lag aufgrund gestiegener operativer Ergebnisbeiträge bei 4,9 % (Vj. -11,3 %). Das Vorjahr enthält die im 4. Quartal 2018/19 berichteten negativen Einmaleffekte in Höhe von 51 Mio. €. Aurubis hält weiter an der Verkaufsabsicht für das Segment FRP fest und ist in fortgeschrittenen Vertragsverhandlungen.
Umsetzung von Projekten – auf dem Weg zu noch mehr Nachhaltigkeit und geringerem CO2-Ausstoß
Wichtige Projekte, die zur Erreichung der Aurubis-Klimaziele beitragen werden, wurden im dritten Quartal auf den Weg gebracht: Im Mai startete eine Testreihe für den Einsatz von Wasserstoff im industriellen Maßstab in der Produktion von Kupferanoden im Hamburger Werk. Bei dem Pilotversuch wurden Wasserstoff und Stickstoff an Stelle von Erdgas in die Produktionsanlage (Anodenofen) eingeleitet. Getestet werden zunächst die Reaktion der Anlagen auf den eingeleiteten Wasserstoff sowie der störungsfreie Verlauf der einzelnen Produktionsschritte, die bei der energieintensiven Metallproduktion hochsensibel sind. „Wasserstoff könnte mittelfristig fossile Energieträger im Produktionsprozess ersetzen. Aufgrund der hohen Reaktivität von Wasserstoff erwartet Aurubis zudem Effizienzsteigerungen im Produktionsprozess“, führt Roland Harings aus.
Einen weiteren Meilenstein hat Aurubis Bulgaria im Juni mit dem Baustart einer 10-Megawatt-Photovoltaik (PV)-Anlage in Pirdop gelegt. Nach ihrer Fertigstellung wird es die größte PV-Anlage zur Eigenstromerzeugung eines Unternehmens in Bulgarien sein. Das Werk hat das Ziel, bis zum Jahr 2030 rund 20 % des Energiebedarfs aus eigenen erneuerbaren Quellen zu beziehen.
Im Juni hat die Science Based Targets Initiative (SBTi) die CO2-Reduktionsziele der Aurubis AG validiert und damit bestätigt, dass die Ziele des Multimetall-Unternehmens zur Begrenzung der globalen Erderwärmung auf 1,5 °C gemäß dem Pariser Klimaabkommen beitragen. CEO Roland Harings erläutert: „Wir haben uns vorgenommen, bis 2030 die durch Verbrennung in eigenen Anlagen erzeugten sowie die mit eingekaufter Energie verbundenen CO2-Emissionen – gegenüber dem Basisjahr 2018 – um 50 % zu senken. Auch diejenigen Emissionen, die in vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsstufen entstehen, wollen wir im gleichen Zeitraum um 24 % verringern.“
Schon mit den Maßnahmen der vergangenen Jahre konnte Aurubis den CO2-Fußabdruck seiner Kupferkathoden deutlich senken: Neueste Berechnungen ihres Life-Cycle-Assessments ergaben, dass nur 1.690 kg CO2 pro t Kupfer emittiert werden – das ist mehr als 50 % unter dem weltweiten Wert, gemäß einer Studie der ICA (International Copper Association).
ASPA: Innovation im Recycling, Synergien mit neuen Standorten
Aurubis hat Ende Juli den geplanten Bau einer hochmodernen weiteren Recyclinganlage in Beerse (Belgien) bekannt gegeben. Mit der neuen hydrometallurgischen Anlage ASPA (Advanced Sludge Processing by Aurubis) stärkt das Unternehmen sein Kerngeschäft und geht den nächsten Schritt, um das effizienteste und nachhaltigste Hüttennetzwerk weltweit zu werden. In den kommenden Jahren sind hier Investitionen in Höhe von 27 Mio. € geplant. In der neuen Anlage werden Anodenschlämme, ein wertvolles Zwischenprodukt der Kupferelektrolyse, aus den Recyclingstandorten in Beerse und Lünen verarbeitet. ASPA ist ein sehr gutes Beispiel für die Synergien, die durch die Integration der neuen Standorte Beerse und Berango in den Aurubis-Produktionsverbund entstanden sind.
Positiver Ausblick: Sehr geringer Einfluss der Coronakrise, Bestätigung der Jahresprognose; Capital Market Day im Dezember
Aurubis ist bisher sehr robust durch die Coronakrise gekommen. Die Auswirkungen auf den weiteren Verlauf des Geschäftsjahres, das am 30. September endet, schätzt das Unternehmen als sehr gering ein. Aufgrund der stark gestiegenen CO2-Preise rechnet das Unternehmen für das Geschäftsjahr jedoch mit deutlich höheren Stromkosten gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig erwartet Aurubis eine weitere Ergebnisverbesserung aus dem Performance Improvement Program (PIP) durch Kostensenkungen.
Im Geschäftsjahr 2020/21 wird Aurubis das bisher bis 2022/23 gesteckte Ziel, Synergien in Höhe von 15 Mio. € (EBITDA) aus der Integration der erworbenen Standorte Beerse und Berango zu erzielen, bereits erreichen. Insgesamt wird für den Aurubis-Konzern im Geschäftsjahr 2020/21 ein operatives EBT zwischen 270 und 330 Mio. € und ein operativer ROCE zwischen 9 und 12 % erwartet.
Wie bereits angekündigt, überprüft Aurubis in einem mehrstufigen Prozess seine aktuelle Konzernstrategie; detaillierte Informationen und konkrete Maßnahmen wird das Unternehmen auf dem Capital Market Day am 06. und 07. Dezember 2021 vorstellen.
*Da das IFRS-Ergebnis unter anderem Bewertungseffekte aus Metallpreisschwankungen enthält, weist Aurubis abweichend hiervon das operative Ergebnis (EBT) aus. Dessen Darstellung eliminiert die Effekte aus Metallpreisschwankungen weitgehend und ermöglicht so eine realistischere Beurteilung des Geschäftsverlaufs. Das operative EBT ist ausschlaggebend für die Steuerung des Unternehmens.
Quelle: Aurubis AG