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Rohstoffe zur Papierherstellung im Jahr 2021 deutlich verteuert

Großhandelspreise für gemischtes Altpapier im September 2021 gegenüber Vorjahresmonat mehr als verdreifacht (+222,4 %) – Einfuhrpreise für Altpapier (+75,0 %) und Zellstoff (+45,7 %) im September 2021 deutlich höher als im Vorjahresmonat – Produktion von Druck- und Schreibpapier binnen zehn Jahren um 32 Prozent zurückgegangen – Erzeugerpreise für Verpackungspapiere und -pappen ziehen ebenfalls deutlich an.

Lieferkettenengpässe und die Folgen der Coronakrise haben zu steigenden Preisen auf dem Papiermarkt geführt. Vor allem zur Papierherstellung notwendige Rohstoffe wie Altpapier oder Zellstoff haben sich überdurchschnittlich verteuert, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt. So haben sich die Großhandelspreise für gemischtes Altpapier im September 2021 gegenüber dem Vorjahresmonat mehr als verdreifacht (+222,4 %). Papier- und Pappereststoffe waren im Großhandel zuletzt um 147,0 Prozent teurer. Aus dem Ausland importiertes Altpapier hat sich ebenfalls stark verteuert: Die Einfuhrpreise lagen im September 2021 um 75,0 Prozent über denen im September 2020. Auch Holz- und Zellstoff, ebenfalls ein wichtiger Rohstoff zur Papierherstellung – von Toilettenpapier bis Schreibpapier –, kostete bei Einfuhr im September 2021 deutlich mehr als im Vorjahresmonat (+45,7 %).

Produktion von Druck-, Schreib- und Kopierpapier im Jahr 2020 deutlich eingebrochen

Ein Grund für den Mangel an hochwertigerem Altpapier, welches für bestimmte Druckerzeugnisse wie Zeitungen benötigt wird, ist die seit Jahren sinkende Produktion von Papier zum Bedrucken, Beschreiben und Kopieren – sogenanntem grafischem Papier. Wurden 2010 noch 6,62 Millionen Tonnen solcher Papiere in Deutschland hergestellt, waren es 2019 noch 5,07 Millionen Tonnen – ein Rückgang um 23,4 Prozent.

Nach Ausbruch der Corona-Pandemie, als kaum Veranstaltungsflyer benötigt wurden und Firmen weniger Werbematerialien drucken ließen, ging die Produktion im Jahr 2020 noch einmal zurück: um 11,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 4,49 Millionen Tonnen. Insgesamt war das ein Rückgang binnen zehn Jahren um 32,2 Prozent. Da Printverlage die Umfänge von Zeitungen reduzierten, nahm auch die Produktion von Zeitungsdruckpapier ab: Mit 1,47 Millionen Tonnen wurde 2020 hierzulande 15,2 Prozent weniger Zeitungsdruckpapier hergestellt als im Jahr zuvor und 42,6 Prozent weniger als im Jahr 2010. Die Herstellung von Zeitungsdruckpapier brach auch europaweit ein: In den EU-27-Staaten wurde allein im Jahr 2020 mit 4,31 Millionen Tonnen fast ein Viertel (22,2 %) weniger produziert als im Jahr zuvor. Dieses Papier fehlt nun für die Wiederverwertung.

Die Papierindustrie in Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren zunehmend von der Produktion grafischer Papiere hin zu Verpackungspapieren und -pappen orientiert. Beispielsweise wurden von dem sogenannten Wellenpapier, das aus Altpapier hergestellt und zur Polsterung von Verpackungen und Kartons genutzt wird, 2010 noch 1,61 Millionen Tonnen in Deutschland hergestellt. 2020 waren es bereits 4,36 Millionen Tonnen – ein Anstieg um 170,3 Prozent. Die Papierindustrie in Deutschland ist eine der größten der Welt. Im Jahr 2019 erwirtschafteten die Unternehmen der Branche mit 160.000 Beschäftigten einen Umsatz von 45,41 Milliarden Euro.

