Ziel dieser neuen Instanz ist der Austausch zwischen wichtigen Akteuren beider Länder zum verantwortungsvollen Abbau des „Weißen Goldes“.
Am 27. Juli 2021 erfolgte der Startschuss für die neue deutsch-chilenische Lithium-Arbeitsgruppe, die zu einem besseren Austausch zwischen den Stakeholdern beider Länder sorgen soll. Auf Einladung der Deutsch-Chilenischen Industrie- und Handelskammer (AHK Chile), die auch Kompetenzzentrum für Bergbau und mineralische Rohstoffe ist und durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert wird, haben sich Experten aus beiden Ländern im Rahmen eines öffentlich zugänglichen Webinars zu aktuellen Fragestellungen des Lithiummarktes ausgetauscht. Der Chemiekonzern Sociedad Química y Minera de Chile (SQM) mit Hauptsitz in Santiago beteiligt sich aktiv an diesem binationalen Dialog und gab in dem Webinar umfassenden Einblick in sein Umweltmonitoring im Salar de Atacama.
Nachhaltige Trendwende unumgänglich
Im Rahmen der globalen Energiewende und dem damit verbundenen Ausbau der Elektromobilität erhält die Sicherung von Rohstoffen für die dafür notwendigen Zukunftstechnologien immer größere Bedeutung. Soll die Klimawende gelingen, ist eine erhöhte Nachfrage nach Rohstoffen unabdingbar und in diesem Kontext steht die mineralgewinnende Industrie im Mittelpunkt.
„Ein Land wie Chile, in dem der Bergbau die wichtigste Branche ist, kann seine strategische Bedeutung als Lieferant von Mineralien wie Kupfer und Lithium nutzen, um die grüne Wende der globalen Wirtschaft zu unterstützen. Damit dies gelingt, müssen die Lieferanten einen verantwortungsvollen Abbau dieser Ressourcen sicherstellen“, erklärte Iris Wunderlich, Project Leader Mining & Sustainability bei der AHK Chile.
Die Expertin leitet die neue Arbeitsgruppe, die vom Kompetenzzentrum für Bergbau und Rohstoffe der Deutsch-Chilenischen Industrie- und Handelskammer mit Unterstützung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) ins Leben gerufen wurde. Nicht nur im europäischen Kontext, sondern weltweit steigen die Anforderungen an die Rückverfolgbarkeit jedes einzelnen Schrittes in der Wertschöpfungskette – was auch der Green Deal der EU unterstreiche. Um bei der Versorgung dieser Märkte mit Rohstoffen mittel- und langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, sei eine nachhaltige Trendwende unumgänglich:
„Deutschland ist als Lieferant von Technologien für Green Mining ein strategischer Partner für Chile. Andererseits sind Technologien `made in Germany` in hohem Maße von Ressourcen wie Lithium und Kupfer abhängig. Mit anderen Worten: Wir brauchen uns gegenseitig. Deshalb erschien es uns als Kammer wichtig, diese neue Brücke zwischen unseren Ländern rund um ein so wichtiges Thema wie das Lithium zu schlagen“, unterstrich Wunderlich.
Green Deal und digitale Transformation – Nachfrage nach kritischen Rohstoffen wird „dramatisch“ steigen
Die Gründung der Arbeitsgruppe wurde offiziell im Rahmen eines Webinars zum Thema Hydrologie und Lithiumgewinnung im Salar de Atacama bekannt gegeben. Andrea Jünemann und Annika Glatz vom Referat für Internationale Rohstoffpolitik des BMWi sowie Cornelia Sonnenberg, Geschäftsführerin der AHK Chile, begrüßten die Repräsentanten von Unternehmen, Institutionen und offiziellen Stellen aus beiden Ländern. Zukünftig wird jede Sitzung einen anderen Themenschwerpunkt haben, der jeweils von der Gruppe als relevant definiert wird. Entsprechende Experten und Akteure aus dem öffentlichen, privaten und sozialen Bereich werden zusätzlich eingeladen.
Im ersten Teil der Auftaktveranstaltung wurde ein Überblick über den Lithiummarkt, sowohl aus der Sicht der Käufer als auch der Lieferanten gegeben. Die Vorträge hielten Michael Schmidt, Economic Geologist & Senior Analyst der Deutschen Rohstoffagentur (DERA), sowie Jorge Cantallopts, Direktor für Studien und öffentliche Politik der chilenischen Kupferkommission Cochilco (Agentur des Bergbauministeriums).
Schmidt ging darauf ein, wie der Green Deal und die digitale Transformation bis zum Jahr 2050 zu einem dramatischen Anstieg der Nachfrage nach kritischen Rohstoffen führen werden. Lithium steht bereits seit Ende 2020 auf dieser Liste und ist insbesondere für die deutsche Automobilbranche mit ihrem rasanten Trend in Richtung Elektromobilität relevant – ein Transformationsprozess, der keinesfalls zu Lasten der Stabilität sensibler Ökosysteme gehen dürfe.
Wie können die hydrologischen Herausforderungen im Salar gemeistert werden?
Eine der Herausforderungen bei der Lithiumgewinnung aus Solen liegt in der Nutzung der Wasserressourcen. Dieses Thema wurde im zentralen Block des Webinars angesprochen, der sich auf das hydrogeologische System des Salar de Atacama konzentrierte.
Pablo Terrazas, Executive Vice President der chilenischen Wirtschaftsförderung Corfo, und Beatriz Olivares, Hydrogeologin derselben Institution, präsentierten zum ersten Mal vor einem internationalen Publikum das integrierte hydrologische Modell des Salarbeckens. „Im Hinblick auf eine nachhaltige wirtschaftliche Reaktivierung arbeiten wir an verschiedenen Fronten, um grünes Lithium zu fördern, das zur Entwicklung der Elektromobilität beiträgt. Letztere ist ein Schlüsselelement zur Reduzierung der Treibhausgase landes- und weltweit. Durch die Nutzung von Solarenergie und den verantwortungsvollen Umgang mit Wasser bewegen wir uns auf ein zunehmend nachhaltiges Chile zu“, schilderte Terrazas.
Corrado Tore, Senior Director of Hydrogeology bei SQM, präsentierte das von dem Unternehmen eingeführte hydrologische Umweltüberwachungssystem und hob hervor, dass „diese Online-Überwachung, die allen Interessenten zur Verfügung steht, nicht nur unabdingbar ist, um die Entwicklung natürlicher Systeme zu verfolgen, sondern auch um durch numerische Modelle deren Management und eine Vorhersage unter verschiedenen natürlichen und anthropogenen Szenarien kontinuierlich zu verbessern.“
Vor einer dynamischen Diskussionsrunde, verwies Ellen Lenny-Pessagno, Vice President Global Lithium Sustainability und Country Manager von Albemarle Chile, auf die Rolle eines nachhaltigen chilenischen Lithiums für die Welt. „Nachhaltig zu sein, ist heute keine Option, sondern eine Verpflichtung. Und es reicht nicht, dies nur zu sagen – es müssen Taten folgen. Deshalb sind wir dabei, uns nach dem anspruchsvollen IRMA-Standard zertifizieren zu lassen, zusätzlich zu unserer kontinuierlichen Arbeit mit den indigenen Völkern des Salar de Atacama, da Dialog, Vertrauen, Transparenz und die Schaffung gemeinsamer Werte von grundlegender Bedeutung sind“, betonte sie.
Quelle: AHK Chile