Anzeige

DUH für Verbot von Mikroplastik in Reinigungs-, Hygiene- und Kosmetikartikeln

Für den Gewässer-, Meeres- und Gesundheitsschutz sei ein schnelles Verbot von Produkten mit zugesetzten Kunststoffpartikeln nötig. Ebenfalls notwendig seien ein Vermeidungsziel für Plastikverpackungen, die Ausweitung des Einwegpfandes, Wiederverwendungsquoten und die Verteuerung des Einsatzes von Verpackungsmaterialien.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert von Bundesumweltministerin Svenja Schulze ein Verbot für das Zusetzen von Mikroplastik in Reinigungs-, Hygiene- und Kosmetikartikeln sowie in vielen weiteren Produkten, wie Farben oder Beschichtungen. Der Umwelt- und Verbraucherschutzverband unterstützt mit seiner Verbotsforderung die von den Bundesländern Thüringen und Hamburg initiierte Bundesratsinitiative zur Einschränkung von Mikroplastikeinträgen in die Umwelt. Besonders die Oberflächengewässer in Deutschland sind dadurch einer neuen Bedrohung ausgesetzt. Der Bundesrat befasst sich am 15. Februar 2019 mit dem Entschließungsantrag der beiden Bundesländer. Die DUH fordert die Bundesländer auf, dem Antrag zuzustimmen.

Zum Schutz heimischer Gewässer und der menschlichen Gesundheit sei es neben dem Verbot von Produkten mit zugesetztem Mikroplastik besonders wichtig, den Anfall unnötiger Plastikverpackungen drastisch zu reduzieren. In Deutschland würden Jahr für Jahr neue Rekordwerte bei der Inverkehrbringung von Verpackungen erreicht. Viele davon würden noch immer achtlos in der Umwelt entsorgt. Dies trage massiv zur Freisetzung von sekundärem Mikroplastik bei. Um dieses Problem zu lösen, seien die Festlegung eines Abfallvermeidungsziels, Wiederverwendungsquoten, die Ausweitung des Einwegpfandes und die Verteuerung des Einsatzes von Verpackungsmaterialien notwendig.

Das Problem endlich in Angriff nehmen

„Dass die Weltmeere durch viele Millionen Tonnen Plastikmüll belastet werden, wissen mittlerweile viele Menschen. Weniger bekannt ist jedoch die Belastung unserer Binnengewässer durch Mikroplastik. Vom Alpenvorland bis zum Peenestrom, vom Dorfteich bis zu Deutschlands größten Flüssen. Es ist eine kaum wahrnehmbare Gefahr, die sich immer stärker aufbaut“, warnt der DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. „Wir wissen, dass Mikroplastik beim Zerfall gefährliche Chemikalien freisetzt und bei Muscheln Entzündungsreaktionen hervorruft. Plastikpartikel die im Wasser treiben, binden weitere Schadstoffe an sich, beispielsweise Antibiotika und Rückstände längst verbotener Umweltgifte wie DDT. Empfindliche Arten wie der Fischotter, dessen dramatischer Rückgang in Europa auch auf Umweltgifte zurückgeführt wird und dessen Bestand sich gerade erst wieder erholt, könnten bald vor neuen Problemen stehen, wenn sie über die Nahrung vermehrt Mikroplastik aufnehmen.“

Müller-Kraenner fordert: „Angesichts des bestehenden Ausmaßes der Verbreitung von Mikroplastik in der aquatischen Umwelt muss Umweltministerin Svenja Schulze das Problem endlich in Angriff nehmen. Freiwillige Selbstverpflichtungen der Wirtschaft, die zudem nicht kontrolliert werden, reichen nicht aus. Wir brauchen ein schnelles nationales Verbot von Mikroplastik. Nicht nur in Kosmetikartikeln, sondern überall da, wo es Produkten absichtlich zugesetzt wird.“

Ähnlich äußert sich die Europäische Chemikalienagentur (ECHA), die sich nicht nur für eine Begrenzung von Mikroplastik in Kosmetika, Wasch- und Reinigungsmitteln ausspricht, sondern auch in Farben, Beschichtungen, Baustoffen, Arzneimitteln sowie Produkten der Land-, Öl- und Gaswirtschaft. Gemäß dem Vorsorgeprinzip sollte auch der Einsatz von Flüssigkunststoffen vermieden werden.

Die europäischen Nachbarn ziehen an Deutschland vorbei  

Trotz der Empfehlungen der Europäischen Chemikalienagentur braucht eine europäische Regelung nach DUH-Auffassung noch viel Zeit. Deshalb seien nationale Maßnahmen, die jetzt umgesetzt werden, besonders wichtig. Die Sorge um die Umwelt und Gesundheit der Menschen hat beispielsweise in Schweden, Italien und Großbritannien zu nationalen Verboten der absichtlichen Verwendung von Mikroplastik in bestimmten Verbraucherprodukten geführt. Deutschland müsse nun nachziehen.

„Es gibt Ziele zum Klimaschutz, zur Luftreinhaltung und zur Wasserqualität. Es ist nicht nachvollziehbar warum es noch immer kein Vermeidungsziel gibt, welches die Schäden durch die Herstellung und oftmals achtlose Entsorgung von Verpackungen in der Natur verringert. Ohne die Festlegung einer verbindlichen Zielmarke werden die Abfallberge und auch der Eintrag von sekundärem Mikroplastik in die Umwelt nicht viel kleiner werden“, sagt die Stellvertretende DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz.

Mit gutem Beispiel gehe Österreich voran: Die Verabschiedung eines Minderungsziels für Plastikverpackungen von 20 Prozent bis 2025 zeige eindrücklich, wie man wirksam gegen unnötigen Einweg-Plastikmüll vorgehen kann. Für Deutschland fordert die DUH die Festlegung eines Ziels von maximal 120 Kilogramm Verpackungsabfall ab 2025 und 90 Kilogramm ab 2030 pro Kopf und Jahr. Derzeit liegt der Verbrauch bei mehr als 220 Kilogramm.

Neumaterial für Plastikverpackungen verteuern

Neben Vermeidungszielen sind auch Wiederverwendungsziele notwendig, weil diese zur Mehrfachnutzung von Verpackungen und damit zur Einsparung von Plastik führen. Neben der Umsetzung der Mehrwegquote für Getränkeverpackungen von 70 Prozent sollten weitere separate Wiederverwendungsziele für Versand-, Transport-, Lebensmittel- und andere Verkaufsverpackungen festgelegt werden. „Wenn weniger unnötige Plastikverpackungen hergestellt werden, dann können sie auch nicht in die Umwelt gelangen. Hierzu muss Neumaterial für Plastikverpackungen allerdings deutlich teurer werden, indem für Lizenzentgelte eine Mindesthöhe mit ausreichender Lenkungswirkung sichergestellt oder eine Ressourcenabgabe erhoben wird“, sagt Metz.

Etwa die Hälfte der in Deutschland konsumierten Säfte und Nektare wird nach Kenntnislage der DUH in unbepfandeten Einweg-Plastikflaschen verpackt. Ohne ein Pfand landeten viele dieser Flaschen in der Umwelt oder dem Restmüll. Die Ausweitung des Einwegpfandes würde dafür sorgen, dass fast alle Plastikflaschen zukünftig im Handel wieder zurückgegeben werden.

Quelle: Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH)

KÖNNTE SIE AUCH INTERESSIEREN

Schlagzeilen

Anzeige

Fachmagazin EU-Recycling

Translation