Der chinesische Importstopp für Plastikmüll lenkt die internationalen Abfallexporte zunehmend nach Südostasien.
Allein aus Deutschland sind 2018 jeden Monat rund jeweils 10.000 Tonnen Plastikmüll in Indonesien und Malaysia gelandet. Auch die USA, Großbritannien und Japan sowie 21 weitere Nationen exportieren ihre Plastikabfälle in die Region.
Das ist das Ergebnis eines Reports, den Greenpeace-East-Asia zusammen mit GAIA (Global Alliance for Incinerator Alternatives) gestern in Hongkong veröffentlicht hat (englische Zusammenfassung). „Sobald ein Land die Einfuhr von Plastikabfällen einschränkt, wird der Müll in das nächste weitergeschoben. Darunter leiden die Menschen. Sie leben in einer vermüllten Umwelt mit hohen Gesundheitsrisiken“, sagt Manfred Santen, Chemiker von Greenpeace. So verwandelte sich Sumengko in Indonesien nach dem aktuellen Greenpeace/GAIA-Bericht fast über Nacht in eine internationale Müllhalde, auf der sich die Plastikabfälle bis zu zwei Meter hoch stapeln.
Internationales Abkommen soll globalen Handel mit Plastikabfällen regulieren
In Basel treffen sich Ende April 2019 die Delegierten der Basler Konvention, ein internationales Übereinkommen über die Kontrolle des grenzüberschreitenden Handels mit gefährlichen Abfällen und ihrer Entsorgung. Auf dem Tisch liegt ein Vorschlag Norwegens, der mehr Transparenz und eine Rechenschaftspflicht in den Handel bringen soll, zum Schutz vor Plastikexporten in Entwicklungsländer. Exporteure von Plastikabfällen müssten dem Vorschlag zufolge bereits im Voraus eine Genehmigung von den Bestimmungsländern erhalten – ein System, das bereits für andere Arten von gefährlichen Abfällen gilt.
Plastikkrise beginnt im Supermarkt
Weltweit werden nur etwa zehn Prozent der Plastikverpackungen wiederverwertet. In Deutschland sind es knapp 50 Prozent. Von den 6,5 Millionen Tonnen Plastikmüll, die 2017 in Deutschland anfielen wurden laut Umweltbundesamt rund 1,2 Millionen Tonnen exportiert. „Die Plastikkrise lässt sich nur lösen, wenn weniger Verpackungen produziert werden. Vor allem Konsumgüterkonzerne wie Nestlé und Unilever, aber auch Supermärkte müssen Verpackungen aus Einwegplastik reduzieren und auf ein System zum Nachfüllen und Wiederverwerten umstellen“, fordert Santen.
Einer der größten Produzenten von Plastikmüll
Am 16. April 2019 protestierten Greenpeace-Aktivisten vor der Schweizer Zentrale von Nestlé. Aufgestellt wurde eine 20 Meter hohe Skulptur, eine drachenartige Riesen-Marionette aus Einwegverpackungen des Konsumgüterkonzerns, die Umweltschützer unter anderem auf philippinischen Stränden gesammelt haben.
Nestlé gehört nach Auffassung von Greenpeace weltweit zu den größten Produzenten von Plastikmüll und trage massiv zur wachsenden Plastikmenge in den Meeren bei. Greenpeace-Aktivisten haben bereits vor Nestlés Landeszentralen auf den Philippinen, in Kenia und Slowenien sowie bei der Nestlé-Tochter Pellegrino in Italien protestiert. In Deutschland haben die Umweltschützer in den vergangenen Wochen auf dem Greenpeace-Schiff Beluga II Rhein und Main auf Mikroplastik untersucht. Die mit einem speziellen Filter genommenen Wasserproben wurden anschließend von Wissenschaftlern an Bord mikroskopisch untersucht.
„Konsumgütergiganten wie Nestlé stellen Millionen von Einwegverpackungen her, von denen viele über Flüsse im Meer landen, sich zu Mikroplastik zersetzen und so unsere Umwelt belasten“, sagt Santen. „Nestlé muss die Plastikflut stoppen und so schnell wie möglich auf alternative Verpackungskonzepte umstellen.“
Nestlé hat laut Greenpeace 2018 rund 1,7 Millionen Tonnen Plastikverpackungen produziert – 13 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Menge entspricht der Ladung von rund 300 Lkw pro Tag. Die Produktion von Einwegverpackungen steigt weltweit, gleichzeitig fehlt es in vielen Regionen an funktionierenden Recyclingsystemen. In Deutschland fallen pro Jahr sechs Millionen Tonnen Plastikmüll an, etwa die Hälfte davon Verpackungsmüll. Die Recyclingquote liegt bei rund 50 Prozent. Weltweit werden nur rund zehn Prozent des produzierten Plastiks wiederverwertet.
„Bei Greenpeace-Einsätzen an den müllbedeckten Stränden der Philippinen haben wir festgestellt, dass Verpackungen von Nestlé, Unilever und Procter & Gamble den größten Anteil ausmachen“, sagt Manfred Santen. Dies zeigt auch ein aktueller Bericht der Global Alliance for Incinerator Alternatives (GAIA).
Quelle: Greenpeace