Anlässlich der heutigen Veröffentlichung des Klimaschutzberichts der Bundesregierung hält der BDE die EU‑Klimaziele bis 2030 weiterhin für erreichbar, wenn konsequent ambitionierte Maßnahmen umgesetzt werden.
Die Branche versteht sich als Teil der Lösung für mehr Resilienz, sowohl für eine starke Wirtschaft als auch Klimaneutralität.
Wachstum und Klimaschutz im Einklang
Die Geschäftsführende Präsidentin des BDE, Anja Siegesmund, betont: „Der Bericht ist ein dringend nötiger Weckruf, der zeigt, dass Wirtschaftswachstum und Klimaschutz kein Gegensatz sind. Der Bericht bestätigt: Die Branche der Entsorgungs- und Kreislaufwirtschaft hat ihre Klimaziele in Deutschland bereits „übererfüllt“ – mit einer Reduktion der Treibhausgasemissionen um 2,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und deutlich über den Vorgaben für 2021–2030. „Seit 1990 hat die Abfallwirtschaft ihre Emissionen um über 80 Prozent gesenkt – das ist vorbildlich. Aber wir können mehr“, sagt Siegesmund. „Wir müssen das alte Denken verlassen und konsequent in eine moderne Logik überführen, in der Kreislaufwirtschaft Ressourcen schont, CO₂ reduziert und Versorgungssicherheit stärkt. Abfälle, die wir recyceln, sind die Rohstoffe von morgen. Klimafreundlich und Made in Europe.“
Kritik: Fehlende strategische Debatte
Zwar erkennt der Bericht die Rolle der Kreislaufwirtschaft für Industrien wie Stahl und Zement an. Doch laut Siegesmund fehlt eine ernsthafte Einbindung strategischer Instrumente. „Die Potenziale der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) und des Rohstofffonds werden vernachlässigt. Dabei steckt hier ein riesiges Set an Möglichkeiten. Die Klimaziele werden sich nur mit konsequenter Kreislaufwirtschaft erreichen lassen. Das Bundesministerium wäre gut beraten, sich bei der künftigen Berichterstattung an der Methodik des Umweltbundesamtes zu orientieren, dass die Potenziale für Klimaschutz durch Kreislaufwirtschaft erkannt hat und misst.“
Wirksamkeit der Kreislaufwirtschaft messbar
In Deutschland können schon heute durch Recycling und den Einsatz von Recyclingrohstoffen jährlich rund zehn Millionen Tonnen CO₂ eingespart werden – eine beachtliche Klimawirkung. „Dafür benötigen wir aber die richtigen Marktbedingungen. Derzeit sind wir von einem Level Playing Field für Kunststoffe weit entfernt, riskieren sogar den Verlust der Recycling-Infrastruktur in der Bundesrepublik, wenn der Bund nicht handelt“, warnt Siegesmund.
Klare Forderungen: Jetzt handeln
Siegesmund verdeutlicht: „Wirtschaft und Klimaschutz zusammenzudenken heißt: Jetzt entscheidungsstark handeln.“ Das bedeutet für den BDE konkret:
- Kunststoffindustrie: Ein effektives Level Playing Field – mit verbindlichen Mindestquoten, Preisanreizen für PCR‑Material und klaren Importstandards, ist überfällig, um Recycling wirtschaftlich attraktiv und CO₂-sparend zu gestalten.
- Digitalisierung und Bürokratieabbau: Genehmigungsverfahren für Recycling- und Entsorgungsanlagen müssen digitalisiert und beschleunigt werden etwa durch das Prinzip One‑Stop‑Shop und Typengenehmigungen, um Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.
- Rohstoffsicherheit im Kontext des US‑EU‑Zolleinigung: Der BDE begrüßt zwar die Stabilisierung transatlantischer Handelsbeziehungen, mahnt jedoch: „Die EU darf Rohstoffsicherheit nicht in rein handelspolitische Abhängigkeiten verlagern. Kreislaufwirtschaft muss als unabhängiger Beitrag zur Versorgungssicherheit und Klimaneutralität anerkannt werden.“
„Ein funktionierender Binnenmarkt der Kreislaufwirtschaft könne Abhängigkeiten von Drittstaaten mindern, technologische Souveränität stärken und gleichzeitig die CO₂-Bilanz verbessern – insbesondere durch verstärktes Recycling von kritischen Rohstoffen“, schlussfolgert Siegesmund.
Hintergrund
Nach § 10 des Bundes-Klimaschutzgesetzes (KSG) legt die Bundesregierung dem Bundestag jährlich einen Klimaschutzbericht vor. Dieser umfasst sektorbezogene Treibhausgas‑Entwicklung, Bewertung laufender Klimaschutzprogramme sowie deren Wirkungsprognose (§ 10 Abs. 1 KSG).
Quelle: BDE