Das Faserinstitut Bremen (FIBRE) hat im Auftrag der Stiftung GRS und mit Unterstützung von GRS PRO Textil eine Studie zum Stand der Technik und dem Entwicklungsbedarf zu Recycling- und Verwertungsverfahren für Textilien durchgeführt und kommt zu folgendem Ergebnis:
Das Potenzial für hochwertiges Faser-zu-Faser-Recycling ist groß – doch die industrielle Realität hinkt den Ambitionen der EU weit hinterher. Derzeit dominiert in Europa das mechanische Recycling, meist in Form von Downcycling. Verfahren, die Materialien zu gleichwertigen Fasern oder neuen Textilien aufbereiten, spielen bislang nur eine Nebenrolle.
„Wir sehen beim Textilrecycling eine deutliche Diskrepanz zwischen dem Stand der Forschung und der industriellen Umsetzung“, erklärt GRS PRO-Geschäftsführerin Dr.-Ing. Julia Hobohm und fordert: „Um eine textile Kreislaufwirtschaft zielführend umzusetzen zu können, braucht es politische Unterstützung zur Regelung und Durchsetzung einheitlicher Normen und verbindlicher Rechtsrahmen.“
Textilien im Fokus des EU Green Deal
Hintergrund und Anstoß der Studie ist die Tatsache, dass die Europäische Union mit dem Green Deal das Thema Textilien als zentrales Handlungsfeld für eine nachhaltige Entwicklung identifiziert hat, denn der Konsum von Kleidung und Heimtextilien ist mit erheblichen ökologischen und sozialen Auswirkungen verbunden, von hohem Ressourcen- und Energieverbrauch bis hin zu wachsendem Abfallaufkommen.
Mit der europaweiten Einführung der Erweiterten Herstellerverantwortung (Extended Producer Responsibility/EPR) rücken nun erstmals auch Alttextilien in den Fokus der Politik: Aus textilem Abfall kann ein wertvoller Rohstoff für eine zukünftige Kreislaufwirtschaft werden.
Wie gelingt der Wandel zu echten textilen Kreisläufen?
Die Studie analysiert erstmals systematisch den Stand der Technik, aktuelle Stoffströme und bestehende Datenlücken im europäischen Textilrecycling. Sie zeigt auf, dass fehlende regulatorische Vorgaben und unzureichende Begriffsdefinitionen Innovationen bremsen.
Laut der Studie sind Grundlage für ein funktionierendes EPR-System (Extended Producer Responsibility) einheitliche Normen, transparente Datenerhebung und eine verbindliche rechtliche Rahmung.
Zentrale Ergebnisse der Studie:
- Mechanisches Recycling dominiert – chemische Verfahren stehen noch am Anfang.
- Fehlende gesetzliche Rahmenbedingungen hemmen Innovationen.
- Nur rund 15 Prozent der Alttextilien werden in der EU tatsächlich recycelt.
- Ein funktionierendes EPR-System kann die nötigen Strukturen für eine nachhaltige Textilverwertung schaffen.
„Das Recycling von Textilien ist ein wichtiger Baustein für die Nachhaltige Verwertung recycelter Fasern und damit zugleich Beitrag zur Ressourcenschonung“, ordnet Lea Kirstein, Projektleiterin Textil bei GRS PRO ein und fordert: „Textilien sind kein Abfall, sondern eine wertvolle Ressource. Um sie zu nutzen, müssen politische Grundlagen geschaffen werden, damit Industrie und Forschung gemeinsam die nötige Infrastruktur aufbauen können.“
Quelle: Stiftung GRS



