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Möglicher US-Protektionismus würde deutsche Stahlindustrie bedrohen

Düsseldorf — US-Handelsminister Wilbur Ross hat im Rahmen von handelspolitischen Untersuchungen behauptet, dass „übermäßige“ Stahlimporte die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten gefährden. Auf dem Tisch liegen drei Vorschläge für Maßnahmen zur Importbeschränkung: Eine pauschale Zolllösung, eine globale Quotenlösung sowie eine Kombination aus beiden, die zwischen befreundeten und nicht befreundeten Staaten unterscheidet.

„Jeder der aktuell in den USA diskutierten Vorschläge hätte weitreichende negative Folgen für die Stahlindustrie in Deutschland und Europa“, kritisiert Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl. So würde ein angedachter Zoll in Höhe von 24 Prozent deutsche und europäische Unternehmen vermutlich vollständig vom Markt verdrängen. Vor allem die Stahlindustrie in Deutschland wäre besonders betroffen, da die Vereinigten Staaten mit einem Anteil von rund einem Fünftel der wichtigste Markt nach der Europäischen Union für Walzstahlexporte aus Deutschland sind. Exportiert werden zudem besonders wertschöpfungsintensive Güter. Mit einem Importwert von 1,7 Milliarden Dollar ist Deutschland der wichtigste europäische Anbieter auf dem US-Markt.

Kerkhoff zufolge ist mit ernsten Auswirkungen aber auch für die Fälle zu rechnen, in denen deutsche und europäische Stahlprodukte mit einer Quote in Höhe der Einlieferungen von 2017 belegt würden. „Das Hauptproblem ist die zu erwartende massive Handelsumlenkung: Die seitens der USA angestrebte Importreduzierung von 13 Millionen Tonnen würde zu einem erheblichen Teil in den offenen EU-Markt umgeleitet werden. Ein erneuter Ausbruch der bis heute noch nicht vollständig überwundenen Importkrise auf dem EU-Stahlmarkt wäre die unweigerliche Folge.“

Kerkhoff fordert daher, dass die europäische Stahlindustrie vor den drohenden schädlichen Umlenkungseffekten geschützt werden müsse. „Dies muss natürlich im Rahmen der in der WTO dafür vorgesehenen Instrumente erfolgen.“ Parallel dazu müsse die Arbeit im Rahmen des Globalen Stahlforums der G20 intensiviert werden. Den USA sollte mehr denn je gezeigt werden, dass multilaterale Lösungen der bessere Weg sind als protektionistische Sonderwege. „Darauf sollten gerade die politischen Entscheider in der EU die US-Seite deutlich hinweisen“, sagt Kerkhoff auch mit Blick auf das EU-Handelsministertreffen am 27. Februar in Sofia, das sich unter anderem mit den drohenden US-Handelsbeschränkungen beim Stahl beschäftigt.

Quelle: Wirtschaftsvereinigung Stahl

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