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18. MBI-Stahltag: „Kein Grüner Stahl ohne Grünen Schrott“

Anlässlich des 18. MBI-Stahltags, am 19. und 20. September 2023 in Frankfurt, hob Sebastian Will, Mitglied im geschäftsführenden Präsidiums des bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung, vor rund 200 Teilnehmern die besondere Bedeutung des Stahlschrotts für die anstehende Transformation zu einer CO2-neutralen Wirtschaft hervor.

Er betonte: „Ohne den Einsatz von Schrott kann grüner Stahl nicht produziert werden und daher gewinnt der Stahlschrotteinsatz für die Stahlhersteller zunehmend an Bedeutung.“

Obwohl in der EU seit Beginn der 2000er Jahre der Schrotteinsatz an der Rohstahlproduktion konstant bei jährlich 55 bis 57 Prozent liegt, wurde das Thema Schrott von den Abnehmern gerne unter den Tisch gekehrt. Mit dem durch den Green Deal verbundenen Zwang zur CO2-freien Produktion bis 2050 ist der Schrotteinsatz verstärkt in den Fokus der Stahlindustrie und hier insbesondere der integrierten Hüttenwerke gekommen. Sebastian Will brachte es mit der Formulierung „Plötzlich sind wir wichtig!“ auf den Punkt. Warum Schrott unverzichtbar ist, erläuterte er anhand von technischen, wirtschaftlichen und ökologischen Gesichtspunkten. Er beschrieb aber auch den Druck, unter den die Schrottwirtschaft geraten ist.

Lobbyismus
Die europäische Stahlindustrie tut alles, um den Schrott in Europa zu halten, weil sie glaubt, dass der vorhandene Außenhandelsüberschuss durch eine wie auch immer geartete Exportbeschränkung im EU-Raum gehalten werden kann. So hat sie zum Beispiel versucht, in der Abfallverbringungsverordnung ein Abfallexportverbot für Stahlschrott zu platzieren. Dank der intensiven Lobbyarbeit der nationalen Verbände, wie dem bvse, und vor allem dem europäischen Dachverband EuRIC konnte erreicht werden, dass das Ansinnen der Stahlindustrie für den EU-Gesetzgeber keine Option ist. Der neueste Angriff auf den Sekundärrohstoff Schrott erfolgt aktuell über den Critical Raw Material Act, in dem der Lobbyverband der Stahlhersteller Eurofer unter anderem versucht, den Massenstrom Fe-Metallschrott als strategisch bedeutsam und damit als kritischen Rohstoff einstufen zu lassen. Alle Vorstöße zielen auf ein Exportverbot ab, mit dem sich die Stahlindustrie ein Preis- und Lieferdiktat verspricht. Die Schrottwirtschaft wehrt sich nach Kräften und trotz mangelnder Größe versucht sie, das Vorhaben der Stahlindustrie durch Gegenvorschläge zu verhindern oder wenigstens abzumildern, wie beispielsweise mit der Forderung nach einem Recyclinganteil in der Stahlproduktion, an dem der Gesetzgeber Gefallen findet.

Herausforderungen
Die CO2-Reduzierung erfordert mehr einsatzfähigen Schrott. Das vorhandene Sammelaufkommen muss hierfür sortenreiner aufbereitet werden. Dazu bedarf es technischer Neu- und Weiterentwicklungen der Aufbereitungstechnik. Bisher hat die Schrottwirtschaft die Nachfrage der Werke ohne staatliche Steuerung und Hilfe zu jeder Zeit befriedigt. Für die anstehenden Herausforderungen braucht sie genau wie die betroffenen Industrien politische und finanzielle Unterstützung. Die Stahlindustrie erfreut sich seit vielen Jahren verschiedenster permanenter europäischer und nationaler Hilfen und reagiert auf die zunehmende Bedeutung des Schrotts mit verstärkten horizontalen Konzentrationen durch den Zukauf von Schrotthandelsunternehmen oder mit dem Aufbau eigener Lagernetze, der Schließung strategischer Partnerschaften oder unfreundlichen Übernahmen. Der Wettbewerb rund um den Schrott wird an Intensität neue Dimensionen erreichen, aber Sebastian Will sieht seine Zunft gut gerüstet.

Der Vortrag kann hier heruntergeladen werden.

Quelle: bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V.

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