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Europäer sind besorgt über steigende Preise und erwarten weitere EU-Maßnahmen

Die steigenden Lebenshaltungskosten sind für 93 Prozent der Europäerinnen und Europäer die drängendste Sorge, so das Ergebnis der jüngsten Eurobarometer-Umfrage des Europäischen Parlaments.

Die Unterstützung für die EU bleibt auf einem hohen Niveau stabil, zeigt die heute in Brüssel in vollem Umfang veröffentlichte Umfrage des Europäischen Parlaments. Die zwischen 12. Oktober und 7. November 2022 befragten Bürgerinnen und Bürger erwarten aber, dass die EU weiter an Lösungen arbeitet, um die Auswirkungen der Krisen zu mildern.

In allen EU-Mitgliedstaaten sind mehr als sieben von zehn Befragten über die steigenden Lebenshaltungskosten besorgt, mit Spitzenwerten in Griechenland (100 %), Zypern (99 %), Italien und Portugal (jeweils 98 %). In Österreich sind die steigenden Kosten für 89 % der Befragten besorgniserregend, in Deutschland für 93 %.

Die steigenden Preise, auch für Energie und Lebensmittel, sind in allen soziodemografischen Kategorien wie Geschlecht oder Alter sowie in allen Bildungs- und Berufsschichten spürbar. Die EU-weit am zweithäufigsten genannte Sorge ist mit 82 Prozent (in DE und AT jeweils 76 %) die Gefahr von Armut und sozialer Ausgrenzung, gefolgt vom Klimawandel (DE 79 %, AT 76 %) und der Ausbreitung des Krieges in der Ukraine auf andere Länder mit jeweils 81 Prozent an dritter Stelle. In Deutschland rangiert die Angst vor einem Übergreifen des Krieges mit 80 Prozent (AT 76 %) an zweiter Stelle. Angst vor einem atomaren Zwischenfall haben EU-weit 74 Prozent der Befragten (DE 68 %, AT 65 %).

Nur ein Drittel mit nationalen Maßnahmen gegen steigende Kosten zufrieden

Die Bürgerinnen und Bürger erwarten von der EU, dass sie weiter an Lösungen arbeitet, um die sich verschärfenden Auswirkungen der aufeinanderfolgenden Krisen auf dem Kontinent abzumildern. Die große Unterstützung für die EU beruht auf den Erfahrungen der vergangenen Jahre, in denen die EU eine bemerkenswerte Fähigkeit zur Einigung und zum Einsatz wirksamer Maßnahmen bewiesen hat. Im Moment sind die Bürgerinnen und Bürger weder mit den Maßnahmen auf nationaler noch auf EU-Ebene zufrieden. Nur ein Drittel der Europäer (je 33 %) ist mit den Maßnahmen zufrieden, die ihre nationalen Regierungen oder die EU ergriffen haben, um den Anstieg der Lebenshaltungskosten zu bekämpfen. In Deutschland sind 31 Prozent (AT 45 %) mit nationalen Maßnahmen zufrieden und 27 Prozent (AT 39 %) mit den EU-Maßnahmen.

Betrachtet man die finanzielle Situation der Bürgerinnen und Bürger, so zeigt die Umfrage, dass die Auswirkungen der Krisen zunehmend zu spüren sind. Fast die Hälfte der EU-Bevölkerung (46 %, AT 33 %, DE 40 %) gibt an, dass ihr Lebensstandard aufgrund der Folgen der Covid-19-Pandemie, der Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und der Lebenshaltungskostenkrise bereits gesunken ist. Weitere 39 Prozent (AT 45 %, DE 46 %) haben noch keine Einbußen in ihrem Lebensstandard zu verzeichnen, rechnen aber damit, dass dies im kommenden Jahr der Fall sein wird, sodass die Aussichten für 2023 eher düster sind. Ein weiterer aufschlussreicher Indikator für die zunehmenden wirtschaftlichen Zwänge ist der gestiegene Anteil der Bürgerinnen und Bürger, die „meistens“ oder „manchmal“ mit Zahlungsschwierigkeiten konfrontiert sind, ein Anstieg um neun Prozentpunkte von 30 auf 39 Prozent (AT 29 % , DE 27 %) seit Herbst 2021.

