Die FES Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH hat letzte Woche bereits das zweite vollelektrisch angetriebene Müllfahrzeug getestet. Der Geesinknorba Lion Power Pro, ein Dreiachser mit Lithium-Ionen-Batterien, war in den nördlichen Stadtteilen Frankfurts auf verschiedenen Touren und bei der Sammlung verschiedener Abfallfraktionen im Einsatz.
Einen ersten, von großem öffentlichem Interesse begleiteten Test hatte es im Februar mit Futuricum aus der Schweiz gegeben. FES bereitet aktuell eine europaweite Ausschreibung zum Kauf von fünf vollelektrischen Müllfahrzeugen vor und hat dazu eine Förderung beim Bundesverkehrsministerium beantragt.
Technik-Fachleute von FES prüften in verschiedenen Belastungstests, ob die „Löwenkraft“ von Geesinknorba den spezifischen Anforderungen einer typischen Frankfurter Entsorgungstour gewachsen ist: enge Straßen, dichte Bebauung, viel Stop-and-Go, 800-900 zu ladende Gefäße pro Tag. Die Batterien sollten dabei nur einmal, nämlich über Nacht, im Depot in Frankfurt Heddernheim geladen werden.
Die naheliegende Besonderheit eines Fahrzeugs aus Großbritannien ist in der Entsorgung keine. Auch beim FES-Seitenlader, in dem der Fahrer selbst per Greifmechanismus die bereitgestellte Tonne aufnimmt, ist das Steuer auf der rechten Seite. FES setzte für den Test konsequenterweise Fahrer ein, die sonst Seitenlader fahren.
Der britische Hersteller hat den Antrieb des Fahrzeugs bei einer niederländischen Firma elektrifizieren lassen. Die maximale Antriebsleistung beträgt 325 PS. Die Batterie stellt vollgeladen 200 Kilowattstunden bereit. Die beim Bremsen freiwerdende Energie wird zurückgewonnen. Wie das herkömmliche Diesel Euro VI-Müllfahrzeug kann der Geesinknorba – abhängig von der Batteriegröße – bis zu elf Tonnen Nutzlast laden. Der Anschaffungspreis des Lion Power Pro ist mehr als doppelt so hoch wie der eines herkömmlich dieselbetriebenen Müllfahrzeugs.
FES setzt bereits seit 2009 auf Elektromobilität. Aktuell lässt das Unternehmen ein Müllfahrzeug, einen Mülltonnentauscher und ein Pritschenfahrzeug der Straßenreinigung nachträglich auf Elektroantrieb umzurüsten. Der Test des erdgas-elektrisch betriebenen Prototyps „Silent Green“ steht vor dem Abschluss. Der FES-Fuhrpark insgesamt umfasst im Moment 16 Elektro-PKW und drei Elektro-Nutzfahrzeuge. Im Unternehmen gibt es bereits 15 Schnellladestationen für E-Fahrzeuge, die letzten sechs wurden vom Hessischen Wirtschaftsministerium zu 40 Prozent gefördert.