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HWWI-Rohstoffpreisindex: Starker Preisanstieg bei Nahrungs-& Genussmitteln

Die weltweit ansteigenden Corona-Neuinfektionen erhöhten im September erneut die Unsicherheit auf den internationalen Rohstoffmärkten. Der HWWI-Rohstoffpreisindex setzte seinen Aufwärtstrend nicht weiter fort und spiegelte damit die Entwicklung der Rohölpreise wider. Die wachsende Befürchtung eines erneuten Lockdowns und damit eines erneuten Einbruchs der Rohölnachfrage sorgte für einen Preiseverfall auf den Rohölmärkten.

Auf den Märkten für Industrierohstoffe hielt der steigende Preisverlauf im September weiterhin an, wurde allerdings ebenfalls aufgrund der steigenden Corona-Infektionszahlen und der erhöhten Wahrscheinlichkeit weiterer Lockdown-Maßnahmen gedämpft. Auf den Märkten für Nahrungs- und Genussmittel konnten hingegen deutliche Preisanstiege beobachtet werden. Hier erhöhte insbesondere der Anstieg der chinesischen Importnachfrage die Preise auf den Getreidemärkten.

Index für Energierohstoffe: minus 3,7 Prozent (Eurobasis: -3,4 %)

Der Aufwärtstrend auf den Rohölmärkten setzte sich in der ersten Septemberhälfte nicht weiter fort und die Preise aller drei im Index enthaltenen Rohölsorten fielen unter die 40 US-Dollar-Marke. Der Preisrückgang auf den Rohölmärkten lässt sich durch die weltweite Zunahme an Neuinfektionen erklären. Die erneut ansteigenden Infektionszahlen führen zu einer zunehmenden Unsicherheit auf den Märkten, welche die globale wirtschaftliche Aktivität wieder bremsen könnte, und damit die Nachfrage nach Rohöl senken würde.

In der zweiten Monatshälfte sorgte jedoch der Hurrikan Sally, der an der Golfküste der USA wütete, zu Förderungsausfällen der US-amerikanischen Rohölproduktion und damit zu einer Reduktion des Rohölangebots. Das verknappte Angebot trieb zeitweise den Ölpreis nach oben. Zusätzlich versuchte Saudi-Arabien, als Anführer der OPEC+, die Ölpreise zu stabilisieren. Saudi-Arabien forderte diejenigen Mitglieder der OPEC+, die sich in den vergangenen Monaten nicht an die vereinbarten Fördermengenkürzungen gehalten haben, dazu auf, in den kommenden Monaten weniger Rohöl zu fördern, um die Kürzungen nachzuholen. Die gefallenen Öllagerbestande der USA sowie das Durchgreifen der OPEC-Führung führten Mitte September wieder zu steigenden Rohölpreisen. Insgesamt verzeichneten die Rohölpreise jedoch durchschnittlich einen Preisrückgang im September im Vergleich zum Vormonat.

Ausgelöst durch die Bekanntgabe der US-amerikanischen Energiebehörde EIA, dass die Erdgaslagerbestände der USA höher als erwartet ausfielen, sank der Preis für US-amerikanisches Erdgas im September leicht gegenüber dem Vormonat. Der europäische Erdgaspreis ist hingegen im September durchschnittlich im Vergleich zum Vormonat gestiegen. Die Preise für australische und südafrikanische Kohle stiegen im September. Insbesondere der Preis für australische Kohle liegt dennoch weiterhin weit unter dem Preis des Vorjahresmonats. Die Nachfrage nach australischer Kohle unter anderem aus den großen Importländern Japan und Süd-Korea ist aufgrund der durch die Corona-Pandemie gebremsten wirtschaftlichen Aktivität weithin auf einem geringen Niveau und drückt die Preise.

Insgesamt sank der Teilindex der Energierohstoffe um 3,7 % (Eurobasis: -3,4 %) auf 79,3 Punkte (Eurobasis: 74,6 Punkte).

Index für Industrierohstoffe: plus 5,2 Prozent (Eurobasis: +5,5 %)

Der Teilindex für Industrierohstoffe ist in den Index für Agrarische Rohstoffe, den Index für NE-Metalle sowie den Index für Eisenerz und Stahlschrott untergliedert.

