Stellungnahme der Gemeinschaft für textile Zukunft (GftZ) zu der Dokumentation von Labfresh zum Thema „Die größten Textilabfallnationen Europas“:
Die Absatzmengen von neuen Textilien steigen schnell und die Märkte für gebrauchte Textilien sind begrenzt. Die Menge an nicht wiederverwendbaren Alttextilien wird steigen. So ist es wichtig, dass dieses Thema die notwendige Beachtung findet und vertieft betrachtet wird.
In einer Veröffentlichung mit dem Thema „Die größten Textilabfallnationen Europas“ möchte nun das Modelabel Labfresh Hintergründe und Zahlen zum Textilkonsum und den Textilabfällen in Europa aufzeigen. Dieses bedarf einer besonderen Sorgfalt, die aus Sicht der GftZ im Rahmen der Dokumentation* nicht gegeben ist. So sind zum Beispiel Grundannahmen in der Methodik nicht haltbar, wenn zum Beispiel eine Gesamtmenge an Textilabfällen aus einer Statistik der Europäischen Union unreflektiert auf die Bevölkerungszahl der einzelnen Länder umgerechnet wird. Auch bei den Ausführungen zum Recycling bleiben länderspezifische Aspekte, die innerhalb Europas zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen führen würden, außer Acht. Auf dieser Basis wurden dann Ergebnisse publiziert, die in keiner Weise die Fakten in Deutschland korrekt darstellen.
Die GftZ verweist darauf, dass eine Studie vom Umweltbundesamt zur Ermittlung wichtiger Daten zum Verbrauch und Verbleib von Textilien in Deutschland beauftragt wurde. Diese wird zurzeit bearbeitet. Bis diese Ergebnisse vorliegen, gibt eine ältere Erhebung des bvse einen groben Überblick.
Bei den Berechnungen zur Wiederverwendung sind die Berechnungen für Deutschland ebenfalls um ein Vielfaches falsch. So geht die Veröffentlichung von Labfresh in Bezug auf das Pro-Kopf-Aufkommen von 8 Prozent Wiederverwendung, 10 Prozent Recycling, 24,3 Prozent Verbrennung und 57,1 Prozent Deponierung aus. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass auf Basis dieser fehlerhaften Annahmen laut Labfresh auch in Deutschland über die Hälfte der Alttextilien auf Deponien landen würden, wobei die Deponierung in Deutschland rechtlich völlig ausgeschlossen ist.
Die von Labfresh vorgelegte Veröffentlichung vermittelt den Eindruck, dass es nun für alle Länder Daten zur Situation der Textilien gibt. Das ist aber in keiner Weise so. Die GftZ hält es vielmehr für erforderlich, dass endlich für alle Europäischen Länder verlässliche Daten möglichst harmonisiert ermittelt werden und aus den rasant steigenden Mengen an Alttextilien endlich die politischen Konsequenzen gezogen werden. Diese bedeutet insbesondere die Voraussetzungen für das Recycling von Textilfasern zu schaffen.
Quelle: Gemeinschaft für textile Zukunft (GftZ)
*Die Labfresh-Dokumentation kann hier eingesehen werden.