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„Grüner“ Stahl: „Klimaschutz wird aus Schrott gemacht!“

Stahlrecycler kritisieren Fokus der Bundesregierung auf wasserstoffbasierte Stahlherstellung.

Für die Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen e. V. (BDSV) greift die hauptsächlich wasserstoffbasierte Strategie der Bundesregierung und der Stahlhersteller zur Herstellung von „grünem“ Stahl viel zu kurz. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmeier hatte jüngst auf der Wasserstoffkonferenz mit dem Stahlverband WV Stahl und IG Metall verkündet, das die Bundesregierung und die Stahlkocher in Deutschland beim Umbau der Schwerindustrie zu einer klimafreundlicheren Produktion aufs Tempo drücken wollen. Die BDSV kritisiert, dass im überarbeiteten Handlungskonzept Stahl der Bundesregierung der Einsatz von Stahl- und legiertem Stahlschrott zur Reduzierung der CO2-Emissionen eine völlig untergeordnete bis gar keine Rolle spielt:

„Während die Bundesregierung Steuergelder hauptsächlich in wasserstoffbasierte Stahlproduktion steckt, investiert die Stahlrecyclingbranche seit mehr als einem Jahrhundert ihr privates Geld in direkten Klimaschutz. Jede Tonne Stahlschrott, die in der Stahlproduktion eingesetzt wird spart 1,67 Tonnen CO2, jede Tonne Edelstahlschrott sogar 4,3 Tonnen CO2. Mit dem Einsatz von 93,8 Millionen Tonnen Stahlschrott konnten in der EU im Jahr 2018 allein 157 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden, was den CO2-Emission aller Automobile in Frankreich, Großbritannien und Belgien entspricht.

Dieses beeindruckende CO2-Einsparpotential außer Acht zu lassen ist nicht nur unverständlich, sondern unklug, will man das ambitionierte Ziel der Klimaneutralität auch in der Stahlproduktion bis 2050 tatsächlich erreichen. Stahl- und Edelstahlschrott ist beliebig oft ohne Qualitätsverluste recycelbar und spart vor allem Primärressourcen wie Erze und Kokskohle, deren Abbau und Transport ebenfalls sehr CO2-intensiv sind.“

Derzeit prüft das Institut Fraunhofer IMW in Rahmen eines Forschungsprojekts im Auftrag der BDSV die mögliche Beteiligung der Stahlrecyclingbranche an einem EU-ETS-System, um den Schrotteinsatz zu fördern. Eine weitere Lösung hierfür könnte eine gesetzlich festgeschriebene Mindesteinsatzquote von Stahlschrott in der Stahlproduktion sein. Das würde nicht nur den Einsatz von Sekundärrohstoffen fördern, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit der Stahlrecyclingwirtschaft erhöhen.

Freie Märkte für Recyclingrohstoffe: Stahlschrott ist kein Abfall, sondern ein Klimaschutzprodukt

Darüber hinaus fordert die BDSV eine Unterscheidung von Sekundärrohstoffen und Abfällen ohne Wert im Rahmen der Revision der EU-Abfallverbringungsverordnung (Verordnung Nummer 1013/2006 über die Verbringung von Abfällen). Derzeit drohen Handelshemmnisse für Sekundärrohstoffe durch die geplante Verschärfung der Vorschriften für die Verbringung von grün gelisteten Abfällen in Drittländer. Denn Stahlschrott ist kein Abfall, sondern ein Klimaschutzprodukt, sagt der Verband. Zudem könnten durch den weltweiten Handel mit Recyclingstahl Rohstoffkreisläufe geschlossen und damit Primärrohstoffe ersetzt werden. Eine Exportbeschränkung wäre klimapolitischer Unsinn.

Die gravierenden Folgen von Exporthemmnissen wären weniger Sammlung und Aufbereitung von Schrott, weniger Investitionen auch in Forschung und Entwicklung und der Verlust einer wirtschaftlichen Basis für das Stahlrecycling, wenn sich Schrottpreise nicht mehr frei am Weltmarkt bilden. Die Stahlrecyclingunternehmen wären in ihrer Existenz bedroht.

Quelle: BDSV

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