Der HWWI-Rohstoffpreisindex ist im Mai um durchschnittlich acht Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen und übertraf den entsprechenden Wert des Vorjahres um 111 Prozent.
Die rasche Erholung der Weltwirtschaft und insbesondere der starke Aufwärtstrend der chinesischen Wirtschaft sorgen derzeit für eine hohe Nachfrage nach Rohstoffen. So waren im Mai auf nahezu allen wichtigen Rohstoffmärkten Preissteigerungen zu beobachten und alle drei Teilindizes für Energierohstoffe, Industrierohstoffe sowie Nahrungs- und Genussmittel legten im Vergleich zum Vormonat zu. Besonders stark stiegen im Mai die Preise für Industrierohstoffe, da die hohe weltweite Nachfrage, insbesondere aus China, auf ein weiterhin eingeschränktes Angebot traf.
Index für Energierohstoffe: +7,2 % (Eurobasis: +5,6 %)
Die fortschreitenden Impfungen insbesondere in den USA und Europa erhöhten auch im Mai die Hoffnungen auf ein baldiges Ende der Pandemie und damit auf eine endgültige Lockerung der weltweit verhängten Lockdown-Maßnahmen. Als Reaktion auf die positiven Konjunkturaussichten und die damit verbundene Erwartung eines Anstiegs der Rohölnachfrage stiegen die Rohölpreise im Mai weiter an und übertrafen zum Monatsende das Vorkrisenniveau. Neben der Erholung der weltweiten Industrie dürfte die Lockerung der Lockdown-Maßnahmen auch den internationalen Tourismus ankurbeln, was ebenfalls für einen Anstieg der Nachfrage nach Rohöl sorgen würde. Die europäische Rohölsorte Brent erreichte zum Monatsende die Marke von 70 US-Dollar pro Barrel, die seit Anfang 2019 nicht mehr überschritten wurde.
Der Anstieg des Rohölpreises wird allerdings weiterhin durch die Unsicherheit über die Entwicklung der Corona-Pandemie in Indien, einem wichtigen Importeur vor Rohöl, und die Sorge vor weiteren Virusmutationen gedämpft. Auf der Angebotsseite bringen die aktuellen Verhandlungen zwischen den USA und dem Iran bezüglich des iranischen Atomprogramms Unsicherheit auf die Märkte. Im Falle einer Einigung und einer Aufhebung der Sanktionen wäre in Zukunft wieder mit einem Anstieg des iranischen Rohölangebots zu rechnen. Seit Mai bringt die OPEC+ wie geplant schrittweise mehr Rohöl auf den Markt, beobachtet aber weiterhin die Entwicklung auf den Rohölmärkten, um gegebenenfalls nachzusteuern.
Auch auf den Märkten für Kohle waren im Mai starke Preissteigerungen zu beobachten. Sowohl die südafrikanischen als auch die australischen Kohlepreise stiegen im Mai im Durchschnitt gegenüber dem Vormonat, wobei die australischen Kohlepreise um 7 % und die südafrikanischen Kohlepreise sogar um 9 % stiegen. Der Anstieg an den Kohlemärkten ist unter anderem auf die anhaltend starke Nachfrage aus den asiatischen Ländern, insbesondere China, zurückzuführen. Darüber hinaus verstärkten Angebotsverknappungen aufgrund von Produktionsunterbrechungen in australischen Minen den Preisaufschwung.
Die amerikanischen und europäischen Erdgaspreise haben im Mai im Vergleich zum Vormonat weiterhin stark zugelegt. Während der amerikanische Erdgaspreis im Monatsdurchschnitt um 10 % anstieg, erhöhte sich der Preis für europäisches Erdgas im Vergleich zum Vormonat um 30 %.
Insgesamt stieg der Teilindex der Energierohstoffe um 7,2 % (Eurobasis: 5,6 %) auf 130,1 Punkte (Eurobasis: 118,9 Punkte).
Index für Industrierohstoffe: +14,2 % (Eurobasis: +12,5 %)
Der Teilindex für Industrierohstoffe gliedert sich in den Index für Agrarrohstoffe, den Index für Nichteisenmetalle und den Index für Eisenerz und Stahlschrott. Alle drei Teilindizes verzeichneten im Mai weiterhin starke Preissteigerungen und reflektierten damit die wirtschaftliche Erholung nach dem starken Rückgang aufgrund der Corona-Pandemie.
Der Teilindex der Nichteisenmetalle stieg im Mai um durchschnittlich 7,5 % gegenüber dem Vormonat, getrieben insbesondere durch Preissteigerungen auf den Märkten für Zinn, Nickel, Kupfer und Blei. Der Zinnpreis, der im Mai um durchschnittlich 14,4 % gegenüber dem Vormonat anstieg, überschritt zum Monatsende sein 10-Jahres-Hoch. Getrieben wird die positive Preisentwicklung von der Nachfrage aus der Unterhaltungselektronik, die durch die Pandemie sogar noch unterstützt wurde. Aufgrund der zunehmenden Remotearbeit und des Homeschoolings während der Pandemie ist die Nachfrage nach Smartphones, Laptops und iPads stark angestiegen. Darüber hinaus mussten einige Zinnproduktionsanlagen in der chinesischen Provinz Yunnan aufgrund von Dürre und dem daraus resultierenden Mangel an Wasserkraft im Mai geschlossen werden, was zu einer Verknappung des Angebots an Zinn führte.
Der aktuelle globale Wirtschaftsaufschwung, insbesondere in China, macht sich deutlich in der Nachfrage nach Industriemetallen bemerkbar. So stieg der Preis für Kupfer, der ein wichtiger Konjunkturindikator ist, im Mai stark an. China ist der weltweit größte Verbraucher von Kupfer und verbraucht die Hälfte der globalen Produktion. Die Elektrifizierung der Wirtschaft im Zuge der angestrebten Dekarbonisierung, die teilweise durch die aktuellen Konjunkturpakete verstärkt wird, treibt derzeit ebenfalls die Nachfrage nach einigen Industriemetallen wie Kupfer und Nickel.
Auch auf den Eisenerzmärkten waren im Mai im Vergleich zum Vormonat hohe Preissteigerungen zu beobachten. Der Preis für Eisenerz stieg im Monatsdurchschnitt um fast 19 % und lag 130 % über dem Wert von Mai 2020. Damit spiegelt der Eisenerzpreis ebenfalls den raschen konjunkturellen Aufschwung wider. Vor allem in China wurde die Stahlproduktion im vergangenen Monat stark hochgefahren.
Die Zellstoff- und Schnittholzpreise setzten im Mai ihren positiven Trend fort. Vor allem die Schnittholzpreise erreichten Rekordhöhen. Im Durchschnitt stiegen die Schnittholzpreise um weitere 33 % im Vergleich zum April und lagen damit mehr als 340 % höher als im Mai 2020. Die Schnittholzpreise werden weiterhin von einem enormen Nachfrageanstieg im Zuge der wirtschaftlichen Erholung getrieben. Auch die weltweit aufgelegten Konjunkturpakete stützen die Nachfrage. Die Lieferschwierigkeiten und die hohen Preise sind für die Verbraucher deutlich spürbar.
Insgesamt stieg der Index für Industrierohstoffe im Monatsdurchschnitt um 14,2 % (Eurobasis: 12,5 %) auf 225,9 Punkte (Eurobasis: 206,5 Punkte).
Quelle: HWWI