Kartoffelschalen, Gartenlaub, Speisereste, Kaffeefilter – alles, was in der Biotonne gesammelt wird, wird künftig in Bernburg zur Erzeugung grüner Energie genutzt.
Das Mannheimer Energieunternehmen MVV, das in Sachsen-Anhalt nicht nur bereits vier Biomethananlagen, sondern in Leuna auch eine thermische Abfallbehandlungsanlage sowie vier Windparks betreibt und Muttergesellschaft der Köthen Energie ist, hat jetzt im Gewerbegebiet West an der A14/B6n den Startschuss für den Bau einer hochmodernen Anlage für die Vergärung und energetischen Nutzung von Bioabfällen gegeben.
„Mit der Erzeugung von umweltfreundlichem Biogas wird Bernburg zu einem Vorreiter der Energiewende. Mit der Vergärungsanlage leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Senkung des Ausstoßes des klimaschädlichen CO2. Die erneuerbare Energie ist praktisch hausgemacht“, betonte MVV-Technikvorstand Dr. Hansjörg Roll beim symbolischen ersten Spatenstich. Nach seinen Worten belegt die Anlage, dass bei der erfolgreichen Umsetzung der Energiewende Wirtschaftlichkeit und Klima- und Umweltschutz keine Gegensätze sind, sondern sich effizient unter einen Hut bringen lassen. In diesem Zusammenhang verwies Roll auch auf das aktuell mit starker Unterstützung der MVV entstehende Modellprojekt der „Energieregion Staßfurt“, das erneuerbare Energien mit grünem Wasserstoff als Grundlage des regionalen Wirtschaftskreislaufs verbindet.
„Aus der Region für die Region“ – das ist auch für die Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft und Energie des Landes Sachsen-Anhalt, Prof. Dr. Claudia Dalbert, ein zukunftsgerichteter Ansatz. Die neue Anlage ist ein Paradebeispiel einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft, denn sie ist eine gute regionale Lösung, um Bioabfälle stofflich und energetisch zu verwerten.“ Gleichzeitig wies die Ministerin auf die Bedeutung der erneuerbaren Energien für die Region hin: „Mit der MVV haben wir einen starken Energiepartner für Sachsen-Anhalt, der mit innovativen und langfristig ausgerichteten Projekten und Investitionen die nachhaltige Entwicklung in den Regionen vorantreibt.“
Die Bedeutung des Projekts hob beim Spatenstich auch der Landrat des Salzlandkreises, Markus Bauer, hervor. „Bioabfälle gehören zu den wertvollsten Ressourcen. Diesen regional mit der entstehenden Anlage zu verwerten, stellt einen Meilenstein auf unserem Weg zu einem klimaneutralen Landkreis dar. Denn ökologisch zu denken heißt auch, Abfälle nicht über Hunderte Kilometer zur Verwertung zu transportieren.“ Das Ziel zum klimaneutralen Landkreis hat der Landrat in seiner Zukunftsstrategie Salzlandkreis 2030 skizziert. Markus Bauer verwies zugleich auf den Kreistagsbeschluss zum Abfallwirtschaftskonzept aus dem Jahr 2019, wonach die vom Kreiswirtschaftsbetrieb eingesammelten Bioabfälle nur noch vergärt werden dürfen.
Dazu hatte Landrat Bauer erst einen entsprechenden Vertrag mit der MVV Biogas Bernburg GmbH geschlossen. „Wenn wir auch in Zukunft bei uns in der Region an einem Strang ziehen, können wir unseren gemeinsamen Aufgaben und Herausforderungen im Interesse unsere Bürgerinnen und Bürger und damit auch unserer Verantwortung für die Zukunft gerecht werden.“ Als „wichtigen weiteren Baustein der Energiewende“ bewertet auch Bernburgs Oberbürgermeister Henry Schütze die Investition der MVV. „Die Energiewende wird lokal umgesetzt. Wir können nicht immer nur von Klimaschutz reden, wir müssen auch etwas dafür tun – auch bei uns vor Ort.“ Er freut sich, dass Bernburg bei der Standortentscheidung den Zuschlag erhalten hat. Mit dem Gewerbegebiet West bietet die Stadt die optimalen Voraussetzungen, auch durch die direkte Anbindung an die Autobahn.
Das hat auch der Geschäftsführer der Stadtwerke Bernburg, Gerald Bieling, beim Baustart unterstrichen. Die Stadtwerke werden künftig das in der Anlage erzeugte Bioerdgas in ihr eigenes Gasnetz einspeisen. „Das Projekt passt sehr gut nach Bernburg, da auch die Stadtwerke bereits seit vielen Jahren auf erneuerbare Energien setzen. Dabei ist MVV mit ihrer Erfahrung und Kompetenz der ideale Partner.“
Das Investitionsvolumen der Anlage liegt bei rund 20 Millionen Euro. Bei reibungslosem Bauverlauf soll die Anlage ab Ende 2021 jährlich etwa 33.000 Tonnen Bioabfälle aus Bernburg und Umgebung verarbeiten. Das regionale Bioabfallaufkommen in einem Umkreis von 50 Kilometern um Bernburg liegt bei rund 40.000 Tonnen pro Jahr.
Quelle: MVV Energie AG