Anzeige

Sekundärrohstoffe und die Chance für unsere Zukunft

Am 29. Oktober 2025 fand das „RAL Forum Kreislaufwirtschaft: Sekundär ist das neue Primär“ statt. Mehr als 150 Teilnehmende online und vor Ort in Bonn folgten den Vorträgen und Diskussionen rund um das Thema Sekundärrohstoffe.

Bereits zum dritten Mal in Folge drehte sich beim RAL Forum in Bonn alles um die Kreislaufwirtschaft. Im Fokus diesmal: das Potenzial der sekundären Rohstoffe. Diese werden aus Abfällen oder ausgedienten Produkten gewonnen und durch Recycling wieder in den Rohstoffkreislauf zurückgeführt. Sie kommen in vielen Bereichen zum Einsatz, zum Beispiel in der Verpackungs-, Bau- oder Textilindustrie.

Die Nutzung von Sekundärrohstoffen schont wertvolle Ressourcen, stärkt die wirtschaftliche Unabhängigkeit und reduziert gleichzeitig Umweltbelastungen. So die Theorie – denn trotz aller Vorteile stehen Sekundärrohstoffe noch vor einigen Hürden. Es fehlen häufig finanzielle Anreize, regulatorische Rahmenbedingungen oder schlicht die Akzeptanz der Verbraucher.

Zu wenig genutztes Potenzial 

Moderator Sven Fischer und RAL Präsident Boris Schubert eröffneten die Veranstaltung – in freudiger Erwartung vieler spannender Impulse rund um „das Gold unserer Zukunft“, wie Sven Fischer die Sekundärrohstoffe betitelte.

Dr.-Ing. Hartmut Pflaum vom Fraunhofer-Institut für Umwelt, Sicherheit und Energietechnik war der erste Redner des Tages. Er betonte: Zirkuläres Wirtschaften ist eine Lösung für viele Probleme unserer Zeit. Jedes Jahr werden ungefähr 100 Milliarden Tonnen Rohstoffe aus der Umwelt entnommen, Tendenz steigend. Aktuell werden nur knapp sieben Prozent davon wieder in den Materialkreislauf zurückgeführt. Das Potenzial von sekundären Rohstoffen wird zum einen wenig genutzt, zum anderen fällt nach wie vor sehr viel Abfall an.

Wie kriegen wir mehr Rezyklat in die Verpackung?

Nach ihm betrat Eleonore Eisath von der Verpackungsagentur MILK die Bühne. Ihr Thema: Wie kriegen wir mehr Rezyklat in die Verpackung? Schnell wurde klar, dass es vor allem zwei große Hürden gibt. Die erste ist die Regulatorik – so sind zum Beispiel in Deutschland im Lebensmittelbereich Rezyklate nur bei Flaschenverpackungen zugelassen. Die zweite Hürde liegt in der Akzeptanz der Verbraucher, die oft Verpackungen als nachhaltig empfinden, die gar nicht nachhaltig sind.

Dr. Ina-Maria Becker, Head of Sustainability bei Der Grüne Punkt Deutschland sowie stellvertretende Vorsitzende der RAL Gütegemeinschaft Rezyklate aus haushaltsnahen Wertstoffsammlungen e. V., hielt den dritten Vortrag der Veranstaltung. Mit Fakten und Anekdoten führte sie das Publikum in den Bereich der Wertstoffsammlungen in Deutschland ein – und stellte konkret den Nutzen des RAL Gütezeichens % Recycling-Kunststoff vor.

Weg von Leuchtturmprojekten – rein in die breite Implementierung

Vierter Redner des Tages war Lukas Hädicke von der Ardex GmbH. Das Wittener Unternehmen ist – nach eigenen Angaben – Weltmarktführer im Bereich bauchemischer Spezialbaustoffe und forscht intensiv nach zirkulären Ansätzen in der Bauchemie. Hädicke stellte „Ardex CircuTec“ vor, ein neues alternatives Produkt zum klassischen Fliesenkleber. Das Produkt ist in der Herstellung deutlich CO2-reduziert und ermöglicht zudem am Ende der Nutzungsdauer das einfache Ablösen und Wiederverwenden der Fliese. Die Forderung zum Schluss: Wir müssen weg von Leuchtturmprojekten und rein in die breite Implementierung – und zwar schnell! Dafür muss jedes Gewerk neue und wirtschaftliche Lösungen entwickeln, die für alle Beteiligten akzeptabel sind.

Nach einer kurzen Pause stellte RAL Hauptgeschäftsführer Rüdiger Wollmann die RAL Gütezeichen für die Kreislaufwirtschaft vor. Bereits seit 100 Jahren sind RAL Gütezeichen ein Instrument zur Selbstregulierung der Wirtschaft – das in der Regel weit über gesetzliche Vorschriften hinausgeht. „Wo gibt es ein Problem, wo muss ich eine bestimmte Qualität sicherstellen? All dies lässt sich mit RAL Gütezeichen organisieren und für alle sichtbar machen“, fasste Wollmann zusammen.

Den Weg weiter mitgestalten und Impulse setzen 

An der anschließenden Panel-Diskussion nahmen neben den Keynote-Speakern und RAL Präsident Boris Schubert noch Dr. Marc-Oliver Pahl vom Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr NRW sowie Sven Schneider vom Amt für Wirtschaftsförderung der Bundesstadt Bonn teil. Es entstand eine lebhafte Diskussion, bei der alle Beteiligten sich einig waren: Damit das volle Potenzial von Sekundärrohstoffen ausgeschöpft werden kann, sind weitere regulatorische Rahmenbedingungen nötig.

„Wir freuen uns, dass das RAL Forum erneut den Raum für einen spannenden Austausch zum Thema Kreislaufwirtschaft geöffnet hat. Verschiedene RAL Gütezeichen – wie das RAL Gütezeichen % Recycling-Kunststoff oder das RAL Gütezeichen Post-Consumer Recyceltes Polyethylen – erfüllen bereits eine wichtige Rolle dabei, mehr Rezyklate zurück in den Stoffkreislauf zu bringen. Wir werden diesen Weg weiter mitgestalten und Impulse setzen. Für eine Zukunft, in der Sekundär dann wirklich irgendwann das neue Primär ist“, resümierte Rüdiger Wollmann.

Alle Interessierten finden hier die Aufzeichnung der Veranstaltung.

Quelle: RAL Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e. V.

Anzeige

KÖNNTE SIE AUCH INTERESSIEREN

Schlagzeilen

Anzeige

Fachmagazin EU-Recycling

Translation