Anlässlich des diesjährigen Weltrecyclingtages am 18. März hat das Umweltbundesamt einen Blick auf den Stand des Recyclings für einige Stoffströme in Deutschland geworfen:
Kunststoffe:
Wo wir stehen: Im Jahr 2021 sind in Deutschland insgesamt 5,67 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle angefallen. Hinzu kommen 0,64 Millionen Tonnen Nebenprodukte aus dem Produktions- und Verarbeitungsprozess, die jedoch nicht als Abfall anfielen, sondern wieder in den Herstellungsprozess zurückgeführt worden sind. Von den Kunststoffabfällen wurden knapp 35 Prozent werkstofflich verwertet und standen als Sekundärrohstoff für neue Kunststoffprodukte zur Verfügung. Verluste aus der Aufbereitung durch Zerkleinerung, Nachsortierung oder Waschprozessen – etwa 0,66 Millionen Tonnen – wurden hierbei berücksichtigt und zum Abzug gebracht.
Für 64,4 Prozent, darunter auch die Verluste aus der Aufbereitung, erfolgte eine energetische Verwertung. Die dabei freiwerdende Energie wird zur Strom- und Wärmeerzeugung genutzt. 0,4 Prozent der Kunststoffabfälle gingen in die chemische/rohstoffliche Verwertung – insbesondere als Reduktionsmittel in der Stahlherstellung. Den größten Anteil am Kunststoffrecycling haben Verpackungen: Mehr als 80 Prozent des Recyclings von gebrauchten Kunststoffprodukten (sogenannte Post-Consumer-Kunststoffabfälle) basieren auf dem Recycling von Kunststoffverpackungsabfällen aus Privathaushalten, dem Gewerbe und der Industrie.
Wohin wir wollen: Ziel muss es sein, noch deutlich mehr Kunststoffabfälle in die werkstoffliche Verwertung zu bringen und Primärkunststoffe durch recycelte Kunststoffe (Rezyklate) zu ersetzen. Auch die EU-Kunststoffstrategie sagt, dass in der EU bis zum Jahr 2030 mindestens die Hälfte aller Kunststoffabfälle recycelt und die in Neuprodukten eingesetzten Kunststoffrezyklate bis zum Jahr 2025 auf zehn Millionen Tonnen gesteigert werden sollen.
Verpackungen:
Wo wir stehen: Verpackungen machen einen großen Teil der Abfälle aus Kunststoff, Papier/Karton, Glas und weiteren Materialien aus. Im Jahr 2021 fielen 19,7 Millionen Tonnen an Verpackungsabfällen an. Trotz abnehmenden Einzelgewichten bei Verpackungen ist weiterhin ein steigender Trend bei Verpackungsabfällen zu beobachten. Der Anstieg auf diesen bisher höchsten Wert ist vor allem auf veränderte Lebensbedingungen und die damit verbundenen Verzehr- und Konsumgewohnheiten zurückzuführen. Für Verpackungen schreibt die Verpackungsrichtlinie seit dem Berichtsjahr 2020 vor, die Recyclingquoten am Input in das letzte Recyclingverfahren zu berechnen. Damit liegt dieser Berechnungspunkt nach allen erforderlichen Prüf-, Sortier- und sonstigen vorgeschalteten Verfahren, die dazu dienen Abfallmaterialien zu entfernen. In das letzte Recyclingverfahren gingen insgesamt 67,9 Prozent der Verpackungsabfälle. Insgesamt wurden 96 Prozent der Verpackungsabfälle verwertet (Recycling und energetische Verwertung).
Während die Recyclingquoten für Verpackungen aus Glas (80,3 Prozent im Jahr 2021), Papier/Karton (85,1 Prozent) und Eisenmetalle (86,7 Prozent) in Deutschland auf hohem Niveau liegen, wurden von den gesamten Kunststoffverpackungsabfällen (privater Endverbrauch + Gewerbe + Industrie) im Jahr 2021 lediglich knapp 48,4 Prozent werkstofflich verwertet. Bei Aluminiumverpackungen liegt die Recyclingquote bei 62,4 Prozent.
Wohin wir wollen: Nach der Verpackungsvermeidung hat das Recycling von Verpackungsmüll eine hohe Bedeutung. Ein hochwertiges Recycling, bei dem stoffgleiches Neumaterial in werkstofftypischen Anwendungen ersetzt werden kann ist nur möglich, wenn schon bei der Verpackungsentwicklung auf die Recyclingfähigkeit geachtet wird. Von entscheidender Bedeutung ist, dass Materialien verwendet werden, für die eine Sortier- und Verwertungsinfrastruktur vorhanden ist, die Verpackungen für ein Recycling sortiert und zielgerichtet abgetrennt werden können und keine Materialkombinationen oder Substanzen verwendet werden, die einen Verwertungserfolg verhindern können.
Altfahrzeuge:
Wo wir stehen: Jährlich fallen in Deutschland rund 400.000 Altfahrzeuge an, das sind rund 450.000 Tonnen. Diese werden in über 1.000 anerkannten Demontagebetrieben und knapp 50 anerkannten Schredderanlagen recycelt. Im Jahr 2021 erfolgte für 90,0 Prozent des Gewichts der Altfahrzeuge ein Recycling und für 97,5 Prozent eine Verwertung, das heißt entweder recycelt oder energetisch oder anderweitig stofflich verwertet. Damit werden die EU-Verwertungsquoten eingehalten.
