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Künftige Verteilung: Wer wird wie viel Wasser bekommen?

Ein von der Daimler und Benz Stiftung geförderter Forschungsverbund soll Zielkonflikte der künftigen Wasserverteilung bearbeiten.

Die Daimler und Benz Stiftung nimmt in ihrem neu ausgerichteten Förderformat „Ladenburger Kolleg“ aktuell gesellschaftliche Zielkonflikte in den Fokus – zum Thema „Zukünftige Wasserkonflikte in Deutschland“. Nach erfolgtem Auswahlverfahren stehen dem Forschungsverbund rund 1,3 Millionen Euro für einen Zeitraum von drei Jahren zur Verfügung. Die interdisziplinäre Wissenschaftlergruppe soll Interessenskonflikte bei der künftigen Wasserverteilung in Deutschland aufspüren und mögliche Lösungsansätze aufzeigen. Dies geschieht mithilfe von Modellierungen und Planspielen, die für eine breite Nutzbarkeit der Ergebnisse heute und in Zukunft sorgen sollen.

Lokaler Wasserstress könnte künftig auch im eigentlich wasserreichen Deutschland zu verstärkten Verteilungskonflikten führen

Von den Vereinten Nationen wurde im Jahr 2010 das Menschenrecht auf Wasser und Sanitärversorgung anerkannt. Wasser zählt zu den wichtigsten Rohstoffen der Erde und soll allen Menschen flächendeckend in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Was aber, wenn es angesichts des Klimawandels und künftiger Wetterextreme – Hitze, Starkregen, Überschwemmungen oder anhaltende Trockenheit – immer knapper wird? Lokaler Wasserstress könnte künftig auch im eigentlich wasserreichen Deutschland zu verstärkten Verteilungskonflikten führen, etwa zwischen Landwirtschaft, Industrie, Energie- und Wasserwirtschaft sowie dem Schutz von Grundwasser und Ökosystemen.

Wasserkonflikte, die sich künftig in Deutschland abzeichnen könnten, sind das erste große Themenfeld, das Wissenschaftler im Rahmen des neu ausgerichteten Förderformats erforschen. „Das Format ‚Ladenburger Kolleg‘ haben wir so modifiziert, dass relevante gesellschaftliche Entwicklungen an der Schnittstelle von Mensch, Technik und Umwelt aufgegriffen werden und die Stiftung in unregelmäßigen Abständen thematisch fokussierte Ausschreibungen veröffentlicht“, erklärt Prof. Dr. Julia Arlinghaus, die gemeinsam mit Prof. Dr. Lutz H. Gade den Vorstand der Daimler und Benz Stiftung bildet. Dies soll jeweils in einem interdisziplinären beziehungsweise auch länderübergreifenden Forschungsnetzwerk erfolgen.

Interdisziplinäre System- und Szenarioanalyse

„Wir wollen zu einem tiefgreifenden Verständnis möglicher künftiger Wasserkonflikte in Deutschland beitragen“, sagt Dr. Wolfgang Weimer-Jehle vom fakultätsübergreifenden Zentrum für interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung (Zirius) der Universität Stuttgart. Er ist zugleich wissenschaftlicher Koordinator und Sprecher des neuen Ladenburger Kollegs der Daimler und Benz Stiftung. „Gemeinsam mit Kollegen der Technischen Universität Bergakademie Freiberg und dem Forschungszentrum Jülich setzen wir auf die interdisziplinäre System- und Szenarioanalyse.“

Die Forscher wollen Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Sektoren und Interessengruppen transparent machen und eventuelle Zielkonflikte bei der Wassernutzung aufdecken. Dabei analysieren sie die jeweiligen Handlungsoptionen verschiedener Akteure und berücksichtigen den Einfluss möglicher – durch den Klimawandel bedingten – Wetterextreme. Beteiligte aus der Praxis, unter anderem aus der Wasserwirtschaft, werden beim Design und bei der Erstellung und Auswertung der Modellierungen aktiv eingebunden. Mit der Werkstattversion einer Webanwendung wollen die Forscher schließlich das Konfliktfeld Wasser für alle Protagonisten erlebbar machen.

Dabei sollen drei Konfliktfelder mit besonderer Relevanz für Deutschland exemplarisch untersucht werden: Zielkonflikte in einem Flusseinzugsgebiet, Konflikte der Bewässerung, Wasserkonflikte bei Großprojekten. Klares Ziel des Ladenburger Kollegs: Für die genannten Konfliktfälle sollen Modelle entwickelt werden, durch die die Beteiligten in Planspielen die Folgen eigener und fremder Entscheidungen erfahren können. Sie sollen befähigt werden, zielkonforme und zugleich konfliktmindernde Strategien zu finden – und nicht zuletzt wertvolle Materialien für den Bildungssektor zu erstellen.

Das Förderformat legt einen besonderen Schwerpunkt auf den Aspekt der Planspiele. Sie sollen auch nach Abschluss des Projekts für eine breite und vor allem praktische Nutzung der erarbeiteten Ergebnisse sorgen. Gade von der Daimler und Benz Stiftung fasst zusammen: „Gerade mit Blick auf die Herausforderungen, die der Klimawandel und sich verändernde demografische Verhältnisse mit sich bringen, bedarf es eines verantwortungsbewussten Umgangs mit dem kostbaren Gut Wasser. Mit unserem Ladenburger Kolleg wollen wir einen gesellschaftlichen Beitrag dazu leisten.“

Ladenburger Kollegs

Die Ladenburger Kollegs stellen eine Schwerpunkt­förderung der Daimler und Benz Stiftung dar. Das Format bietet Wissenschaftlern die Möglichkeit, innerhalb eines interdisziplinären Forschungsverbunds Themenstellungen über einen längeren Zeitraum zu bearbeiten. Hierzu veröffentlicht die Stiftung in unregelmäßigen Abständen Ausschreibungen.

Daimler und Benz Stiftung

Die Daimler und Benz Stiftung fördert Wissenschaft und Forschung. Dazu richtet sie innovative und interdisziplinäre Forschungsformate ein. Ein besonderes Augenmerk legt die Stiftung durch ein Stipendienprogramm für Postdoktoranden sowie die Vergabe des Bertha-Benz-Preises auf die Förderung junger Wissenschaftler. Mehrere Vortragsreihen sollen die öffentliche Sichtbarkeit der Wissenschaft stärken und deren Bedeutung für unsere Gesellschaft betonen.

Quelle: Daimler und Benz Stiftung

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