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Pfandforderung im Parlament: Keine Lösung für die Schweiz

Ein Vorstoß im Schweizer Nationalrat fordert ein Pflichtpfand auf alle Getränkedosen und -flaschen. Swiss Recycling hat die Auswirkungen des Pfandes auf verschiedene Bereiche untersucht. Das Fazit ist eindeutig: Mit dem Pfand würden bewährte Recyclinglösungen ohne Not zerstört, ohne einen ökologischen Mehrwert zu erhalten.

Nationalrat Alois Gmür (CVP, SZ) will mit einem Pfand auf Getränkedosen und -flaschen das Littering bekämpfen und den Ressourcenverbrauch von Getränkeverpackungen reduzieren. Dafür hat er am 21. Juni 2019 eine parlamentarische Initiative eingereicht. In Anbetracht der vielen Fehlinformationen zum Pfand sah sich die Dachorganisation Swiss Recycling veranlasst, die aktuelle Faktenlage zu prüfen und in einem Bericht zusammenzustellen.

Änderung des Rücknahmesystems schafft keinen ökologischen Mehrwert

Mit dem Pfand wird die Sammlung organisiert. Es ist ein finanzieller Anreiz, damit Getränkeverpackungen unbeschädigt zu einer Sammelstelle – im Normalfall an einen Pfandautomaten – zurückgebracht werden. Für Mehrweg-Systeme ist ein Pfand deshalb unerlässlich. Ein Pfand kann aber auch auf Einweg-Verpackungen (Einwegpfand) erhoben werden, was als Folge der parlamentarischen Initiative von Alois Gmür gemacht werden müsste.

Das Pfand an sich hat den Erkenntnissen zufolge keinen Einfluss darauf, ob eine gebrauchte Getränkeverpackung wiederbefüllt oder rezykliert wird. Erfahrungswerte aus dem Ausland (beispielsweise aus Deutschland) belegen denn auch, dass die Einführung eines Pfandes nicht zu einer Steigerung des Mehrweg-Anteils führt. Auf den Ressourcenverbrauch hat das Pfand keinen Einfluss.

Die Konsumenten würden verlieren

Mit einem Pflichtpfand ist die Rückgabe von Verpackungen nur an den Verkaufsstellen – also im Detailhandel während den üblichen Öffnungszeiten – möglich. Denn auch nur da könnte das Pfand ausbezahlt werden. Das bedeutet, dass die beliebten Sammelstellen an den Bahnhöfen, bei den Gemeinden, in Büros, Schulen und Freizeitanlagen verschwinden würden. Die Anzahl Rückgabemöglichkeiten würde von heute 100.000 auf rund 7.000 sinken.

Was das konkret bedeutet, hat Swiss Recycling anhand von Vergleichskarten der Regionen Basel, Genf, Lugano, St. Gallen und Zürich aufgezeigt. Besonders spürbar wäre der Sammelstellenverlust im Unterwegskonsum, an Abenden und in ländlichen Regionen mit wenigen Detailhändlern. Für die Konsumenten würde das Recycling deutlich umständlicher. Swiss Recycling geht deshalb davon aus, dass deshalb weder mit einer Steigerung der Sammelmengen noch mit einem spürbaren Rückgang der Littering-Problematik gerechnet werden kann.

Die Organisation kommt zum Schluss, dass die Argumentation der Pfandbefürworter aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht standhält. Für Länder ohne funktionierende Rücknahmesysteme kann das Pfand ein geeignetes Instrument sein, um die Sammlung zu fördern. Für die Schweiz mit ihren hochentwickelten Recyclingsystemen ist das Pfand hingegen kein geeignetes Instrument, um das Littering oder den Ressourcenverbrauch zu reduzieren. Aufgrund der teuren und wartungsintensiven Pfandautomaten würden die Kosten für die Rücknahme von Getränkeverpackungen massiv steigen. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis beim Recycling der Getränkeverpackungen würde im Gegenzug sinken. Swiss Recycling empfiehlt dem Parlament deshalb, die parlamentarische Initiative von Alois Gmür abzulehnen.

Quelle: Swiss Recycling

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