Anlässlich der Jahrestagung des Verbandes Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) betonten Gabriele Jüly, Präsidentin des VOEB und Anja Siegesmund, Geschäftsführende Präsidentin des Bundesverbandes der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft (BDE), die Bedeutung einer engen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Österreich im Bereich der Kreislaufwirtschaft.
Gabriele Jüly: „Die Kreislaufwirtschaft spielt eine zentrale Rolle bei der Sicherung unserer Rohstoffversorgung und der Reduzierung von Abhängigkeiten von Primärrohstoffen. Durch gemeinsame Anstrengungen können wir innovative Lösungen entwickeln und unsere Wettbewerbsfähigkeit stärken.“
Anja Siegesmund: „Die enge Kooperation zwischen dem BDE und dem VOEB ist gerade in herausfordernden Zeiten von unschätzbarem Wert. Gemeinsam können wir die Kreislaufwirtschaft vorantreiben und somit einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Stärke Europas leisten.“
Neue politische Konstellationen als Chance
Die neuen Bundesregierungen in Österreich und Deutschland würde eine einzigartige Gelegenheit bieten, die Kreislaufwirtschaft weiter zu stärken und die notwendigen politischen Rahmenbedingungen zu schaffen. In Österreich hat die neue Dreierkoalition aus ÖVP, SPÖ und NEOS ihre Arbeit am 3. März 2025 aufgenommen und wird in wenigen Wochen ihre ersten 100 Tage im Amt abschließen. In Deutschland wurde Friedrich Merz am 6. Mai 2025 zum Bundeskanzler gewählt und die neue Bundesregierung, die von der Koalition CDU/CSU und SPD getragen wird, nahm noch am gleichen Tag der Vereidigung im Bundestag die Arbeit auf.
„Die neuen politischen Konstellationen in beiden Ländern sind eine Chance, die Kreislaufwirtschaft auf die politische Agenda in Österreich, Deutschland und Europa zu setzen und konkrete Maßnahmen zu ergreifen“, betonte Anja Siegesmund. „Wir erwarten von den neuen Regierungen klare Rahmenbedingungen und Anreize für die Verwendung von Rezyklaten sowie Maßnahmen zur Förderung des Recyclings und zum Schutz der Recyclinginfrastruktur.“
Gabriele Jüly fügte hinzu: „Es ist entscheidend, dass die neuen Regierungen die Bedeutung der Abfall- und Ressourcenwirtschaf erkennen und entsprechende Maßnahmen ergreifen. Dazu gehören Mindestrezyklateinsatzquoten, wirtschaftliche Anreize für Hersteller und die konsequente Umsetzung des Design for Recycling.“
Bürokratische Lasten senken
Jessika Roswall, EU-Kommissarin für Umwelt, Wasserresilienz und eine wettbewerbsfähige Kreislaufwirtschaft, plant einen Circular Economy Act, der „Biss“ hat und die bürokratischen Lasten senken soll, ohne sinnvolle Regeln abzuschaffen. „Simplification without too much deregulation“ ist ihre Devise.
Die Unternehmen der Entsorgungs- und Kreislaufwirtschaft in Deutschland und Europa wüssten sehr genau, was es jetzt auf EU-Ebene braucht. Europa könne bis 2030 Weltmarktführer in der Kreislaufwirtschaft werden. Der Clean Industrial Deal, den die Europäische Kommission Anfang des Jahres vorgestellt hat, müsse die Forderungen von Mario Draghi erfüllen und das ‚Ob‘ klären. Der Circular Economy Act, der im Jahr 2026 folgen soll, könne die Frage des ‚Wie‘ beantworten.
Maßnahmen zur Förderung des Recyclings in der EU
- Anreize für die Verwendung von Rezyklaten: Es sind nach Auffassung der Verbände regulatorische Ansätze zur Ankurbelung der Nachfrage nötig, solange Primärrohstoffe günstiger sind als Rezyklate.
- Mindestrezyklateinsatzquoten: Es brauche wirtschaftliche Anreize für Hersteller, Rezyklate zu verwenden, wie verringerte Mehrwertsteuersätze für Rezyklate und aus Rezyklaten hergestellte Produkte.
- Design for Recycling konsequent umsetzen, um Produkte leichter, schneller, kostengünstiger und qualitativ hochwertiger recyceln zu können.
- Öffentliche Beschaffung: Recyclingrohstoffe und Waren, die unter Verwendung von Rezyklaten hergestellt wurden, durch Vorgaben den Vorzug geben.
- Die neue Verpackungsverordnung der EU (PPWR) sollte einheitliche Vorgaben für Verpackungsdesign, Wiederverwendbarkeit und Rezyklateinsatz europaweit verbindlich machen.
Maßnahmen zum Schutz des Recyclings in der EU
Was die europäischen Recyclingverbände zudem fordern:
- Schutz vor unlauterem Wettbewerb: Gleiche Umwelt- und Nachhaltigkeitsstandards für Rezyklate aus der EU und Drittstaaten.
- Nachweispflichten: Für Rezyklate und Sekundärrohstoffe, die aus Drittstaaten in die EU eingeführt werden.
- Schutz der Recyclinginfrastruktur vor Batteriebränden.
- Verbot von Einweg-E-Zigaretten: Der VOEB und die ARGE AWV fordern, diese Maßnahme in die Novelle des Tabak- und Nikotinsuchtgesetzes aufzunehmen.
- Batteriefreiheitserklärung: Eine Initiative, getragen vom BDE, der BDSV, dem bvse sowie dem VDM, richtet sich an Entsorgungsunternehmen, die ihren Vorlieferanten künftig eine Batteriefreiheitserklärung abverlangen sollen.
- Beteiligung der Hersteller an den Kosten der von ihren Produkten im Entsorgungsprozess verursachten Schäden.
- EU-weiter Batteriepfand: Kurzfristige Einführung, um die falsche Entsorgung von Batterien über den Restmüll einzudämmen.
Ausblick
Es gibt viele Themen, die VOEB und BDE in Europa gemeinsam bewegen. Es gehe darum, den Wirtschaftsstandort zu sichern, die Rohstoffunabhängigkeit zu stärken und den Hochlauf der Kreislaufwirtschaft anzutreiben. Die Kreislaufwirtschaft biete der produzierenden Industrie erhebliche Wettbewerbs- und Standortvorteile und spiele eine entscheidende Rolle, die Rohstoffunabhängigkeit zu stärken und die Resilienz der Volkswirtschaft zu sichern.
Quelle: VOEB und BDE (Gemeinsame Pressemitteilung)