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20-jähriges Jubiläum: Gütegemeinschaft Sekundärbrennstoffe und Recyclingholz

Mitgliederversammlung und Fachtagung „Keine Verwertung ohne Qualitätssicherung!“ – Qualitätssicherung aus Sicht der umwelt- und abfallpolitischen Sprecher verschiedener Parteien.

Am 7. November 2019 fand die Mitgliederversammlung der Gütegemeinschaft Sekundärbrennstoffe und Recyclingholz e. V. (BGS) im Hollywood Media Hotel in Berlin statt. Am Vorabend hatte die Gütegemeinschaft ihre Mitglieder und Ehemalige zu einer Festveranstaltung anlässlich der Feier des 20-jährigen Bestehens in Clärchens Ballhaus in Berlin eingeladen. Der ehemalige Güteausschussvorsitzende Prof. Dr.-Ing. Bernhard Gallenkemper und der ehemalige Vorstandsvorsitzende Wilhelm Terhorst berichteten hier über die Anfänge des BGS e. V. „Damals wurde mir klar, dass zur Akzeptanz dieses alternativen Weges der stoffstromspezifischen Abfallbehandlung eine Qualitätssicherung der heizwertreichen Fraktionen notwendig sei“, erzählte Gallenkemper.

Ludger Rethmann (Foto: BGS e. V.)

In seinem Festvortrag betonte Ludger Rethmann das Alleinstellungsmerkmal der Gütesicherung für Sekundärbrennstoffe in Europa, die seinerzeit auch auf Grundlage der Gütesicherung für Komposte und Sekundärrohstoffe entwickelt wurde. „Deutschland ist hier Vorreiter; die Gütesicherung ist ein Role Model für den europäischen und globalen Markt“, hob er deren Bedeutung hervor. Auch neue Märkte, wie zum Beispiel das chemische Recycling, benötigen verlässliche Qualitäten, sodass die Gütesicherung auch zukünftig eine wichtige Rolle innehat.

Deutlich steigende Aufbereitungsmengen erwartet

In der Mitgliederversammlung am 7. November führte Thomas Grundmann, stellvertretender BGS-Vorstandsvorsitzender in seinem Geschäftsbericht aus, dass der Verein weiterhin auf allen Ebenen der Abfallwirtschaft als Garant für die Qualitätssicherung bei der Sekundärbrennstoffherstellung steht. Dies zeigt sich an der stabilen Mitgliederzahl sowie den gütegesicherten Mengen, in beiden Bereichen Tendenz steigend. Nachdem die gütegesicherten Mengen aufgrund längerer Stillstände bei Abnehmern und Umbaumaßnahmen in Aufbereitungsanlagen zuletzt stagnierten, werden für 2020 deutlich steigende Mengen erwartet, da drei weitere Unternehmen ihr Interesse an der Gütesicherung bekundet haben.

Neben dem zentralen Thema der Gütesicherung hat der BGS e.V. in 2019 verschiedene abfallwirtschaftliche Fragestellungen fachlich begleitet. Dr. Thomas Glorius (Obmann des Güteausschusses) berichtete von den Arbeiten zur Übertragung der CEN-Standards von Solid Recovered Fuels auf die globale ISO-Ebene. In 2019 fanden dazu verschiedene Arbeitstreffen sowohl in Deutschland als auch in Wien und Seoul statt. Hierbei wurde auch die Erweiterung des Anwendungsbereichs auf das chemische Recycling diskutiert.

Asche aus SBS ist ein vollständiger Bestandteil von Zementklinker

Festveranstaltung (Foto: BGS e. V.)

Des Weiteren wurden Untersuchungen zur Zusammensetzung von Asche von SBS mit dem Ziel der Bestimmung der werthaltigen Bestandteile durchgeführt. Hintergrund ist, dass die Asche aus SBS bei der Mitverbrennung in Zementwerken in den Zementklinker eingebunden wird und somit ein vollständiger Bestandteil des Produktes wird. Der Sekundärbrennstoffeinsatz in Zementwerken und anderen geeigneten industriellen Prozessen stellt somit eine energetische und stoffliche Verwertung (Co-Processing) dar. Dieses hat der BGS e. V. auch in seiner Stellungnahme zur Novellierung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes hervorgehoben.

Im formalen Teil der Mitgliederversammlung wurden Michael Sudhaus (ABG mbH), Andreas Denker (Remondis Aqua Stoffstrom GmbH & Co. KG), Stephan Eing (Hubert Eing Kunststoffverwertung GmbH), Matthias Einsele (ELM Recycling GmbH & Co. KG), Patrick Hasenkamp (VKU e.V. Abfallwirtschaft und Stadtsauberkeit VKS), Reinhard Kortmann (Suez Deutschland GmbH), Dr. Martin Oerter (Dyckerhoff GmbH / Cimalux S. A.) und Torsten Zuber (Remex Mineralstoff GmbH) für drei weitere Jahre im Vorstand bestätigt. Matthias Schäfer (Nehlsen GmbH & Co. KG) wurde zum neuen Rechnungsprüfer gewählt. Er übernimmt dieses Amt für die nächsten zwei Jahre gemeinsam mit Jochen Zickwolf (Suez Süd GmbH).

