Aufgrund neuer gesetzlicher Regularien (Novellierung der Klärschlammverordnung) ist ein Umdenken in der bisherigen Klärschlammverwertung notwendig. Fraunhofer Umsicht arbeitet dazu mit Projektpartnern an der Weiterentwicklung und Umsetzung eines innovativen Verfahrens zur Behandlung und anschließenden Fraktionierung von Klärschlammbestandteilen, insbesondere zur Phosphorrückgewinnung.
Klärschlamm ist ein heterogenes Vielstoffgemisch, das sich hauptsächlich aus Wasser, organischen Substanzen, Stickstoff- und Phosphorverbindungen sowie aus anderen Rückständen wie Schwermetallverbindungen oder Arzneimittelrückständen zusammensetzt. Alleine in Deutschland belief sich das Aufkommen in industriellen und kommunalen Kläranlagen im Jahr 2015 auf gut 1,8 Millionen Tonnen.
Ultraschallbehandlung von Klärschlamm
Kernstück der neuen Prozesskette ist eine Ultraschall-Kavitations-Anlage. Ein spezieller Ultraschallgeber bringt einen sehr hohen Leistungseintrag in das zu behandelnde Medium ein. Dadurch werden innerhalb des durchströmten Mediums akustische Kavitationsblasen erzeugt. Implodieren diese, werden verschiedene physikalische und chemische Effekte hervorgerufen. Die große Schwingungsamplitude, die durch die neue Ultraschalltechnik erreicht werden kann, ist dabei ein entscheidender Einflussparameter. „Es kommt zum Zellaufschluss und einer verbesserten Trenneigenschaft, sodass der Klärschlamm besser mechanisch in verschiedene Wertstofffraktionen separiert werden kann“, erklärt Lukas Rüller aus der Abteilung Verfahrenstechnik bei Fraunhofer Umsicht. Es entsteht eine cellulosereiche Faserfraktion, eine nährstoffreiche Gelfraktion und eine leicht vergärbare Flüssigkeitsphase, die jeweils für weitere Nutzungskonzepte (Ammonium- und Phosphorrückgewinnung, Vergärung etc.) verwendet werden können.
Im Rahmen des Vorhabens „UltraSep“ möchte Fraunhofer Umsicht die physikalischen und chemischen Wirkmechanismen der Technologie untersuchen. Zusammen mit der BSonic GmbH und dem Chemischen Laboratorium Dr. Fülling GmbH & Co. KG wird eine Versuchsanlage konzipiert, die in der Folge als portable Containerversion zu errichten ist. Nach ersten Probeversuchen soll die Versuchsanlage in ein Klärwerk integriert und im Praxisbetrieb optimiert werden.
Ersatz für fossile Brennstoffe
Um langfristig den weiter steigenden Energiebedarf decken zu können, braucht es Technologien, die auch bis dato ungenutzte nachhaltige Rohstoffe als Energielieferanten nutzbar machen; Rohstoffe wie Gras- und Grünschnitt, Ernterückstände, Verarbeitungsreste aus land- und forstwirtschaftlicher Produktion oder Bioabfälle.
„Fraunhofer Umsicht treibt vor dem Hintergrund des nachhaltigen Wirtschaftens die Umwandlung von bislang nicht brennbaren, geringwertigen Rohstoffen in höherwertige Produkte voran“, sagt Dr. Esther Stahl, Abteilung Verfahrenstechnik bei Fraunhofer Umsicht. „Durch geeignete Aufbereitungsschritte wie Zerkleinerungs-, Trocknungs- und Kompaktierungsverfahren oder durch die hydrothermale Carbonisierung (HTC) entstehen Produkte, die sich als CO2-neutraler Ersatz für fossile Brennstoffe eignen. Die bei der Biomassekonfektionierung entstehende Feinfraktion kann nach einem Hygienisierungsschritt als Bodenverbesserer in der Landwirtschaft eingesetzt werden.“ Das entsprechende Hygienisierungsverfahren hat Fraunhofer Umsicht gemeinsam mit der Franz-Josef Kipp GmbH & Co. KG entwickelt. So kann das Stoffstrommanagement von biogenen Reststoffen vor allem auf regionaler Ebene optimiert werden.
Fraunhofer Umsicht auf der IFAT: Halle B2, Stand 215/314.
Quelle: Fraunhofer Umsicht