Klare Regeln dringend nötig.
Der Export von gebrauchten Lithium-Ionen-Batterien für Second-Life-Anwendungen aus Europa nach Afrika muss klaren Regeln folgen und besser kontrolliert werden. Das fordern Forschende und Umweltschützende des Öko-Instituts (Deutschland), von PAN-Ethiopia (Äthiopien), dem Centre for Sustainable Cycles (Ghana), dem Center for Justice Governance and Environmental Action (Kenia) und von SRADev (Nigeria).
Das zweite Leben von Lithium-Ionen-Akkus: In Afrika oder in Europa?
Angesichts der aktuell rasant wachsenden Zahl gebrauchter Batterien aus Elektrofahrzeugen, Bussen und E-Scootern wird die Frage nach einem ordnungsgemäßen End-of-Life-Management immer dringlicher. In der Europäischen Union werden zwar Recyclingkapazitäten aufgebaut, die Logistik- und Recyclingprozesse sind jedoch in der Regel mit erheblichen Kosten verbunden.
„Derzeit sehen wir einen Trend, gebrauchte Batterien an andere Länder zu ’spenden’“, sagt Batterieforscher Dr. Johannes Betz vom Öko-Institut. Viele Hersteller argumentieren, dass gebrauchte Batterien noch eingesetzt werden können – zum Beispiel bei Solarprojekten in Afrika. Immer mehr Projekte und Pressemitteilungen loben diesen sogenannten Repurposing-Ansatz als Lösung. „Die Wiederverwendung gebrauchter Lithium-Ionen-Batterien kann sicherlich viele Vorteile für die Umwelt bringen“, sagt Betz. „Aber angesichts des großen Bedarfs an Stromspeichern in Deutschland und der EU ist schwer zu verstehen, warum der Fokus auf dem Transport alter Batterien in Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen liegt.“
Hochwertige Batterien für Solarprojekte in Afrika
„Wir haben hier in Äthiopien einen sehr hohen Bedarf an Stromspeichern – vor allem in den kommenden Jahren“, sagt der Gründer und Geschäftsführer der äthiopischen NGO PAN-Ethiopia, Dr. Tadesse Amera. „Kleine und mittlere Solarlösungen mit Batteriespeichern spielen in vielen ländlichen Gemeinden eine entscheidende Rolle für saubere Energie. Wir benötigen jedoch keine minderwertigen Batterien mit begrenzter Restlebensdauer. Wir haben im Jahr 2000 das Basler Übereinkommen zur Kontrolle der grenzüberschreitenden Verbringung gefährlicher Abfälle unterzeichnet und wollen nicht als Mülldeponie für die giftigen Abfälle des Nordens missbraucht werden.“
„Wir müssen klare Regeln für den Versand gebrauchter Batterien in Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen festlegen“, fordert Phyllis Omido vom Center für Justice Governance and Environmental Action in Kenia. „Die Fehler, die beim Export alter Computer gemacht wurden, dürfen sich nicht wiederholen“, ergänzt Dr. Sampson Atiemo von der ghanaischen NGO Scycles. Noch vor 20 Jahren hieß es, dass alte IT-Geräte zur Entwicklung in Afrika beitragen würden. Doch die ökologischen und sozialen Folgen des unkontrollierten Elektroschrotthandels waren enorm. Und – genau wie IT-Geräte – enthalten Batterien zahlreiche gefährliche Stoffe, die am Ende des Produktlebenszyklus zum Problem werden können.
Mindeststandards basierend auf vier Säulen
Erstens müssen Altbatterien qualitativ gleichwertig mit den Batterien sein, die in den Zielländern üblich sind. Generell sollen nur hochwertige Batterien, die noch mindestens 80 Prozent ihrer ursprünglichen Energiespeicherkapazität aufweisen, exportiert oder gespendet werden können – nachgewiesen durch Tests unter realen Bedingungen.
Wenn die Altbatterien zweitens von gleicher Qualität sind wie neue Batterien, die üblicherweise in den Zielländern verwendet werden, sollten sie zudem einen Preisvorteil für die Akteure im Empfängerland aufweisen.
Drittens sollten die Batterien den internationalen Verfahren für den Handel mit gebrauchten Waren entsprechen. So muss beispielsweise vor dem Versand gebrauchter Batterien deren volle Funktionsfähigkeit nachgewiesen werden.
Als vierte Säule sollten alle Akteure, die Batterien – neu oder gebraucht – in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen auf den Markt bringen, verpflichtet werden, entsprechende Mengen im selben Land zu sammeln und fachgerecht zu recyceln. Angelehnt an die Systeme der erweiterten Herstellerverantwortung in EU-Ländern.
Aufbau einer Recyclingstruktur in Afrika
„Anstatt alte Batterien nach Afrika zu schicken, brauchen wir eigene umweltgerechte Recyclingkapazitäten für Lithium-Ionen-Batterien“, pflichtet Dr. Leslie Adogame von SRADev Nigeria bei. „Die Nachfrage nach Batterien wird sich vervielfachen, aber die Rücknahmelogistik, die Wiederverwendung und das Recycling vor Ort sind noch nicht geklärt.“ Es bedarf weiterer konzertierter Anstrengungen, um die Qualität importierter Batterien zu überwachen, inländische Rücknahmesysteme einzurichten und spezielle Wiederverwendungs- und umweltverträgliche Recyclingzentren für Batterien aus dem heimischen Gebrauch zu schaffen. „Aber bitte hört auf, den Export von Altbatterien nach Afrika überhaupt in Erwägung zu ziehen.“
Quelle: Gemeinsame Pressemitteilung des Öko-Instituts, PAN-Ethiopia, Centre for Sustainable Cycles, Center for Justice Governance and Environmental Action und SRADev