Die fragilen Ökosysteme des Inselstaats Mauritius sind durch Plastikverschmutzung besonders bedroht. Mit steigender Zahl touristischer Besucher steigt auch das Abfallaufkommen, für dessen Recycling es vor Ort kaum Möglichkeiten gibt.
Forschende der Universitäten Kassel und Mauritius haben die von Touristen verursachten Abfallströme analysiert und zeigen Lösungsvorschläge auf. Die Ergebnisse sind übertragbar für viele andere Inselstaaten, die als touristische Traumziele gelten.
„Jede einzelne Glasflasche, die die Insel erreicht, bleibt auch auf Mauritius“, berichtet Prof. Ralf Wagner, Leiter des Fachgebiets nachhaltiges Marketing der Universität Kassel. Das Sammeln und Sortieren von Müll im Tourismus funktioniere zwar gut, besonders in der Hotellerie. Aber rund 90 Prozent der Feststoff-Abfälle enden auf nur einer einzigen Deponie. Hier sind sie größtenteils Wind und Wetter ausgesetzt; und dadurch können auch Teile frei in die Umwelt gelangen. „Das größte Problem ist, dass die Abfälle nicht weiter verwertet werden“, resümiert Wagner.
Um Lösungen für eine nachhaltigere Abfallwirtschaft und einen nachhaltigeren Tourismus zu finden, analysierte ein Forschungsteam der Universitäten Kassel und Mauritius zunächst die Abfallströme aus vier touristischen Sektoren: Hotellerie, Flughafen, öffentliche Strände sowie der Hafenbetrieb. Mit sogenannten Abfallflussdiagrammen ermittelten sie die Mengen an festen Abfällen, die aus verschiedenen Quellen in die Natur und die Meere gelangen. Damit lassen sich auch Leckstellen identifizieren, an denen insbesondere Kunststoffe in die Umwelt gelangen. Erfasst wurden verschiedene Typen von Feststoffabfall: organischer Abfall, Papier, Plastik, Metalle, Glas und Weitere.
Was die Analysen ergaben
Das Hauptaugenmerk der Analysen lag auf dem Hotelsektor, da in diesem Bereich der meiste Abfall der Touristen anfällt – rund 151.000 Tonnen pro Jahr. Davon entgehen etwa 71 Tonnen Hotelabfälle dem Netz der Abfallwirtschaft. Hier haben gesetzliche Vorgaben und internationale Umweltzertifikate Einwegplastik bereits größtenteils aus dem Servicebetrieb verbannt. „In Sachen Mülltrennung sind Hotels sogar ein Vorbild gegenüber privaten Haushalten. Insbesondere die Kunststoffe PPT und PET werden effektiv getrennt. Die sind für das Recycling attraktiv“, erklärt Prof. Wagner. Am meisten Müll geht beim Transport zur Deponie in die Umwelt verloren, davon etwa 300 Kilogramm leichte Kunststoffe.
Geschlossene statt offene und voll beladene Fahrzeuge zu nutzen, würde diesen Verlust schon deutlich verringern. Außerdem schlagen die Forschenden zum Beispiel niederschwellige Recycling-Maßnahmen für die Hotellerie vor. So können Glas und Gartenabfälle in kleinen Anlagen zerkleinert und an anderer Stelle auf der Hotelanlage wiederverwendet werden, als Golfplatz- oder Gartendünger. Das verringert den CO2-Fußabdruck der Touristen pro Übernachtung, die Kosten für die Abfallentsorgung der Hotels sowie den Schaden für die Umwelt durch mögliche Verschmutzungen.
Der zweitwichtigste Verursacher aus der mauritischen Tourismusbranche war der Sir Seewoosagur Ramgoolam International Airport mit einem Gesamtaufkommen von 809 Tonnen fester Abfälle im Jahr 2019. Davon werden nur vier Prozent zu Verwertungsanlagen transportiert und nur fünf Prozent zu Recyclinganlagen. Nach Modellierung der Forschenden könnte diese Summe auf 52 Prozent angehoben werden: durch den Ersatz von Plastikmaterial, durch einen höheren Recyclinganteil oder anderen Verpackungen.
An den Stränden werden die touristischen Aktivitäten von einheimischen Besuchern dominiert. Hier empfiehlt es sich, für mehr Sortierbehälter zu sorgen. Denn durch Sortierung in recycelbare Materialen (Papier, Metall, Glas, Plastik) gegenüber organischen Abfällen kann der Anteil an wiederverwerteten Wertstoffen deutlich erhöht werden. Sowohl an Stränden als auch am Flughafen bieten sich Aufmerksamkeitskampagnen an, um zum Beispiel für mehr Müllvermeidung und -trennung zu motivieren. Im Abfallmanagement des Hafens konnten die Forschenden keine Leckstellen feststellen. Jedoch wird das Müllaufkommen auch nicht recycelt und nur ein kleiner Anteil zur Energiegewinnung verbrannt.
Quelle: Universität Kassel