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Der Einfluss der Corona-Krise auf die Umwelt und das Klima

Weniger Verkehr auf den Straßen, die Industrieproduktion teilweise lahmgelegt, die Büros verwaist: Was macht die Corona-Krise mit der Umwelt? Wird die Luft besser und rettet Corona vielleicht sogar das Klima? Das Umweltbundesamt gibt Antworten.

Im Moment lässt es sich leider noch nicht genau sagen, welchen Einfluss die Corona-Krise auf die Luftqualität und Klima haben wird. Dazu ist der Zeitraum noch zu kurz. Eine Reduzierung von Emissionen (durch weniger Verkehr und weniger Industrieprozesse) hat grundsätzlich immer einen positiven Effekt auf die Luftqualität und auf die Menge der Treibhausgase. Ob und wie groß dieser Einfluss ist, lässt sich jedoch erst seriös bewerten, wenn die Daten zu dessen Berechnung vollständig vorliegen.

Luftqualität

Bei der Luftqualität muss neben den Emissionen aus Energieerzeugung, Verkehr und Industrie der Einfluss der Meteorologie mit betrachtet werden. Treten austauscharme Wetterlagen auf, reichern sich die Schadstoffe in der Luft an, kräftiger Wind hilft hingegen, die Schadstoffe schnell zu verteilen. Hinzu kommen aktuell auch Einträge von Feinstaub aus anderen Quellen, etwa der Landwirtschaft, wo bei der Düngung der Felder Ammoniak gebildet wird, das eine Vorläufersubstanz des Feinstaubs ist. Dieser sogenannte sekundäre Feinstaub kann mit dem Wind dann auch in eine benachbarte Stadt transportiert werden.

Satellitendaten zeigen deutliche Rückgänge für zum Beispiel China und Italien (Stickstoffdioxid). Es muss jedoch beachtet werden, dass diese Daten die Schadstoffmenge in der gesamten Luftsäule der Atmosphäre vom Weltall aus wiedergeben und es sich zudem nur eine Momentaufnahme (Zeitpunkt des Überflugs durch den Satelliten) handelt. Ein Rückschluss auf die gesundheitsrelevante Luftschadstoffbelastung in Bodennähe, also in unserer Atemluft, ist nicht möglich; dazu muss man die vor Ort gemessenen Werte heranziehen.

Die Messstationen zeigen unterschiedlich ausgeprägte Rückgänge der Konzentrationen, die sich erst über einen längeren Zeitraum sinnvoll auswerten lassen, wenn die meteorologischen Einflüsse sich im Mittel aufheben.

Treibhausgas-Emissionen

Beim Treibhausgasausstoß ist davon auszugehen, dass weniger Pkw-Verkehr auf den Straßen und eine niedrigere Produktion in der Industrie auch zu weniger Emissionen führen. Gleichzeitig wird aber mehr Strom in den Privathaushalten verbraucht, zum Beispiel für das Arbeiten im Home Office. Entscheidend ist aber, wie dieser Strom erzeugt wird, aus Wind- und Sonnenenergie oder in Kohlekraftwerken. Auch wird der gegenwärtig niedrige Ölpreis vermutlich zu einem höheren Absatz an Mineralöl führen. Wie groß der Effekt also tatsächlich sein wird, kann erst später verlässlich bewertet werden.

Schlussfolgerung

Klar ist: Wenn die Corona-Krise eine positive Auswirkung auf die Luftqualität oder den Ausstoß von Treibhausgasen haben sollte, wird dies ein kurzfristiger Effekt sein. Denn eine langfristige Verbesserung erreicht man nur mit gezielter Klima- und Umweltpolitik, die Produktionsstrukturen, Infrastrukturen und Konsum- und Mobilitätsmuster nachhaltig und dauerhaft verändert. Wenn die Wirtschaft nach der Krise wie zuvor läuft und der Verkehr wieder unverändert rollt, werden auch die Emissionen wiederkommen. Daher schlägt das Umweltbundesamt vor, Konjunktur-/Investitionspakete, die nach der Krise die Wirtschaft wieder in Gang bringen sollen, zu verbinden mit Nachhaltigkeitszielen wie Klimaschutz , Ressourcenschonung, Emissionsminderungen und einer nachhaltigen Digitalisierung. Zudem sollte mit diesen Maßnahmen der europäische Green Deal verstärkt umgesetzt werden. Europa könnte zeigen, dass Strukturveränderungen in Richtung Klimaschutz und Nachhaltigkeit möglich und vorteilhaft sind.

Mögliche Beispiele sind verstärkte Investitionen in den öffentlichen Verkehr oder in die Elektrifizierung von Fahrzeugen, um diese klimafreundlicher zu machen. Auch bei Gebäuden sind Langfrist-Investitionen in die nachhaltige Sanierung nötig. Und wir benötigen klimafreundlichen Wasserstoff aus erneuerbaren Energien, um die Dekarbonisierung der energieintensiven Industrien wie der Stahl- und Aluminiumindustrie zu ermöglichen. In allen diesen Bereichen können durch kluge Investition mit Weitsicht nach der Krise neue Jobs entstehen, die gleichzeitig der wirtschaftlichen Entwicklung und dem Umwelt- und Klimaschutz helfen. Wir brauchen aber auch Beratungs- und Unterstützungsangebote, die vor allem KMU (kleine und mittlere Unternehmen) den Weg aus der Krise über nachhaltigere Produkte, Dienstleistungen, Produktionsstrukturen etc. erleichtern, und auch Qualifizierungsangebote. Wichtig für einen nachhaltigen Weg aus der Krise sind aber auch die Kommunen, Städte und Regionen als wichtiger Nachfrager und Infrastrukturanbieter.

Quelle: Umweltbundesamt

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