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Branche im Umbruch – Blick auf die Zukunft der Abfallwirtschaft

Zweiter „empto talk“: Wo steht die deutsche Abfallwirtschaft? Acht hochkarätige Referenten beleuchteten Entwicklungsmöglichkeiten.

Bessere Zukunftsaussichten für die europäische Wirtschaft, nachhaltiges Wachstum und Jahr für Jahr 640 Milliarden Euro gesparter Materialkosten: Eine echte Kreislaufwirtschaft berge ein enormes Potenzial und der Wandel zu einem zirkulären Wirtschaftsmodell rechne sich, ist Henning Wilts überzeugt. Der Experte für Kreislaufwirtschaft vom Wuppertal Institut hielt in der vergangenen Woche den Einleitungsvortrag beim zweiten „empto talk“ in Köln.

„Wo steht die deutsche Abfallwirtschaft?“ lautete die zentrale Frage, die die insgesamt acht Referenten beantworten wollten und das Interesse der eingeladenen Fachleute aus Entsorgungswirtschaft, Lebensmitteleinzelhandel und weiteren Branchen war groß. Allerdings seien die Umsetzungsquoten der für den angesprochenen Wandel  notwendigen Maßnahmen noch ziemlich mau, fuhr Wilts fort: Zwar habe Deutschland den Ressourcenverbrauch vom Wirtschaftswachstum entkoppelt, nennenswerte Reduzierungen seien jedoch bisher nicht erreicht worden. Insbesondere der Anteil der Sekundärrohstoffe an der Kunststoffproduktion sei mit rund sieben Prozent deutlich zu niedrig.

Offenbar liegt es nicht immer an Wirtschaft und Politik, dass sich sinnvolle Lösungen nur zögernd durchsetzen

Das zu ändern, hat sich unter anderem der Kölner Handelskonzern Rewe in seiner Verpackungsstrategie auf die Fahnen geschrieben. So strebe man bei den Eigenmarken bis Ende 2025 an, nur noch recyclingfähige Kunststoffverpackungen einzusetzen. Bei den Rewe- und Penny-Märkten solle zudem im selben Zeitraum der Einsatz von Kunststoffen um 20 Prozent reduziert werden, erläuterte die Funktionsbereichsleiterin Nachhaltigkeit Maria Schäfer.

Offenbar liegt es nicht immer an Wirtschaft und Politik, dass sich sinnvolle Lösungen nur zögernd durchsetzen: Da habe man sich durch die Widrigkeiten einer fragmentierten Regelungslandschaft gekämpft und dann honorierten die Käufer die Anstrengungen nicht, erläuterte Schäfer schmunzelnd. Trotz völlig unterschiedlicher Hygienevorschriften in den einzelnen deutschen Bundesländern hatte Rewe es möglich gemacht, an der Wurst- und Fleischtheke auf Wunsch Schinken oder Mortadella auch unverpackt zu erstehen. Der Verkauf direkt in selber mitgebrachte Behälter sei ein Mosaikstein mit dem man den Kreislaufgedanken vorantreiben wolle. Leider stellten Kunden mit Tupperdose aber noch die Ausnahme dar.

Der Höhepunkt des Tages waren sicherlich die „politischen Gedanken zur Ressourceneffizienz“, an denen er Gründungspräsident des Wuppertal-Instituts und ehemalige Co-Präsident des Club of Rome, Professor Ernst Ulrich von Weizsäcker, die Zuhörer teilhaben ließ: Viele Klimaschonungstechniken brauchten Metalle und bei vielen sei Europa zu hundert Prozent von Importen abhängig. Dennoch lägen die Recyclingraten fast aller Hochtechnologie-Metalle unter einem Prozent.

Eine Zugabe der besonderen Art war der Vortrag von Sven Witthöft: Weil sich Weizsäckers Zug leicht verspätet hatte, durfte der Jungunternehmer die Wartezeit nutzen, um sein Geschäftsmodell einer wiederverwendbaren Essens-Schüssel zu erläutern, mit der Kölner seit Kurzem ihren Mittagslunch aus verschiedenen Restaurants verpackungsfrei ins Büro oder nach Hause tragen können.

Informationssysteme für eine Kreislaufwirtschaft

Nach der Mittagspause stellte Roman Zeiss vom Cologne Institut for Information Systems die passenden Informationssysteme für eine Kreislaufwirtschaft vor und Patrick Rattay vom Düsseldorfer KI-Startup Cognigy skizzierte die Rolle künstlicher Intelligenz bei der Beantwortung von Anliegen im Kundenservice, bevor Geschäftsbereichsleiter Zentek digital Stephan Schnück zwei Neuerungen bei empto vorstellte: Bis Ende des kommenden Jahres soll der digitale Abfallassistent bundesweit verfügbar sein. Außerdem bietet der „empto Store“ den über 100 registrierten Entsorgungsunternehmen die Möglichkeit, neue Produkte innovativer Startups kennenzulernen und bei Interesse mit wenigen Klicks zu testen. Der Store wird voraussichtlich ab Sommer 2020 verfügbar sein und zum Start Produkte aus den Bereichen Asset-Tracking, Disposition, Auftragsmanagement, Reklamationsmanagement sowie intuitive Bestell-Apps für Entsorger umfassen.

Zum Abschluss des Tages zeigte dann noch Christian Schiller vom Hamburger Startup Cirplus, wie sich Transaktionskosten senken lassen, indem man Kreisläufe digital schließt, bevor der Tag mit einem regen Austausch zu Ende ging. Mit „empto talk“ will Zentek den Austausch zwischen der Entsorgungswirtschaft, Startups und den Hochschulen und Universitäten auch in Zukunft fördern. Die Veranstaltungsreihe wird fortgesetzt.

Quelle: Zentek Services GmbH & Co. KG

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