Kompetenzzentrum Spurenstoffe BW (KomS) und Spurenstoffzentrum des Bundes des Umweltbundesamtes (SZB) intensivieren Kooperation.
Das Kompetenzzentrum Spurenstoffe Baden-Württemberg (KomS) und das Spurenstoffzentrum des Bundes (SZB) vereinbaren eine enge Kooperation, um den Eintrag von Spurenstoffen in die Umwelt wirksamer zu reduzieren. Die beiden Einrichtungen verstärken ihre bereits bestehende Zusammenarbeit mit dem Ziel, Ressourcen effizienter zu nutzen und nachhaltige Strategien zur Spurenstoffelimination gemeinsam weiterzuentwickeln. „Nur gemeinsam können wir die Herausforderungen beim Schutz unserer Gewässer bewältigen“, betonen Vertreterinnen und Vertreter beider Institutionen.
Spurenstoffe – ein unsichtbares Risiko für unsere Gewässer
Spurenstoffe sind chemische Rückstände, die in sehr geringen Konzentrationen – oft im Nano- oder Mikrogrammbereich pro Liter – in unsere Gewässer gelangen. Dazu zählen unter anderem Arzneimittel, Pestizide, Industriechemikalien, Röntgenkontrastmittel oder Inhaltsstoffe aus Haushalts- und Körperpflegeprodukten. Obwohl sie nur in kleinsten Mengen auftreten, können sie erhebliche Auswirkungen auf Wasserorganismen und die ökologische Qualität unserer Fließgewässer und Seen sowie mittelbar auf uns Menschen haben. Viele dieser Stoffe lassen sich mit herkömmlichen Kläranlagen nicht vollständig entfernen – deshalb ist die Reduzierung des Eintrags und die weitergehende Entfernung aus dem Abwasser eine zentrale Zukunftsaufgabe.
Bündelung von Know-how und Praxiserfahrung
Das Spurenstoffzentrum des Bundes fungiert als bundesweite Plattform für die Koordination von Maßnahmen zur Spurenstoffreduktion. Es priorisiert relevante Stoffe, leitet Umweltqualitätsnormen ab und bringt über sogenannte „Runde Tische“ wichtige Akteure aus Verwaltung, Wissenschaft und Industrie zusammen. Darüber hinaus koordiniert es die Geschäftsstelle des Gremiums zur Bewertung der Relevanz von Spurenstoffen und arbeitet an übergreifenden Ansätzen zur weitergehenden Abwasserbehandlung sowie an Stoffstromanalysen.
Die enge Zusammenarbeit mit dem KomS bewertet Prof. Dr. Adolf Eisenträger, Leiter des Spurenstoffzentrums des Bundes, als einen wichtigen Schritt hin zu mehr Effizienz:
„Unser Ziel ist ein abgestimmtes, wirksames Vorgehen zur Reduktion von Spurenstoffen. Die Zusammenarbeit mit dem KomS eröffnet neue Möglichkeiten, wissenschaftlich fundierte Maßnahmen mit konkreter Umsetzung in den Ländern zu verzahnen – ein echter Gewinn für den Gewässerschutz.“
Das Kompetenzzentrum Spurenstoffe Baden-Württemberg (KomS) ist ein Zusammenschluss der Universität Stuttgart, der Hochschule Biberach und des Landesverbands Baden-Württemberg der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA).
Seit über zehn Jahren ist das KomS zentrale Anlaufstelle in Baden-Württemberg, um Wissenschaft, Behörden, Industrie und insbesondere Kläranlagenbetreiber zu vernetzen und um technische Lösungen zur Spurenstoffelimination praxisnah zu etablieren sowie weiterzuentwickeln. Angesiedelt ist die Einrichtung an der Universität Stuttgart in der Abteilung von Prof. Dr. Patrick Bräutigam.
Der Umweltchemiker Prof. Dr. Patrick Bräutigam hebt die Bedeutung der Kooperation hervor: „Die Zusammenarbeit mit dem Spurenstoffzentrum des Bundes ermöglicht es uns, wissenschaftliche Erkenntnisse noch zielgerichteter in die Praxis zu überführen. Gemeinsam schaffen wir eine starke Wissensbasis für nachhaltige technische Lösungen, die konkret zur Entlastung unserer Gewässer beitragen.“
Auch Vera Kohlgrüber, Leiterin des KomS, betont die Vorteile des engeren Schulterschlusses: „Die Praxisrelevanz steht für uns im Mittelpunkt. Durch die vertiefte Kooperation können wir unsere technischen Erkenntnisse eng mit strategischen Fragestellungen auf Bundesebene verknüpfen. Davon profitieren nicht nur die Betreiber von Kläranlagen, sondern letztlich auch die Umwelt und die Menschen.“
Gemeinsame Strategie – regelmäßiger Austausch
Ziel der intensiven Zusammenarbeit ist es, aktuelle Erkenntnisse aus Forschungsarbeiten regelmäßig auszutauschen, Synergien zu nutzen und mit den Erfahrungen aus den betrieblichen Erkenntnissen abzustimmen. Daraus sollen gemeinsame, wissenschaftlich fundierte und zugleich praktisch umsetzbare Strategien zur Reduktion von Spurenstoffen entstehen.
Um diesen kontinuierlichen Austausch zu gewährleisten, sind künftig vierteljährliche Treffen zwischen den beteiligten Institutionen geplant. So sollen neue Entwicklungen rasch in bestehende Prozesse einfließen und bundesweit in die Umsetzung gebracht werden.
Dazu Boris Diehm vom DWA-Landesverband Baden-Württemberg: „Ich freue mich sehr, dass die Kooperationsvereinbarung geschlossen wurde. Durch die enge Zusammenarbeit wird ein ganzheitlicher Ansatz vom – Inverkehrbringen der Stoffe, über die technischen Reduktion in unseren Kläranlagen bis hin zu den Folgen in unseren Gewässern – verfolgt. Ein wichtiger Schritt zum Schutz unserer Flüsse und Seen.“
Mit dieser engen Kooperation setzen das SZB und das KomS ein klares Zeichen für einen koordinierten, nachhaltigen Umgang mit Spurenstoffen – und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der Wasserqualität für zukünftige Generationen.
Quelle: DWA