Rom — Der von der dänischen Umweltbehörde in Auftrag gegebenen aktuellen Studie „Life Cycle Assessment of Grocery Bags“ zur Ökobilanz von Einkaufstüten zufolge ist die Nutzung von Polyethylen-Tüten die beste ökologische Lösung und biologisch abbaubare Tüten sind nicht empfehlenswert (Recyclingportal berichtete). Im Verhältnis zum Referenzwert („eine typische LDPE-Tüte“) seien biologisch abbaubare Tüten in zwei Schlüsselindikatoren vergleichbar oder sogar besser: dem Treibhauspotenzial und dem Verbrauch von nicht erneuerbaren Energiequellen, aber schlechter in Bezug auf andere Wirkungskategorien.
Der wissenschaftliche Ausschuss von Assobioplastiche, der italienische Verband der Hersteller und Verarbeiter von Biokunststoffen, bestreitet die allgemeine Gültigkeit der Ergebnisse.
1) Zunächst zeigt die Studie, dass in Dänemark die Entsorgung biologisch abbaubarer Tüten nicht in Kompostieranlagen, sondern durch Sieben erfolgt. Aber das Siebverfahren sei bei weitem nicht perfekt. Denn mit den Tüten würden auch große Mengen an organischem Abfall beseitigt, die eigentlich entsorgt werden müssen (Mülldeponien oder Verbrennung) . Außerdem landeten Teile der Tüten im Kompost.
2) Die Studie zieht einen Vergleich zwischen der Wirkung einer Polyethylen-Tüte und der von zwei biologisch abbaubaren Tüten mit der Begründung, dass Bio-Tüten zwar die Gewichtsanforderung (12 kg) erfüllen, aber gegenüber Polyethylen-Tüten schlechtere Leistungen zeigen, da sie schneller reißen. Dies sei eine subjektive und völlig willkürliche Entscheidung, die einen bedeutenden Einfluss auf die Ergebnisse hat. Es sei kein Zufall, dass die Studienprüfer um eine weitere Untersuchung mit Berechnung der Auswirkungen einer einzigen biologisch abbaubaren Tüte gebeten hätten. Das Ergebnis dieser Zusatzstudie zeige, dass die Umweltverträglichkeit der Bio-Tüte deutlich höher ist.
3) Die Studie scheint von einem Vorurteil gegen biologisch abbaubare Tüten beeinflusst zu sein. Den Tüten werde vorgeworfen, sie seien „nur in Industrieanlagen abbaubar“, so als ob dies nicht für alle Recyclingformen zutreffe. Die Verfasser scheinen außer Acht zu lassen, dass organisch wiederverwertbare Verpackungen in Europa sowohl gesetzlich als auch technisch geregelt sind; die Beschreibung, dass die „biologische Abbaubarkeit“ „noch umstritten“ sei, beruhe anscheinend nicht auf Kenntnissen der Richtlinien, Zertifizierungen und Normen, die bereits seit mehr als zwanzig Jahren in Kraft sind, sondern auf oberflächlichem Wissen.
Der wissenschaftliche Ausschuss der Assobioplastiche ist daher der Ansicht, dass die Ergebnisse der Studie „Life Cycle Assessment of Grocery Bags“ im Auftrag der dänischen Umweltbehörde keineswegs als allgemein gültig betrachtet werden können. Im Gegenteil: Sie seien eine Informationsquelle, die die einzelnen Länder, Gemeinden und Organisationen zu falschen Entscheidungen hinsichtlich der ökologischen Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft veranlassen können.
Der 2011 gegründete italienische Verband für Biokunststoffe und biologisch abbaubare und kompostierbare Materialien, Assobioplastiche, vertritt in Italien und im Ausland tätige Unternehmen bei der Herstellung von biologisch abbaubaren Polymeren und Fertigprodukten sowie bei der Handhabung von Biokunststoffprodukten am Lebensende.
Quelle: OTS / PRNewswire