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Kunststoffkonjunktur: Noch weit entfernt vom Vorkrisen-Niveau

Die Geschäfte der Kunststoffbranche entwickelten sich in der zweiten Jahreshälfte 2020 schwungvoll nach oben und übertrafen die verhaltenen Erwartungen aus der Jahresmitte deutlich. Doch das Erreichen des Vorkrisen-Niveaus erwartet der Großteil der Branche erst für 2022.

Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Umfrage zur Kunststoffkonjunktur des Branchendienstes „KI – Kunststoff Information“ vom Januar 2021. Seit 2001 befragt KI im halbjährlichen Rhythmus Führungskräfte der Kunststoffindustrie unter anderem zu Geschäftsverlauf und -erwartung, Investitionen und Beschäftigung und liefert so das nach eigenen Angaben wohl aussagefähigste Stimmungsbild der Kunststoffindustrie. Die vorliegenden Ergebnisse basieren auf den Angaben von mehr als 400 teilnehmenden Unternehmen.

56 Prozent der befragten Unternehmen melden für die zweite Jahreshälfte 2020 einen besseren Geschäftsverlauf als im ersten Halbjahr, für lediglich 17 Prozent verschlechterte sich die Geschäftslage. Noch zur Jahresmitte hatte nur ein Drittel der Unternehmen einen Aufschwung erwartet, und ebenfalls ein Drittel sogar eine weitere Verschlechterung befürchtet. An der positiven Entwicklung hatte das Inlandsgeschäft den größten Anteil, der Export nach Europa entwickelte sich im Vergleich etwas schlechter, wohingegen die Geschäfte mit dem Rest der Welt deutlich zurückfielen.

Ein gespaltenes Bild zeigt sich für die einzelnen Teilbranchen:

Die Anbieter von Kunststoff-Rohstoffen, also Erzeuger sowie Distribution und Handel, berichten zu 88 bzw. 74 Prozent von einer positiven Geschäftsentwicklung. Das Schlusslicht der Geschäftsentwicklung bildet der besonders exportlastige Kunststoff-Maschinenbau. Hier melden nur 41 Prozent bessere, jedoch 29 Prozent der Befragten schlechtere Geschäfte. Der Blick auf die Unternehmensgröße zeigt, dass die Geschäftsentwicklung in der zweiten Jahreshälfte 2020 umso besser war, je größer das befragte Unternehmen ist. Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten nannten zu 71 Prozent eine positive Entwicklung, bei Unternehmen mit weniger als 20 Beschäftigten waren dies nur 47 Prozent. Die Beschäftigtenzahl blieb in der zweiten Jahreshälfte im Wesentlichen stabil.

15 Prozent der Unternehmen geben an, durch die Pandemie keine geschäftlichen Einbußen erlitten zu haben. Von den negativ betroffenen Unternehmen gehen 23 Prozent davon aus, spätestens zur Jahresmitte das Vorkrisen-Niveau wieder zu erreichen, 19 Prozent rechnen damit erst im zweiten Halbjahr. 40 Prozent sehen dies sogar erst für das Jahr 2022, für 17 Prozent ist die Rückkehr auf Vorkrisen-Niveau derzeit überhaupt nicht absehbar.

Dabei sind die Erwartungen für 2021 sind insgesamt positiv:

34 Prozent der Unternehmen rechnen mit einer positiven Entwicklung im ersten Halbjahr, nur 14 Prozent erwarten schlechtere Geschäfte. Große Unternehmen zeigen sich deutlich optimistischer als kleine und mittlere. Nachdem im Sommer des vergangenen Jahres noch die Hälfte der Unternehmen die Investitionsplanung reduziert hatte, ist dieser Abwärtstrend inzwischen gestoppt. Aktuell plant knapp die Hälfte zumindest auf dem Niveau von 2020 zu investieren, knapp 30 Prozent wollen die Investitionen sogar steigern. Das gilt über alle Unternehmensgrößen hinweg. Bei der Beschäftigung darf eine leichte Zunahme erwartet werden.

Besondere Sorgen machen den Unternehmen aktuell die Materialkosten, die erzielbaren Verkaufspreise und die Lieferfähigkeit der Vorlieferanten. Das darf als Zeichen für eine Rückkehr zur operativen Normalität gewertet werden, handelt es sich hierbei doch um langjährige branchentypische Problemfelder. Und die Corona-bedingten Hygienevorschriften und Absatzprobleme haben für die Befragten im Vergleich zum Vorjahr an Bedeutung verloren.

Die von der EU beschlossene Abgabe auf nicht recycelte Einwegprodukte und Verpackungen aus Kunststoff, die sogenannte „EU-Plastiksteuer“, wird in der Branche kontrovers beurteilt. Mit 48 Prozent lehnt eine Mehrheit der Befragten die Regelung ab, 36 Prozent befürworten sie. Unter den Kunststoff verarbeitenden und mit Kunststoffprodukten handelnden Unternehmen ist die Ablehnung der Abgabe am stärksten. Auf der andern überwiegt bei Kunststoff-Recyclern, dem Maschinenbau und den Kunststoff-Endanwendern die Zustimmung zu der EU-Maßnahme.

Quelle: Kunststoff Information Verlagsgesellschaft mbH (KI Group)

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