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Schwierigkeiten bei der Materialversorgung bremst Bauwirtschaft

ZDB-Frühjahrsumfrage 2021:  Geschäftslage gut, Erwartungen verhalten. Während der Fachkräftemangel schon länger beklagt wird, ist die mangelnde Materialverfügbarkeit, insbesondere global gehandelter Rohstoffe wie Stahl und Erdölprodukte, ein Phänomen der aktuellen Corona-Pandemie.

„Unsere Mitgliedsunternehmen melden eine solide Auftragslage. Ihre Geschäftserwartungen beurteilen sie hingegen deutlich verhaltener. Folge der globalen Corona-Pandemie sind Lieferschwierigkeiten bei verschiedenen, insbesondere global gehandelten Baumaterialien.“ Mit diesen Worten fasst der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, Felix Pakleppa, die wesentlichen Ergebnisse der ZDB-Frühjahrsumfrage unter seinen Mitgliedsbetrieben zusammen.

Aktuelle Geschäftslage

Insgesamt wird die Geschäftslage von den Unternehmen „gut“ (45 %) oder zumindest als „befriedigend“ (36 %) eingestuft. 19 Prozent der Unternehmen bewerten ihre Geschäftslage als „schlecht“. Das insgesamt positive Gesamturteil wird maßgeblich durch die Unternehmen im Wohnungsbau und Ausbau beeinflusst.  Mehr als 70 Prozent der im Wohnungsbau tätigen Unternehmen und 60 Prozent der im Ausbau tätigen Unternehmen bewerten ihre Geschäftslage als „gut“. Unter den überwiegend im Wirtschaftsbau, Straßenbau oder öffentlichen Hochbau tätigen Unternehmen sind das jeweils nicht einmal 30 Prozent.

Deutlich skeptischer hingegen beurteilen Unternehmen aller Bausparten die Geschäftserwartungen der kommenden Monate. Fast 20 Prozent sehen eine Verschlechterung der Situation; zwei Drittel gehen von einer stabilen Baukonjunktur aus; und nur 14 Prozent erwarten eine weitere Verbesserung.

Umsatzerwartung und Auftragslage

Die gegenwärtige Auftragslage im Wohnungsbau und im Ausbau wird überwiegend als „gut“ wahrgenommen (65 bzw. 53 %). Die Corona-Pandemie hat die Nachfrage im Wohnungsbau bisher nicht beschädigt. „Wer in Homeoffice arbeiten kann, sucht jetzt eher ein Eigenheim mit guter Verkehrsanbindung. Rund 9.500 Wohnungen wurden 2020 in Wohngebäuden mehr genehmigt als in 2019, davon liegen circa 6.500 in Ein- oder Zweifamilienhäusern“, erläutert  Pakleppas. Daher erwarten die Unternehmen in 2021 auch ein Umsatzwachstum. Die stabil hohe Nachfrage im Wohnungsbau und die verbesserten Rahmenbedingungen für Sanierungen stützen diese Geschäftsfelder.

Im öffentlichen Hoch- und Straßenbau sind es hingegen nur jeweils 21 Prozent der Unternehmen, die zu einer guten Beurteilung ihrer Auftragslage kommen. Dies korrespondiert mit der Einschätzung der Unternehmen zum Investitionsverhalten der Kommunen. Fast 57 Prozent sehen ein schwächeres Investitionsverhalten als im Vorjahr.

„Die Lage der Kommunalhaushalte ist und bleibt prekär. Auch wenn das Konjunkturpaket 2020 stützend gewirkt hat, bleibt die Investitionsneigung der Kommunen fragil. Es braucht daher einen zweiten Rettungsschirm für die Kommunalfinanzen mindestens für 2021 und 2022“, fordert Pakleppas. „Auch der Bund selbst bleibt in seiner Eigenschaft als Auftraggeber aufgefordert, die geplanten Investitionen in die Infrastruktur aufrecht zu erhalten.“

Daher gehen die Unternehmen hier auch von einer rückläufigen Umsatzentwicklung in 2021 aus. Für den öffentlichen Bau sehen nur 13 Prozent der Unternehmen Steigerungen im Straßenbau, etwa 60 Prozent rechnen dagegen mit Rückgängen. Auch im Wirtschaftsbau sehen weniger als 30 Prozent der Unternehmen eine gute Auftragslage. Hier werden die Bremsspuren der im letzten Jahr coronabedingten rückläufigen Aufträge aus der Industrie und den Dienstleistungsbereichen sichtbar. Etwa 44 Prozent erwarten weniger Aufträge.

Zwei Risiken: Fachkräftemangel und Lieferschwierigkeiten von Material

Unter den Behinderungsgründen der Bautätigkeit stechen zwei Faktoren hervor, die von jeweils zwei Dritteln der Unternehmer genannt wurden: Das sind der Fachkräftemangel und Lieferschwierigkeiten bei Material. Während der Fachkräftemangel schon länger beklagt wird, ist die mangelnde Materialverfügbarkeit, insbesondere global gehandelter Rohstoffe wie Stahl und Erdölprodukte, ein Phänomen der aktuellen Corona-Pandemie.

Während zwei Drittel der Unternehmen bei mineralischen Rohstoffen wie Sand, Kies, Beton und Zement noch eine problemlose Verfügbarkeit sehen, sind es bei Stahl nur knapp 30 Prozent, bei Kunststoffen circa 20 Prozent und bei Holz gar nur 16 Prozent. Holz, eigentlich auch ein Rohstoff der in Europa gewonnen wird, war durch die Corona-Pandemie, aber auch extreme Witterungen weltweit stärker in den globalen Handel gezogen worden. Die USA und China sind hier derzeit große Abnehmer.

Annähernd alle befragten Unternehmen haben in den letzten drei Monaten Preissteigerungen bei Baumaterial festgestellt, 75 Prozent sprechen von deutlichen Preissteigerungen und 22 Prozent nur von leichten. Auch für die kommenden Monate wird mit anhaltenden Preissteigerungen gerechnet. Die Verknappung von Materialien sowie die insgesamt noch hohe Nachfrage nach Bauleistungen treiben die Einkaufspreise weiter in die Höhe. Über die Hälfte der Unternehmen sehen derzeit ein deutlich erhöhtes Preisniveau bei Stahl, Bitumen und Kunststoffen.

Daher ist auch mit steigenden Baupreisen zu rechnen, denn 60 Prozent der Unternehmen planen, in den folgenden Monaten ihre Verkaufspreise entsprechend anzupassen, nachdem dieses in den vergangenen Monaten nur gut der Hälfte der Unternehmen gelungen war.

Beschäftigungsaufbau hält an – Freie Lehrstellen

Wie bereits in den letzten Jahren wollen die Unternehmen den Beschäftigungsaufbau weiter fortsetzen. Gut 22 Prozent der Unternehmen planen, weiteres Personal einzustellen. Ganz überwiegend (71 %) soll das Personal gehalten werden.

„Der Beschäftigungsaufbau in der Bauwirtschaft hält mittlerweile schon 13 Jahre an. Im Jahr 2009 verfügte das Bauhauptgewerbe noch über rund 700.000 Beschäftigte. In 2020 waren es fast 893.000 Beschäftigte. Für 2021 erwarten wir das Erreichen der Marke von 900.000 Beschäftigten“, berichtet der ZDB-Hauptgeschäftsführer. „Darüber hinaus möchten mehr als ein Viertel der befragten Unternehmen mehr ausbilden, was allerdings nicht immer gelingt. Knapp die Hälfte der Unternehmen meldet freie Lehrstellen.“

Quelle: Zentralverband Deutsches Baugewerbe

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