Thomas Obermeier, Ehrenpräsident der DGAW und öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger wurde als Abfallexperte zum Runden Tisch „Abfallwirtschaft“ der Stadt Chemnitz geladen.
Der Abfallwirtschaftsverband Chemnitz (AWVC), dem die Stadt Chemnitz unter anderem die Abfallverwertung und Entsorgung übertragen hat, beauftragte die thermische Verwertung der Ersatzbrennstoffe aus ihrer Aufbereitungsanlage bis 2025 an eine Müllverbrennung in Sachsen Anhalt, die nur Strom auskoppelt. Allen Beteiligten ist klar, dass es nachhaltigere Lösungen gibt. Deshalb wird in Chemnitz mit Umweltgruppen, engagierten Bürgern, Politik, Verwaltung sowie in der Abfallwirtschaft und Energieversorgung tätigen Unternehmensvertretern gerungen, um zukunftsweisende Lösungen ab 2025 zu finden.
Thomas Obermeier zeigte mit Daten aus Sachsen der Bundesrepublik und Europa, dass erhebliche Abfallmengen thermisch entsorgt werden müssen – auch wenn die Ziele des europäischen Kreislaufwirtschaft Paketes mit 65 Prozent Recycling erreicht werden. Der Sachverständige glaubt zudem nicht, dass die neu berechneten Quoten in Deutschland erreicht werden, bedeute dies doch eine Steigerung von 15 Prozent.
Die Abfallmengen könnten noch zunehmen
Aufgrund der zunehmenden Urbanisierung, der Reduzierung der Haushaltsgröße, der Zunahme von Convenience-Produkten, des anhaltenden Wirtschaftswachstums und der Bevölkerungsentwicklung geht er sogar von wachsenden Abfallmengen aus. Dass die Abfallvermeidung, wie vom Gesetzgeber vorgesehen, oberste Priorität haben müsste, wird besonders von den Bürger- und Umweltgruppen eingefordert. Die Realität sei leider eine andere: Der Mensch im Allgemeinen bevorzuge eher technische Systeme wie Mülltrennung/Recycling, bevor er grundlegend an seinem Konsumverhalten etwas ändere.
Ökologisch vorteilhaft seien Verbrennungsanlagen dann, wenn an den Standorten Fernwärme oder Industrie Dampf ausgekoppelt werden kann. Nur dann sei die CO2-Bilanz günstig. Abfallverbrennung könne einen wichtigen Beitrag zur Energiewende und insbesondere zur nachhaltigen Wärmeversorgung leisten. Zudem bestehe durch die Erfassung der Abgase die Chance, durch CO2-Nutzung für alternative Brennstoffe oder Chemieprodukte die Ökobilanz noch besser zu gestalten. An Hand von realen Messdaten zeigte Obermeier, dass moderne Verbrennungsanlagen keine Dreckschleudern sind. Die 17. BImSchV werde weit unterschritten, meist zu mindestens 50 Prozent. Damit seien sie besser als Biomasseverbrennungsanlagen und Zementwerke, die immer mehr Abfälle verbrennen.
Obermeier gab zu Bedenken, dass die Restabfallmenge von Chemnitz zu gering sein werde, um eine Ersatzbrennstoffverwertung ökonomisch sinnvoll zu betreiben. Er rät dazu, sich mit anderen sächsischen Kommunen zu einigen, um gemeinsam auszuschreiben und das Projekt im PPP-Modell oder über Betreibergesellschaften anzugehen. Dabei sei keine Zeit zu verlieren.
Quelle: DGAW – Deutsche Gesellschaft für Abfallwirtschaft e.V.