Lieferengpässe, hohe Energiekosten und teure Rohstoffe sorgen dafür, dass die Preise wieder stärker steigen. Eine Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) unter 2.000 Unternehmen zeigt, dass besonders steigende Rohstoffpreise Unternehmen belasten. Besonders die Baubranche und die Industrie leiden unter der Entwicklung.
80 Prozent der deutschen Unternehmen erwarten mittelstark oder stark steigende Preise, weil Rohstoffe sich verteuert haben und Vorleistungen knapp sind, zeigt eine neue IW-Studie, für die 2.000 Unternehmen befragt wurden. 70 Prozent der Unternehmen berichten von mittelstark oder stark steigenden Energiepreisen. Etwa jedes zweite Unternehmen gibt an, die höheren Preise in hohem oder mittlerem Ausmaß weitergeben zu können. Das treibt vorübergehend die Verbraucherpreise: Im Vergleich zum Vorjahr stiegen sie im ersten Halbjahr 2021 um 1,8 Prozent. Das liegt zwar noch unter der 2-Prozent-Marke der Europäischen Zentralbank, ist aber deutlich zu spüren.
Viele Märkte verzeichnen steigende Preise
Für die gestiegenen Energiepreise sind vor allem anziehende Rohölpreise und höhere Energiesteuern verantwortlich. Im zweiten Quartal 2021 machten sie ein Drittel der Preissteigerung aus. Einen besonderen Effekt auf die Preise hatten auch Lieferengpässe. So fehlt es nicht nur an Halbleitern, sondern auch an Frachtschiffen und einigen Industrierohstoffen. Starke Preistreiber sind darüber hinaus Transportgebühren auf Vorleistungen. Im April 2021 kostete der Umschlag eines Seecontainers auf einer Standardroute 3.000 Euro – Anfang 2020 waren es noch 500 Euro.
Eine Teuerung von durchschnittlich 25 Prozent verzeichneten die Holzpreise und belasten damit besonders die Baubranche. Verantwortlich für die Knappheit sind Waldbrände in Kalifornien sowie geringere Holzexporte aus Russland. Bei einem Teil der Preissteigerungen dürfte es sich um Nachklänge der Pandemie handeln. Viele Branchen waren von der schnellen Erholung der Weltwirtschaft überrascht und konnten Kapazitäten nicht ausreichend erhöhen.
Langfristiger Trend oder Echoeffekte der Pandemie?
Fraglich ist, ob es sich hierbei um Echoeffekte der Pandemie handelt oder um einen längerfristigen Trend. Für die IW-Ökonomen handelt es sich bei den Problemen der Angebotsseite vorwiegend um Folgen der Pandemie. Mit dem Ende von Lieferengpässen und der Verknappung des Angebots bis Ende des Jahres dürfte die derzeit hohe Nachfrage nach Gütern gedeckt werden. Bis dahin halten die IW-Wissenschaftler anhaltende Preissteigerungen jedoch für möglich. „Mittelfristig rücken für Unternehmen neben den Preissprüngen bei Vorleistungen, Rohstoffen und der Energie auch die Arbeitskosten wieder in den Blick“, sagt IW-Ökonom Matthias Diermeier. „Trotzdem gehen wir perspektivisch aber wieder von einer Normalisierung aus – sobald die vielen Sondereffekte verarbeitet sind.“
Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft (IW)