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Mehr Laub, weniger Fichte: Rohholz bleibt stabil verfügbar, Baumarten-Mix wandelt sich

Aktuelles WEHAM-Basisszenario in der Reihe Charta für Holz 2.0 im Dialog vorgestellt.

Ausgewählte Ergebnisse des aktuellen WEHAM-Basisszenarios zur Abschätzung der Waldentwicklung und des Rohholzaufkommens ab 2023 bis ins Jahr 2062 standen im Mittelpunkt der Veranstaltung „Wald im Wandel: Perspektiven der Wald- und Rohholzentwicklung“. Rund 400 Beteiligte aus Politik, Forstwirtschaft, Holzwirtschaft, Wissenschaft und Umweltverbänden hatten sich während der 7. Veranstaltung aus der Reihe „Charta für Holz 2.0 im Dialog“ live in Berlin oder online in Vorträgen, Diskussionsrunden und Workshops mit den WEHAM-Modellrechnungen und den daraus abzuleitenden Optionen für das Cluster Forst und Holz vertraut gemacht.

Mit dem WEHAM-Szenario – das Kurzwort steht für „Waldentwicklungs- und Holzaufkommensmodellierung“ – legte das Thünen-Institut im Auftrag des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) eine vorausschauende Modellrechnung vor, die zeigt, wie sich Deutschlands Wälder und ihr Rohholzpotenzial in den kommenden vier Jahrzehnten entwickeln könnten.

Die Parlamentarische Staatssekretärin im BMLEH, Martina Englhardt-Kopf unterstrich zu Beginn der Veranstaltung: „Der Wald ist sowohl Erholungs- als auch Lebensraum und leistet einen elementaren Beitrag zum Klimaschutz. Wie wir den Wald nutzen, muss auch auf fundierten wissenschaftlichen Fakten und Daten von heute beruhen. Die WEHAM ist daher von größter Relevanz für die Forstwirtschaft, die holzverarbeitenden Industriezweige, den Naturschutz und die Treibhausgasberichterstattung. Sie ist Baustein und Anstoß für die Diskussion über künftige Ziele und Wirkungen der Waldbehandlung. Damit der Wald nicht nur für uns, sondern auch für künftige Generationen erhalten werden kann.“

Das WEHAM-Basisszenario zeigt:

Die potenzielle Rohholzverfügbarkeit bleibt im Mittel der nächsten vier Jahrzehnte stabil bei rund 80 Millionen Kubikmetern jährlich. Allerdings verschiebt sich die Baumartenzusammensetzung deutlich. Grund dafür sind die Kalamitäten der letzten Jahre und der Waldumbau zur Anpassung an den Klimawandel. Die Fichte, bisher wichtigster Lieferant für Bau- und Industrieholz, verliert weiter spürbar an Potenzial – im Modellzeitraum um etwa ein Drittel, mit gravierendem Rückgang in den norddeutschen Bundesländern. Die Kiefer geht im Modellzeitraum mit hoher Verfügbarkeit an den Start, ihr Potenzial sinkt jedoch gegen Ende der Zeitspanne, unter anderem wegen schwacher Verjüngung. Gleichzeitig nimmt die Verfügbarkeit der Laubbäume zu: Buche und Eiche gewinnen an Vorräten; vor allem bei der Eiche zeigt sich jedoch ungenutztes Potenzial – der Vorrat steigt aufgrund mangelnder Nachfrage.

Diskussionsstoff bot unter anderem die bis 2062 deutlich abnehmende Nadelholz-Verfügbarkeit bei stetig wachsendem Laubholzpotenzial. Die Holzverwendung stehe vor einem elementaren Strukturwandel, Märkte und Verarbeiter müssten dringend angepasst, innovative Einsatzmöglichkeiten abseits der energetischen Verwertung für das wachsende Laubholzaufkommen gefunden werden. Ein weiteres Thema war die Mobilisierung großer bislang ungenutzter Holzvorräte besonders im Privatwald. Hier kommt es zum Beispiel darauf an, die Eigentümer über Forstliche Zusammenschlüsse weiterzubilden, eventuelle  Anreize für die Nutzung zu schaffen und sie bei der Holznutzung zu unterstützen.

Das WEHAM-Basisszenario zeigt außerdem: Kurzfristig bleibt der Wald noch eine CO₂-Quelle, mittelfristig wandelt er sich wieder zur Senke. Das Szenario liefert damit neben den Modellrechnungen wichtige Impulse für die Diskussion um Klimaschutz, Bioökonomie und nachhaltige Holznutzung. Die Beteiligten auf dem Podium, in den Workshops und im Auditorium sahen politischen Handlungsbedarf, zum Beispiel im Erhalt und Ausbau bestehender Förderprogramme zum Waldumbau, in der Sicherung beziehungsweise zeitlichen Streckung eines angemessenen Nadelholzanteils am Holzaufkommen, in der praxistauglichen Überarbeitung der EUDR vor Inkrafttreten 2026, um Privatwaldbesitzer nicht vom Markt auszuschließen, oder in der Neufassung der Klimaziele für den LULUCF-Sektor auf Grundlage der wissenschaftlichen Modellierungen.

Hintergrund:

Die Waldentwicklungs- und Holzaufkommensmodellierung WEHAM als bundesweites Simulationsmodell wird vom Thünen-Institut auf Basis der Bundeswaldinventur im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums erstellt und regelmäßig aktualisiert. WEHAM wurde erstmals 2007 veröffentlicht und ist seitdem ein wichtiges Planungsinstrument für Politik, Forst- und Holzwirtschaft. Die Modellierung hilft dabei, Rohholzpotenziale realistisch einzuschätzen, waldbauliche Herausforderungen zu erkennen und nachhaltige Strategien für Wald, Holz und Klimaschutz zu entwickeln.

Das zusammen mit den Bundesländern erarbeitete WEHAM-Basisszenario geht davon aus, dass die bisherige waldbauliche Praxis fortgeführt und die Erfahrungen und Erwartungen der jeweiligen Waldeigentümer berücksichtigt werden. Es ermöglicht den späteren Vergleich mit abweichenden Szenarien, die Gegenstand der Forschung sind.

Die Charta für Holz 2.0 des BMLEH stellt den Handlungsrahmen für die Nutzung von Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft und für den dauerhaften gesellschaftlichen Dialog zu Klimaschutz, Schonung fossiler Ressourcen und Stärkung der ländlichen Räume durch Holznutzung dar. Neben dem CO2-Speicherpotenzial langlebiger innovativer Holzprodukte stehen die Sicherung der Rohholzversorgung, Kreislaufwirtschaft, Material- und Ressourceneffizienz im Mittelpunkt. Die Charta für Holz 2.0 ist ein wesentlicher Beitrag zum Erreichen der Ziele im Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung.

Quelle: Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR)

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