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Rohstoffgewinnung und Baustoff-Recycling: Es geht nur miteinander

Gemeinsames Positionspapier zur heimischen Rohstoffgewinnung und Baustoffrecycling.

Faires Miteinander, statt ideologisches Gegeneinander – dieses klare Statement ist im gemeinsamen Positionspapier des Baustoff Recycling Bayern e.V. und des Bayerischen Industrieverbands Baustoffe, Steine und Erden e.V. (BIV) formuliert. Es markiert einen wichtigen Meilenstein im Diskurs zum Recycling. Klar ist, und mit dem Positionspapier jetzt festgehalten, dass sich die Branchen hier nicht gegeneinander ausspielen lassen und es kein Schwarz-Weiß gibt. Ganz im Gegenteil: Baustoffrecycling und die Gewinnung und Verarbeitung von Primärrohstoffen ergänzen sich.

Zusammen die regionale Rohstoffversorgung sichern

Der Bedarf an mineralischen Rohstoffen in Bayern wird aktuell durch 150 Millionen Tonnen Primärrohstoffe und rund 18 Millionen Tonnen Sekundärrohstoffe gedeckt. Im Sinne der Ressourcenschonung sollte so viel Recyclingmaterial wie möglich in der Bauwirtschaft eingesetzt werden; vorausgesetzt, die technischen und umweltrelevanten Merkmale für den vorgesehenen Einsatzzweck werden erfüllt. Die entscheidenden Faktoren sind die Verfügbarkeit vor Ort beziehungsweise der kontinuierliche Stoffstrom, kurze Transportwege und die ökonomisch und ökologisch sinnvolle Aufbereitung von mineralischen Abfällen. Diese Faktoren bedingen sich auch untereinander.

Stefan Schmidmeyer, Geschäftsführer Baustoff Recycling Bayern: „Sekundärbaustoffe müssen qualitativ hochwertig sein und nach Gütekriterien zertifiziert werden. Nur durch die Zertifizierung kann sichergestellt werden, dass alle bautechnischen und umweltrelevanten Eigenschaften, abgestimmt auf den jeweils geplanten Einsatzbereich, regelmäßig geprüft und die Anforderungen umfänglich eingehalten werden.“

Was da ist, sollte genutzt werden. Das gilt insbesondere für das Recyclingmaterial, aber eben auch für die Gewinnung der Primärrohstoffe, die in zahlreichen Einsatzgebieten noch immer alternativlos sind. Dass RC-Material künftig den gesamten Bedarf für das Bauen in Bayern decken kann, ist allerdings fern jeglicher Realität. „Letztendlich ist es für uns zweitrangig, ob Primär- oder Sekundärrohstoff. Wichtig ist, dass die Rohstoffversorgung regional sinnvoll sichergestellt ist. Das wird nur im Mengenmix gehen. Primärrohstoffe werden immer den Hauptanteil an der Bedarfsdeckung bilden“, sagt Geschäftsführer Dr. Bernhard Kling vom BIV.

Theorie und Praxis liegen weit auseinander: „Auch wenn wir gerne mehr möchten, wir müssen realistisch bleiben“

Zwei, die aus eigener Erfahrung berichten können, sind die Präsidenten der beiden Verbände. Der Präsident des BIV, Georg Fetzer, ist Mitglied der Geschäftsleitung eines Kies-, Sand- und Transportbetonunternehmens in Marktoberdorf. Seit nahezu 30 Jahren betreibt das Unternehmen an verschiedenen Standorten auch Bauschuttrecycling, stellt sich sozusagen jeden Tag der Herausforderung. Er zeichnet ein Bild der praktischen Umsetzung: „Recyclingmaterial als Zuschlag für Beton spielt bei uns so gut wie gar keine Rolle. Die Mengen und Qualitäten des angelieferten Materials reichen für die Produktion von Recyclingbeton nicht aus. Unser Unternehmen liegt in keinem Ballungsraum, es geht bei uns um lediglich 15.000 Tonnen Bauschutt pro Jahr. Unser Recyclingmaterial wird als zertifizierter Straßenbaustoff verkauft – und dadurch wird Primärrohstoff eingespart. Auch wenn wir gerne mehr möchten, wir müssen realistisch bleiben.“

Matthias Moosleitner, Inhaber der Moosleitner-Unternehmensgruppe und Präsident des Baustoffrecycling Bayern e.V., fehlt die Akzeptanz bei den Bauherren: „Qualitätsgesicherte und zertifizierte Sekundärbaustoffe sind den Primärbaustoffen bautechnisch gleichwertig. Trotz aller Anstrengungen unserer Mitgliedsbetriebe, qualitativ hochwertige Recyclingmaterialien anzubieten, sind insbesondere die öffentlichen Auftraggeber immer noch sehr zurückhaltend beim Einsatz von Recyclingbaustoffen. Dies ist nicht nachvollziehbar, insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Öffentliche Hand dahingehend eine gesetzlich verankerte Vorbildfunktion zu erfüllen hat und es auch an politischen Bekenntnissen Pro Recycling nicht mangelt.“

Eine Quote wäre aus Sicht beider Verbände kontraproduktiv

Eine faire Bewertung der regionalen Verfügbarkeit, technischen Machbarkeit und Ökobilanz macht staatliche Lenkungsmaßnahmen, wie etwa die Besteuerung der Primärrohstoffe, überflüssig. Sinnvoller als eine staatlich verankerte Quote zum Einsatz von Sekundärbaustoffen, ohne Rücksicht auf die regionalen Verfügbarkeiten, wäre eine Dokumentation des tatsächlich eingesetzten Recyclingmaterials (Substitutionsquote) durch den Baustoffproduzenten oder das Bauunternehmen. Auf der anderen Seite müssen aber auch rechtliche Hürden und bürokratische Hindernisse bei der Genehmigung von Aufbereitungsanlagen für mineralische Abfälle, deren Lagerung und der Zuschreibung eines Produktstatus abgebaut werden.

Das Positionspapier kann hier eingesehen werden.

Quelle: Bayerischer Industrieverband Baustoffe, Steine und Erden e.V. (BIV)

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