3,4 Millionen Tonnen Altpapier zur Wiederverwertung von Januar bis August 2021 importiert

Ein großer Teil der benötigten Rohstoffe zur Papierherstellung wird nach Deutschland importiert. Von Januar bis August 2021 wurden insgesamt 3,41 Millionen Tonnen Papier und Pappe zur Wiederverwertung importiert, das war fast ein Viertel (22,1 %) mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Importe von Holz- und Zellstoff legten im Vergleichszeitraum zwar ebenfalls zu: um 7,7 Prozent auf insgesamt 2,97 Millionen Tonnen in den ersten acht Monaten dieses Jahres. Allerdings dürfte sich die ebenfalls große globale Nachfrage nach dem Rohstoff Holz, aus dem Zellstoff gewonnen wird, hier dämpfend ausgewirkt haben. Ein großer Teil des nach Deutschland eingeführten Zellstoffs kam zuletzt aus Schweden (18,3 %) und Finnland (14,2 %), die auch zu den weltweit wichtigsten Holzexport-Staaten zählen. Wichtigstes Herkunftsland war allerdings Brasilien mit einem Anteil von 22,9 Prozent.

Erzeugerpreise für einzelne Papierprodukte deutlich gestiegen

Steigende Rohstoffpreise und eine gewachsene Nachfrage vor allem nach Verpackungen und Kartonagen aus Papier und Pappe haben auch die Erzeugerpreise für bestimmte Papierprodukte deutlich steigen lassen. Besonders das sogenannte Wellenpapier, das aus Altpapier hergestellt und zur Polsterung von Verpackungen und Kartons genutzt wird, hat sich deutlich verteuert: plus 78,5 Prozent im September 2021 gegenüber dem Vorjahresmonat. Für sogenannte Testliner – aus Altpapier hergestelltes Deckpapier für Wellpappe – erzielten die Hersteller im September 2021 um 56,5 Prozent höhere Preise als ein Jahr zuvor. Dagegen fiel die Preissteigerung für grafisches Papier mit plus 5,3 Prozent gegenüber dem September 2020 sowie für Zeitungspapier mit plus 13,3 Prozent vergleichsweise gering aus.

Bei den Verbrauchern sind die deutlichen Preissteigerungen auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen bisher erst in vergleichsweise geringem Umfang angekommen. Papierprodukte wie Druckerpapier oder Schulhefte waren im September 2021 um 4,5 Prozent teurer als im Vorjahresmonat. Die Verbraucherpreise insgesamt legten im selben Zeitraum um 4,1 Prozent zu.

Mehr als 99 Prozent des hierzulande eingesammelten Altpapiers werden stofflich verwertet

Die Bedeutung des Rohstoffs Altpapier wurde hierzulande bereits vor Jahren erkannt. Inzwischen werden 99,3 Prozent der Papier-, Pappe- und Kartonage-Abfälle, die bei den privaten Haushalten und im Gewerbe getrennt eingesammelt werden, stofflich wiederverwertet – beispielsweise für die Herstellung von neuem Papier. Insgesamt 6,98 Millionen Tonnen Altpapier-Abfälle fielen im Jahr 2019 in Deutschland aus diesen Bereichen an, das waren 13,7 Prozent weniger als zehn Jahre zuvor.

Methodische Hinweise:

Der Berichtskreis der Produktionsstatistik umfasst Betriebe von Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten des Produzierenden Gewerbes. Dargestellt wird nach dem Güterverzeichnis für Produktionsstatistiken die Güterkategorie 1712 1 “Zeitungsdruckpapier; Büttenpapier und -pappe (handgeschöpft); Rohpapier und Rohpappe; grafische Papiere und Pappe“, die GP-Nr. 171211000 „Zeitungsdruckpapier“ sowie die GP-Nr.171234000 „Wellenpapier aus Altpapier“. Die Angaben zu Beschäftigten und Umsatz beziehen sich auf Unternehmen entsprechend der EU-Unternehmensdefinition.

Bei den Daten zum Import werden folgende Warenbereiche betrachtet: WA4707 „Papier und Pappe zur Wiederverwertung“ sowie WA4701-4706 „Halbstoffe aus Holz oder anderen cellulosehaltigen Faserstoffen“. Bei den hier betrachteten Altpapier-Abfällen handelt es sich sowohl um Verpackungen als auch um Altpapier aus Siedlungsabfällen sowie siedlungsähnlichen Abfällen.

Quelle: Destatis

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