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Wanted – Abfallwirtschaft will 700.000 Tonnen Bioabfall retten

Laut einer aktuellen Studie trennen rund 80 Prozent der Österreicher:innen ihren Bioabfall. Daraus entstehen wertvolle Komposte, Dünger und Erden für Landwirtschaft und private Haushalte. Doch es könnte mehr sein: 700.000 Tonnen Bioabfall landen jährlich irrtümlich im Restmüll und können nur mehr thermisch verwertet werden.

Jährlich fallen in Österreich 3,3 Mio. Tonnen biogene Abfälle an, davon werden 2,6 Mio. Tonnen getrennt erfasst*. Letztere können zu Kompost, Biogas oder Biodiesel verarbeitet werden, es entstehen wertvolle neue Ressourcen, vor allem für die Landwirtschaft. Wenn Bioabfall jedoch im Restmüll landet, wird er in der Regel thermisch verwertet bzw. verbrannt. Laut Berechnungen des Verbands Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) könnten jährlich 700.000 Tonnen Bioabfall aus dem Restmüll „gerettet“ werden, um daraus Bio-Komposte, Dünger oder spezielle Erden zu erzeugen*. In einer aktuellen, repräsentativen Studie bestätigen die Hälfte der Österreicher:innen, ihren Bioabfall zu kompostieren**.

VOEB-Präsidentin Gabriele Jüly: „Wenn wir in Zukunft mehr altes Brot und Gebäck, Obst- und Gemüseabfälle, Kaffeesud, Laub oder Rasenschnitt getrennt sammeln, können mehr Rohstoffe im Kreislauf gehalten werden. Davon profitiert die Umwelt. Denn die Kompostierung von Bioabfall bindet CO2 und ist somit für das ökologische Gleichgewicht und das Klima von großer Bedeutung.“

80 Prozent der Haushalte trennen ihren Bioabfall
Wie gehen die Österreicher:innen konkret mit ihrem Bioabfall um? In einer Studie bestätigen acht von zehn Österreicher:innen, ihren Bioabfall grundsätzlich getrennt zu entsorgen. Pro Person werden jährlich ca. 128 kg biogene Abfälle gesammelt*. Rund die Hälfte der Befragten kompostiert ihren Bioabfall und nutzt die daraus entstandene Erde für Garten oder Blumen. Erschwerend dürfte für einige sein, dass sie ihren Biomüll zur nächsten öffentlichen Sammelstelle bringen müssen (37 %). So wünschen sich 81 Prozent der Österreicher:innen, dass jeder Haushalt bzw. Hausgemeinschaft eine eigene Biotonne haben sollte.

Jüly: „Im unserem Restmüll befinden sich jedes Jahr 700.000 Tonnen biogene Abfälle, die nur mehr verbrannt werden können. Das ist eine Verschwendung von Ressourcen. Stattdessen könnten daraus wertvolle Rohstoffe wie Dünger entstehen. Um die getrennte Sammlung für alle zu erleichtern, wäre es daher sinnvoll, wenn jeder Haushalt eine eigene Biotonne hätte – vom Einfamilienhaus bis zur Wohngemeinschaft.“

Hochmoderne Anlagen bereiten Bioabfall auf
In Österreichs modernstem Kompostwerk „Erdenreich“ des niederösterreichischen Unternehmens Brantner green solutions werden jährlich 35.000 Tonnen Bioabfall verarbeitet. Bereits in den LKWs, die den Biomüll sammeln, sind eigens entwickelte Störstoffscanner installiert, um mittels Künstlicher Intelligenz den Inhalt zu analysieren. Dann wird entschieden, für welche Aufbereitung der Abfall geeignet ist. Je sortenreiner der Biomüll gesammelt wird und je weniger Störstoffe sich darin verirren, desto einfacher ist die Verarbeitung. „Die anschließende Produktion von Kompost, Dünger und Erden geschieht ganz ohne Chemie und vollautomatisiert. Dafür werden ausschließlich recycelte Materialien wie Ziegelsplitt, Quarzsand und Asche genutzt. Temperatur, Feuchtigkeit und Luftzufuhr werden digital gesteuert, damit eine gleichmäßige Verarbeitung stattfinden kann. So garantieren wir eine konstant hohe Qualität der Erden”, so Stefan Tollinger, Geschäftsführer von Brantner und VOEB Niederösterreich Regionalvorstand.