„Die Menschen sind verständlicherweise besorgt über die steigenden Lebenshaltungskosten. Immer mehr Familien kämpfen darum, über die Runden zu kommen. Jetzt ist es an der Zeit zu handeln, um unsere Rechnungen in den Griff zu bekommen, die Inflation zurückzudrängen und unsere Volkswirtschaften wachsen zu lassen. Wir müssen die Schwächsten in unserer Gesellschaft schützen“, sagte die Präsidentin des Europäischen Parlaments, Roberta Metsola.

Maßnahmen gegen Klimawandel weiterhin Priorität

Die zahlreichen geopolitischen Krisen der letzten Jahre stellen die Bürgerinnen und Bürger und die Politik weiterhin vor große Herausforderungen. Angesichts der höchsten Inflation seit Jahrzehnten wünschen sich die Bürgerinnen und Bürger, dass sich das Europäische Parlament auf die Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung konzentriert (EU 37 %, AT 33 %, DE 36 %). Die öffentliche Gesundheit bleibt für viele Bürgerinnen und Bürger in der EU wichtig (EU 34 %), in Österreich (24 %) und Deutschland (17 %) ist ihr Anteil deutlich stärker gefallen.

Wichtiger als dem Durchschnitt der EU-Befragten sind den Menschen in Österreich und Deutschland aber Maßnahmen gegen den Klimawandel (EU 31 %, AT 38 %, DE 37 %). Und während die Unterstützung der Wirtschaft und die Schaffung neuer Arbeitsplätze EU-weit (31 %) und in Österreich (33 %) von rund einem Drittel der Befragten als Priorität angegeben wird, hält dies in Deutschland nur ein Viertel (21 %) der Befragten für besonders wichtig.

EU-Mitgliedschaft wird sehr unterschiedlich bewertet

Gleichzeitig stärken die jüngsten Krisen und insbesondere der Krieg Russlands gegen die Ukraine die Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger für die Europäische Union: 62 Prozent halten die EU-Mitgliedschaft für eine „gute Sache“, was einen der höchsten Werte seit 2007 darstellt. In Österreich liegt dieser Wert deutlich niedriger (40 %), in Deutschland höher (70 %). Zwei Drittel der europäischen Bürger (EU 66 %, AT 59 %, DE 71 %) halten die EU-Mitgliedschaft ihres Landes für wichtig, und 72 Prozent in der EU (AT 55 %, DE 71 %) glauben, dass ihr Land von der EU-Mitgliedschaft profitiert hat.

In diesem Zusammenhang kehrt der „Frieden“ als einer der Hauptgründe für die Mitgliedschaft in der Union in das Bewusstsein der Bürger zurück: 36 Prozent der Europäerinnen und Europäer (AT 29 %, DE 47 %) halten den Beitrag der Europäischen Union zur Aufrechterhaltung des Friedens und zur Stärkung der Sicherheit für den Hauptnutzen der EU-Mitgliedschaft – ein Anstieg um sechs Prozentpunkte seit Herbst 2021. Darüber hinaus sind die Europäerinnen und Europäer auch der Meinung, dass die EU eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten ermöglicht (EU 35 %, AT 32 %, DE 44 %) und zum Wirtschaftswachstum beiträgt (EU 30 %, AT 31 %, DE 28 %).

Die vollständigen Ergebnisse sind hier zu finden.

Methodik

Das Eurobarometer Herbst 2022 des Europäischen Parlaments wurde von dem Marktforschungsinstitut Kantar zwischen dem 12. Oktober und dem 7. November in allen 27 EU-Mitgliedstaaten durchgeführt. Die Umfrage wurde von Angesicht zu Angesicht durchgeführt, wobei in Tschechien und Dänemark zusätzlich Videointerviews (CAVI) eingesetzt wurden. Insgesamt wurden 26.431 Interviews geführt. Die EU-Ergebnisse wurden entsprechend der Bevölkerungszahl der einzelnen Länder gewichtet.

Quelle: Europäisches Parlament

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