Die EU soll bis 2050 klimaneutral werden. Das neue EU-Klimagesetz, auf das sich das Europäische Parlament und die Mitgliedstaaten vergangene Woche geeinigt haben, soll aus diesem politischen Versprechen eine bindende Verpflichtung machen.
Das neue EU-Klimagesetz erhöht das EU-Emissionsreduktionsziel bis 2030 von 40 auf mindestens 55 Prozent gegenüber den Werten von 1990. Das wird nicht nur in Europa, sondern auch in Deutschland zu rechtlichen Veränderungen führen müssen, ist der bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V. überzeugt.
Ein wichtiger Baustein zur Erreichung dieses Zieles ist die Vermeidung von Treibhausgas-Emissionen. Hier kann die Recycling- und Entsorgungsbranche einen wichtigen Beitrag leisten. Deshalb tritt der bvse nach den Worten von Hauptgeschäftsführer Eric Rehbock dafür ein, deutlich schneller und umfassender als bisher geplant die Deponierung von Haushaltsabfällen in der Europäischen Union zu verbieten. Durch das Ende der Deponierung in Deutschland konnten erhebliche Mengen an CO2 eingespart werden. Um die jetzt deutlich erhöhten Ziele zu erreichen, komme man nach Ansicht des bvse um ein klares Verbot der Deponierung von unbehandelten Abfällen in Europa nicht mehr herum.
In einer modernen Rohstoffwirtschaft sollte es darum gehen, das gesamte Spektrum der Abfallbehandlung möglichst sinnvoll miteinander zu verbinden
Auch die Einbeziehung von Müllverbrennungsanlagen am CO2-Emmissionshandel ist nach Ansicht des Recyclingverbandes erforderlich. Um hinsichtlich der Ziele der Abfall-Verwertungshierarchie eine Lenkungswirkung zu entfalten, bedarf es nach Ansicht des bvse der Nutzung der Abfallstoffe entlang einer Kaskade. Letztendlich sollte es in einer modernen Rohstoffwirtschaft darum gehen, das gesamte Spektrum der Abfallbehandlung möglichst sinnvoll miteinander zu verbinden. Dazu gehören die weitgehende Getrennthaltung der Abfallstoffe bereits an der Erfassungsstelle sowie ein Vorbehandlungsgebot, um den Recyclinganteil möglichst hoch zu halten.
Und genau an dieser Stelle steht die Kreislaufwirtschaft mit dem Emissionshandel in direkter Verbindung. Denn mit einer Besteuerung der Verbrennung steigen zwangsläufig die Kosten für diesen Prozess. Höhere Verbrennungspreise verstärken dabei die Bemühungen, mehr Stoffe für das Recycling getrennt zu halten oder aus einem Gemisch auszusortieren. „Ist der Verbrennungspreis hoch, wird weniger Material unsortiert verbrannt. Ein umweltpolitisch gewollter Effekt“, erklärt Rehbock.
„Hier geht noch viel mehr!“
Als weiteren Baustein sieht der Recyclingverband die Substitution von Neuware durch Rezyklate. Bei der Herstellung von Kunststoffprodukten können bis zu 50 Prozent der bei der Herstellung von Neuware emittierten CO2äq-Emissionen eingespart werden, führt hierzu bvse-Vizepräsident Herbert Snell aus.
Durch die Verknappung im Bereich der Neuware in diesem Jahr und dem daraus resultierenden verstärkten Einsatz von Rezyklaten wird durch die Kunststoff-verarbeitende Industrie demonstriert, dass die in den letzten Jahren geäußerten Vorbehalte nicht stimmig sind. Würde es all die aufgezeigten Hindernisse wirklich geben, wäre die derzeitig hohe Rezyklateinsatzquote nicht erklärbar.
Es beweist auch, dass der Rezyklateinsatz heutzutage nur ökonomisch getrieben ist und noch nicht im ausreichenden Maß vor dem Hintergrund von CO2-Einsparungen und damit Klimazielen erfolgt. Snell: „Hier geht noch viel mehr!“
Das vieldiskutierte chemische Recycling, welches noch nicht im industriellen Maßstab existiert, kann nach heutigen Erkenntnissen keine vergleichbare CO2-Einsparung wie das werkstoffliche Recycling vorweisen. Es ist also auch aus Klimaschutzgründen keine Alternative zum werkstofflichen Recycling.
Freiwillige Lösungen greifen nicht
„Vor diesem Hintergrund müssen alle Anstrengungen unternommen werden, das werkstoffliche Recycling von Kunststoffen zu fördern. Hierzu gehört eine Rezyklateinsatzquote, da die vergangenen Jahre aufgezeigt haben, dass freiwillige Lösungen nicht greifen. Es muss das Ziel sein, die Preise für Rezyklate von der Preisentwicklung bei Neuware zu entkoppeln. Fixe Kosten für die Erfassung, Sortierung und das Recycling können nicht den Schwankungen des Weltmarkts für Neuware unterworfen werden. Damit gibt es keine Planungssicherheit für die Recyclingindustrie. Nur mit einer solchen Rezyklateinsatzquote gibt es für die werkstofflichen Recycler Investitionssicherheit in die Zukunft“, führt bvse-Vizepräsident Herbert Snell abschließend aus.
Quelle: bvse