Kompostierung bindet CO2
Durch den natürlichen Prozess der Photosynthese entziehen Pflanzen der Luft CO2. Das von den Pflanzen aufgenommene CO2 wird dann in Biomasse umgewandelt – in Form von Blättern, Wurzeln oder Holz, die in weiterer Folge auch in unsere Nahrung einfließen. Mit der industriellen Erzeugung von Kompost stellt Brantner den natürlichen Kreislauf der Umwandlung von Biomasse im großen Maßstab dar. „Kompost, mit dem darin gebundenen bzw. umgewandeltem CO2, kann zurück in den Boden und neuen Pflanzen als Nährstoffquelle und Wasserspeicher dienen”, so Tollinger.

Jüly abschließend: „Ein Drittel des Restmülls in österreichischen Haushalten sind nach wie vor Bioabfälle. Das ist ein enormes Potential! Es gilt, diese biogenen Rohstoffe endlich klimafreundlich zu nutzen und verpflichtend getrennt zu sammeln.“

Was versteht man unter „Bioabfall?“
Bioabfälle, auch biogene Abfälle genannt, umfassen im Wesentlichen jene Abfälle, die gemäß EU-Abfallrahmenrichtlinie unter „Bioabfall“ fallen: „Biologisch abbaubare Garten- und Parkabfälle, Nahrungsmittel- und Küchenabfälle aus Haushalten, Büros, Gaststätten, Großhandel, Kantinen, Catering und aus dem Einzelhandel sowie vergleichbare Abfälle aus Nahrungsmittelverarbeitungsbetrieben.“ Unter den Begriff biogene Abfälle fallen auch jene aus der Genuss- und der Futtermittelindustrie, Straßenbegleitgrün sowie Friedhofsabfälle*.

Was gehört in den Bioabfall?

  • Obst- und Gemüseabfälle
  • Pflanzliche Speisereste und Brotreste
  • alte Blumenerde und Zimmerpflanzen
  • Rasen-, Baum-, Hecken- und Strauchschnitt
  • Fallobst
  • Fleisch, Knochen, Speisereste und verdorbene Nahrungsmittel können bei der Sammlung und Verwertung Probleme verursachen. Die Sammlung erfolgt daher regional unterschiedlich. Es empfiehlt sich, bei der jeweiligen Gemeinde zu fragen, inwieweit derartige biogene Abfälle in der Biotonne gesammelt werden sollen.

Wie Bioabfall sammeln?
Zum Sammeln wird am besten ein Vorsammelgefäß mit Deckel verwendet, das an einem kühlen, leicht erreichbaren Platz gelagert wird, wie zum Beispiel unter der Spüle. Um Geruchsbelästigung zu vermeiden, sollte der Inhalt alle 2-3 Tage entleert werden.

* Quelle: Bundes-Abfallwirtschaftsplan 2023, 2023, S. 121, 139 (Tabelle 73: Gemischte Siedlungsabfälle 2020) und 176 ff (Tabelle 85: Aufkommen biogener Abfälle im gemischten Siedlungsabfall 2020)
** Studieninfos: Die bevölkerungsrepräsentative Studie wurde im Auftrag des Verbands Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) von Marketagent.com durchgeführt. Vom 31. August. bis 6. September 2023 wurden 1.000 webaktive Österreicher:innen im Alter zwischen 14-75 Jahren befragt.

Quelle: Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB)

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