Qualitätsverbesserungen durch sorgfältigere Inputauswahl und verbesserte Aufbereitung

Die sich anschließende mit über 70 Teilnehmenden gut besuchte Fachveranstaltung stand unter dem Motto: „Keine Verwertung ohne Qualitätssicherung“. Markus Gleis (UBA) beleuchtete zunächst den Stellenwert der Gütesicherung bei der energetischen Verwertung von Sekundärbrennstoffen. Er betonte, dass die Qualitätsanforderungen, die Ersatzbrennstoffe für den Einsatz in Verbrennungsanlagen erfüllen müssen, sehr differenziert sind. Gleiches gilt für die Qualitäten erzeugter Ersatzbrennstoffe, die abhängig sind von der Aufbereitungstechnologie und den eingesetzten Abfällen. Die langjährige Qualitätssicherung bei Ersatzbrennstoffen führt insgesamt zu Qualitätsverbesserungen, resultierend zum Beispiel aus einer sorgfältigeren Inputauswahl und verbesserter Aufbereitung.

Nikos Nikolakakos (Cembureau) stellte den Stand der Sekundärbrennstoffverwertung in der Zementindustrie in Europa dar. Er zeigte auf, dass der Anteil der Verwertung thermischer Energie aus alternativen Brennstoffen in der Zementindustrie der EU-28 im Jahr 2017 auf 46 Prozent und die eingesetzte Brennstoffmenge auf 11,5 Millionen Megagramm angestiegen ist. Dabei hob er auch die Bedeutung des Co-Processings, hervor, das laut Nikolakakos durch abfallpolitische Vorgaben wie ein Deponierungsverbot und hohe Deponieabgaben sowie durch aufbereitete Abfälle mit entsprechenden Qualitäten unterstützt wird.

Keine Verwertung ohne Gütesicherung

Foto: BGS e. V.

„Die Anerkennung der Mitverbrennung von SBS in Zementwerken als stoffliche und energetische Verwertung und die Anerkennung der Hersteller von SBS als produzierendes Gewerbe sind und bleiben Ziele der Arbeiten des BGS e. V“, erklärte Prof. Dr.-Ing. Sabine Flamme (BGS e. V.) in ihrem Impulsvortrag „Keine Verwertung ohne Gütesicherung“. Sie stellte darin die Bedeutung und die Erfolge der Gütesicherung von Sekundärbrennstoffen am Beispiel des RAL-GZ 724 dar. In Europa hat dieses System ein Alleinstellungsmerkmal.

Durch die Mitverbrennung von SBS in industriellen Feuerungsanlagen erfolgt eine umweltverträgliche und schadlose Verwertung, die ein fester Bestandteil einer modernen Kreislaufwirtschaft ist. In den letzten 20 Jahren wurden insgesamt circa 5,5 Millionen Megagramm SBS gütegesichert. Durch deren Einsatz konnten über 3,5 Millionen Megagramm an CO2 eingespart werden. Für die Zukunft ist darüber hinaus anzustreben, dass die in Deutschland eingesetzten Sekundärbrennstoffmengen (ca. 2 Mio. Mg/a) vollständig gütegesichert sind.

Qualitätsprüfungen werden auch bei der Verwertung von post-consumer Sekundärrohstoffen wichtiger

Mit der Frage der Qualitätssicherung für die Verwertung von Altholz in der Holzwerkstoffindustrie befasste sich Dr. Axel Knörr (Pfleiderer Deutschland GmbH). Er erläuterte, dass der Altholzeinsatz in der Spanplattenproduktion einer durch das Kreislaufwirtschaftsgesetz geforderten Kaskadennutzung entspricht. Zur Einhaltung der Vorgaben der Altholzverordnung hat das Unternehmen ein Qualitätskontrollsystem aufgebaut, das es gemeinsam mit seinen Lieferanten umsetzt und durch geringere Energieverbräuche bei der Trocknung weitere Ressourcen eingespart.

Qualitätsprüfungen werden laut Prof. Dr.-Ing. Gilian Gerke (Hochschule Magdeburg-Stendal) auch bei der Verwertung von post-consumer Sekundärrohstoffen wichtiger. So führen die Recyclingquoten dazu, dass entsprechende Mengen generiert werden müssen. Hohe Mengen stehen oftmals aber im Widerspruch zu hohen Qualitäten. Martin Treder (ITAD) stellte die Frage der Entsorgung von Sortierresten in den Mittelpunkt. Die Müllverbrennung übernimmt nach wie vor eine wichtige und unentbehrliche Funktion in einer modernen Kreislaufwirtschaft. Mit rund 24 Millionen Megagramm Durchsatz im Jahr 2018 sind die Anlagen mittlerweile an ihren Kapazitätsgrenzen angekommen, teilweise auch darüber, was dazu führt, dass die gesicherte Entsorgung von Sortierresten auch zukünftig ein Thema bleiben wird.

Im Rahmen ihrer Kurzstatements mit anschließender Podiumsdiskussion betonten Dr. Bettina Hoffmann (Bündnis 90/Die Grünen), Ralph Lenkert (Die Linke), Judith Skudelny (FDP) und Michael Thews (SPD) die Bedeutung der Qualitätssicherung beim Einsatz von Sekundärroh und -brennstoffen. Frau Flamme gab daraufhin den politischen Vertretern die Aufgabe mit, diese unabhängige und freiwillige Qualitätssicherung der Unternehmen auch bei der Nutzung von Sekundärrohstoffen zu beachten und zu unterstützen.

Quelle: Gütegemeinschaft Sekundärbrennstoffe und Recyclingholz e. V. (BGS)

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