Deutsche Bundesstiftung Umwelt stellte Jahresbericht 2017 vor. Im Blickpunkt steht das Thema Phosphor.
„Es ist eine Krux mit dem Phosphor. Auf der einen Seite ist es unverzichtbar für jedwedes Pflanzenwachstum, den menschlichen Organismus und die Ernährungssicherheit einer wachsenden Weltbevölkerung. Auf der anderen Seite hat sein Abbau gravierende Umweltauswirkungen, sein übermäßiger Gebrauch etwa in der Landwirtschaft kann Böden und Gewässer schädigen.“ Das sagte Alexander Bonde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), bei der Jahrespressekonferenz der Stiftung. Neben den vielfältigen Förderaktivitäten der DBU stand dort vor allem das Thema Phosphor im Blickpunkt. Bonde: „Wir brauchen neue Methoden, mit denen wir ohne große Mengen an Chemikalien und Energie, etwa Klärschlamm und Gülle, so aufbereiten, dass wir dem darin enthaltenen Phosphor ein zweites Leben schenken und den Phosphorkreislauf schließen.“
Bisherige Verfahren benötigen viel Energie und Chemie
Phosphor sei lebenswichtig und könne nicht durch andere Stoffe ersetzt werden, unterstrich Dr. Max Hempel, Projektgruppenleiter Ressourceneffizienz bei der DBU. Bisher werde Phosphor im Tagebau abgebaut. Doch das habe große Auswirkungen auf die Umwelt, finde häufig in Ländern mit schwieriger politischer Lage statt und benötige viel Energie.
Hempel: „Über die menschliche Nahrung landet ein großer Teil des Phosphors schließlich im Klärschlamm, kann wegen zahlreich vorhandener Schadstoffe aber nicht mehr ohne weiteres in der Landwirtschaft wiederverwendet werden.“ Für das Rückgewinnen von Phosphor sind energie- und ressourceneffiziente Verfahren erforderlich. So lange Phosphor nicht wiederverwendet werde, bestehe die Gefahr, eine der von internationalen Experten definierten Belastungsgrenzen des Erdsystems zu überschreiten und die Chance zu verpassen, die 2015 beschlossenen globalen nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen langfristig zu erreichen, verdeutlichte Bonde. Sie sollen eine nachhaltige Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene sichern.
Einfache Lösung für komplexes Problem in Burkina Faso
Hempel verdeutlichte die Bandbreite der Stiftungsförderung im Hinblick auf Phosphor. „Mit dem Überschuss an der einen Stelle können wir den Mangel an einer anderen ausgleichen“, fasste er die Idee eines abgeschlossenen Vorhabens zusammen. Dazu fand die Fachhochschule Münster (FH, Steinfurt) mit der Firma Thiel (Löningen) eine Möglichkeit, nährstoffreiche Rückstände wie Gülle oder Hühnerkot zu einem transportfähigen und verkaufsfertigen Dünger umzuwandeln. Damit könnten die Rückstände wirtschaftlich genutzt, aber auch übersättigte Gewässer und Böden in Gegenden mit intensiver Tierhaltung entlastet werden.
Die Technische Universität Hamburg-Harburg und die Firma Ökoservice (Denkendorf) konzentrierten sich in ihrem Projekt hingegen auf menschliche Rückstände. Hempel erläuterte, wie mithilfe von Pflanzenkohle und speziellen Kleinkläranlagen im westafrikanischen Burkina Faso Phosphor aus dem Abwasser zurückgewonnen und als Bodendünger verwendet werden kann.
Mithilfe von Comics und Co. Phosphor-Thema bekannter machen
Kreisläufe zu schließen, sei im Ökolandbau zwar bestimmendes Element, gelinge im Hinblick auf Phosphor bisher jedoch nicht immer, so Hempel weiter. Dies will ein 2017 begonnenes Projekt des Kompetenzzentrums Wasser Berlin ändern. Dabei soll geprüft werden, inwieweit zurückgewonnener Phosphor im Ökolandbau genutzt werden kann.
Doch nicht nur das Rückgewinnen selbst ist nach Ansicht der DBU wichtig, sondern auch das Wissen über die Zusammenhänge beim Thema Phosphor. Als Beispiel dafür stellte Hempel ein Projekt aus der Umweltbildung vor. Die Humboldt-Universität Berlin entwickelte einen Comic, der auf unterhaltsame Weise den Zusammenhang zwischen eigener Ernährungsweise und globalem Ressourcenverbrauch darstellt. Hempel: „Aufgrund seiner großen Bedeutung für die Ernährungssicherheit dient darin der Phosphorkreislauf als roter Faden.“
In 25 Jahren über 1.300 Promovierende allein in Deutschland gefördert
Ein weiteres Thema 2017 war das 25-jährige Bestehen des Promotions-Stipendienprogramms, wie Bonde erläuterte. Über 1.300 Promovierende wurden gefördert. Von Anfang an habe die Umweltforschung gestärkt werden sollen, um sie fest an den Hochschulen etablieren zu können. Die Promotionen der „Umweltexperten von morgen“ würden zu wissenschaftlichem Erkenntnisgewinn führen und seien eine wichtige Ausgangsbasis für innovative Lösungsansätze zur Verbesserung der Umweltsituation in der Praxis. Insgesamt förderte die DBU im vergangenen Jahr 207 Projekte (2016: 184 Projekte) mit 51,4 Millionen Euro (2016: 51,1 Millionen).
Quelle: Deutsche Bundesstiftung Umwelt