Wohin wir wollen: Es ist ein Erfolg, dass tatsächlich 90 Prozent eines Altfahrzeugs recycelt werden. Bei der Qualität und Hochwertigkeit der Kreislaufführung der zurückgewonnenen Materialien sind jedoch noch Verbesserungen möglich: Fahrzeugglas, Kunststoffe und Elektronikbauteile aus Altfahrzeugen könnten in noch größerem Umfang als bisher sortenrein demontiert und recycelt werden. Beim Stahlrecycling gibt es mittlerweile vielversprechende Techniken, um Stahlqualitäten zu gewinnen, die den hohen Anforderungen der Automobilindustrie genügen, und so ein „Downcycling“ zu Baustahl zu vermeiden.
Die wichtigste Herausforderung besteht außerdem darin, dass alle Altfahrzeuge tatsächlich in den zertifizierten Demontagebetrieben ankommen, in denen sie umweltgerecht trockengelegt und behandelt werden. Daher ist es wichtig, dass Verbraucher ihre Altautos zur Verschrottung nur solchen offiziell anerkannten Betrieben (Demontagebetrieb oder Annahmestelle für Altfahrzeuge, Liste siehe hier) abgeben. Nur „wirkliche“ Gebrauchtwagen und keine Autowracks sollten weiterverkauft werden, denn bei deren Verschrottung in nicht anerkannten Betrieben können erhöhte Umweltbelastungen auftreten.
Elektroaltgeräte:
Wo wir stehen: 2021 wurden in Deutschland rund 1.006.000 Tonnen Elektroaltgeräte gesammelt und zurückgenommen. Der weit überwiegende Teil – rund 927.000 Tonnen – waren Altgeräte aus privaten Haushalten. Das entspricht 11,1 Kilogramm pro Einwohner und Jahr. Die restlichen Mengen (rund 80.000 Tonnen) kamen von anderen Nutzern, wie beispielsweise aus Industrie- und Gewerbebetrieben.
Jedoch stagnieren die Sammelmengen bzw. steigen nur leicht an, während die in Verkehr gebrachten Mengen deutlich ansteigen. Im Jahr 2021 hat Deutschland die geltende Sammelquote von 65 Prozent bei weitem nicht erreicht. Dennoch wurden alle gesammelten und zurückgenommenen Elektroaltgeräte 2021 zu 86,1 Prozent zur Wiederverwendung vorbereitet und recycelt und, inklusive energetischer Verwertung, zu 97,9 Prozent verwertet.
Wohin wir wollen: Elektrogeräte werden oft aufwändig produziert und enthalten viele recycelbare Wertstoffe, teilweise auch umweltschädliche Stoffe – wie zum Beispiel FCKW in alten Kühlschränken, Quecksilber in Kompaktleuchtstofflampen und teilweise in Flachbildschirmen. Insbesondere schont es die Ressourcen, Elektrogeräte möglichst lange zu nutzen und bei Bedarf zu reparieren. Ausrangierte Elektroaltgeräte sind getrennt zu sammeln, dies ist wichtig damit die Altgeräte ordnungsgemäß behandelt, von Schadstoffen befreit sowie umweltgerecht und hochwertig recycelt werden können.
Um die rechtlich geltende Sammelquote von 65 Prozent für Elektroaltgeräte einzuhalten, sind noch deutliche Anstrengungen notwendig. Elektroaltgeräte können bei den kommunalen Wertstoffhöfen, in größeren Elektrofachgeschäften, zum Teil auch großen Baumärkten und auch bei sehr vielen größeren Lebensmittelhändlern (z.B. vielen Supermärkten, Discountern, Drogerien) kostenlos abgegeben werden. Leicht entfernbare Batterien sollten vorher entnommen und in die Altbatteriesammlung gegeben werden. Beim Recycling des Elektroschrotts sollten die enthaltenen Kunststoffe zukünftig stärker werkstofflich verwertet werden.
Batterien:
Wo wir stehen: Im Jahr 2022 erfolgte für rund 212.700 Tonnen Altbatterien (darunter Gerätebatterien, Industriebatterien, Starterbatterien, Elektrofahrzeugbatterien und Batterien für leichte Verkehrsmittel) eine stoffliche Verwertung in speziellen Recyclingverfahren. Dabei konnten etwa 168.700 Tonnen Sekundärrohstoffe, zum Beispiel Metalle wie Aluminium, Eisen, Nickel, Blei, Zink, Kobalt, Kupfer und Mangan, zurückgewonnen werden. Diese Rohstoffe lassen sich im Rahmen einer Kreislaufführung erneut für die Batterie- und Akkuherstellung einsetzen.
Wohin wir wollen: Die gesetzliche Sammelquote für Geräte-Altbatterien von derzeit 50 Prozent wird stetig (wenn auch nur knapp) erreicht. Um diese Quote auch zukünftig sicher zu erreichen und die Sammelmenge weiter zu erhöhen, ist vor allem auch die Unterstützung der Verbraucherinnen und Verbraucher gefragt.
Geräte-Altbatterien können aktuell an etwa 200.000 Sammelstellen zurückgegeben werden, beispielsweise in jedem Supermarkt, Discounter, Drogerie- oder Baumarkt, Elektro-Fachgeschäft und Warenhaus, in dem Gerätebatterien verkauft werden. Die Märkte stellen dafür Batteriesammelboxen bereit. Seit einiger Zeit etabliert sich die Technologie der Lithium-Ionen-Batterien und -Akkus immer weiter auf dem Markt, insbesondere durch die wachsende Elektromobilität sowie eine Vielzahl an kabelfreien leistungsstarken Elektrogeräten. Auch für dieses Batteriesystem müssen die bestehenden Recyclingkapazitäten weiter ausgebaut sowie bestehende Recyclingverfahren weiterentwickelt und vorangetrieben werden.
Quelle: Umweltbundesamt