Düsseldorf — Mit seiner Ankündigung, 25 Prozent Importzölle auf Stahl zu erheben, hat US-Präsident Donald Trump die Weltwirtschaft in Aufruhr versetzt. Obwohl derzeit lediglich Ankündigungen vorliegen und somit keine konkreten verbindlichen Regelungen, ist die Sorge um drastische Einbußen und Verlust von Arbeitsplätzen in der europäischen und deutschen Stahlwirtschaft offenbar groß. Auch die Stahlrecyclingbranche, als wichtiger Zulieferer der Stahlindustrie, zeigt sich besorgt über die Auswirkungen möglicher Umlenkungen von weltweiten Handelsströmen, die eine mögliche Folge der US-Strafzölle auf Stahlimporte sein könnten.
US-Präsident Trump versucht mit seiner Aktion, streng nach dem Motto „America first!“, die schwach ausgelastete US-Stahlindustrie zu stärken. Zahlreiche Produktionsstätten sind veraltet, die Energiekosten jedoch weiterhin günstig. In der Folge mussten seit dem Jahr 2000 circa zehn Stahlwerke in den USA schließen. Für die Weltstahlindustrie ist die Lage jedoch sehr komplex: Seit Jahren kämpfen viele Regionen mit erheblichen Überkapazitäten. Seit China allein rund die Hälfte der Weltrohstahlproduktion (Welt: 1,6 Mrd. t, China: 830 Mio. t) erzeugt, gibt es für Rohstahl einen erheblichen Kampf um Absatzgebiete. In Europa und insbesondere in Deutschland belasten zudem hohe Umweltauflagen und teure Energie die Stahlerzeugung. Derzeit exportiert Deutschland ca. 1 Mio. Tonnen Stahl in die USA.
Unklare Auswirkungen auf den weltweiten Absatz von Stahlschrott
Beispielweise ist die Türkei mit rund 12 Mio. Tonnen (2017) der mit Abstand größte Abnehmer von Stahlschrott aus Deutschland. Dort produzieren viele Elektrostahlwerke Stahl unter Verwendung von bis zu 100 Prozent Stahlschrott. Mit US-Strafzöllen auf Stahl könnte jedoch der Absatzmarkt der Türkei wegbrechen, weil billiger Importstahl den Markt überschwemmt. Da es sich beim Stahlschrott um ein weltweites Handelsgut handelt, liegen Marktverwerfungen bei unorganisierten Eingriffen in das Marktgeschehen auf der Hand.
In diesem Zusammenhang mahnt BDSV Präsident Andreas Schwenter jedoch vor Aktionismus hinsichtlich möglicher Gegenmaßnahmen: „Zunächst müssen die konkreten Handelsbeschränkungen vorliegen und die Auswirkungen auf die Stahlrecyclingbranche sorgfältig bewertet werden. Handelskriege sind jedenfalls für keinen zielführend.“
Die Welthandelsorganisation (WTO) rüstet sich schon jetzt für eine Gegenwehr. Da die USA unter anderem behaupten, mit den Strafzöllen auf Stahl ihre „nationale Sicherheit“ zu schützen, muss der WTO der Nachweis gelingen, dass die Vereinigten Staaten von Amerika lediglich zu allgemeinen Schutzmaßnahmen für die heimischen Stahlwerke greifen, die in dieser Form nicht zulässig wären.
Quelle: Bundesvereinigung deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen e.V.