Auf den Märkten für Industriemetalle setzte sich der Aufwärtstrend der Preise auch im September fort, verlangsamte sich jedoch im Vergleich zum Vormonat. Eine Ausnahme stellten die Bleipreise dar, welche im Monatsdurchschnitt sogar leicht sanken. In der Dämpfung des Anstiegs der Industriemetallpreise zeigte sich ebenfalls die zunehmende Unsicherheit auf den Märkten, begründet durch die stetig ansteigenden Corona-Neuinfektionen in Europa und in den USA. Die Preise für Eisenerz und Stahlschrott haben im September jedoch weiterhin deutlich zugenommen, da die chinesische Stahlproduktion im September nochmals zulegte.

Dies ist einerseits durch die chinesischen Konjunkturprogramme, die weiterhin die Nachfrage nach Stahl erhöhen, zu erklären. Andererseits führten der chinesische Nationalfeiertag am 1. Oktober und die darauffolgenden einwöchigen Ferien zu der Sorge vor Lieferunterbrechungen, da viele chinesische Unternehmen und auch chinesische Häfen während der Feiertage geschlossen werden. Die Lagerbestände an Stahl wurden daher im September aufgefüllt, um Engpässe Anfang Oktober zu vermeiden. Die erhöhte Nachfrage nach Stahlschrott und Eisenerz trieb im September die Preise nach oben.

Die Preise für Wolle verzeichneten auch im September einen Rückgang. Die steigenden Infektionszahlen in Europa, USA und Indien sorgten weiterhin für eine geringe Nachfrage nach australischer Wolle. Die Textilindustrie leidet seit Anfang des Jahres stark unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie und konnte sich bislang noch nicht wieder erholen. Die Preise für Wolle lagen im September über 30 % unter dem Vorjahreswert.

Insgesamt stieg der Index für Industrierohstoffe im Monatsdurchschnitt um 5,2 % (Eurobasis: +5,5 %) auf 148,6 Punkte (Eurobasis: 139,9 Punkte).

Index für Nahrungs- und Genussmittel: plus 6,2 Prozent (Eurobasis: +6,6 %)

Im September sind die Preise für Nahrungs- und Genussmittel deutlich angestiegen. Insbesondere die Preise für Weizen, Sojabohnen und Mais verzeichneten starke Preisanstiege und spiegelten die gestiegene Nachfrage aus China wider. Überflutungen in Chinas Getreideregionen haben zusätzlich zu einem Rückgang des chinesischen Angebots geführt und damit zu einer erhöhten Importnachfrage aus China. Außerdem erholte sich die chinesische Fleischindustrie zunehmend von der afrikanischen Schweinepest, was zu einem Anstieg der chinesischen Nachfrage nach Mais und Soja als Futtermittel führte. Die Preise für Pflanzenöle sind ebenfalls durchschnittlich im Vergleich zum Vormonat gestiegen.

Seit Lockerung der globalen Corona-Beschränkungen stiegen die Preise für Pflanzenöle, da seither wieder zunehmend Biotreibstoff nachgefragt wird. Die erneute Einführung von Lockdown-Maßnahmen und ein weiterer Anstieg der Rohölpreise würden dieser Entwicklung jedoch zukünftig entgegenwirken. Besonders stark nahm der Preis für Sonnenblumenöl im September zu und verzeichnete einen Anstieg von 15 % gegenüber dem Vormonat. Im Vorjahresvergleich stieg der Preis für Sonnenblumenöl sogar um fast 27 %. Neben den Getreide- und Pflanzenölpreisen verzeichneten auch die Preise für Kaffee und Kakao einen Preisanstieg im September. Die Kaffeepreise stiegen im September leicht an, da ungünstige Wetteraussichten in Brasilien die Ernteerwartungen für das nächste Jahr trüben. Der Anstieg der Kakaopreise ist in der Erwartung einer zukünftigen Preiserhöhung seitens der größten Produzentenländer Ghana und der Elfenbeinküste begründet. Die beiden Produzentenländer  planen, ab Oktober eine Prämie auf die Preise für Kakao zu erheben, um den Kakaobauern höhere Preise zu ermöglichen. Während die große Mehrheit der Rohstoffpreise aus dem Segment Nahrungs- und Genussmittel anstieg, sank der Preis für Zucker im September gegenüber dem Vormonat.

Insgesamt stieg der Index für Nahrungs- und Genussmittel im Monatsdurchschnitt um +6,2 % (Eurobasis: + 6,6 %) und notierte bei 99,2 Punkten (Eurobasis: 93,3 Punkten).

Quelle: Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut gemeinnützige GmbH (HWWI)

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