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Studie: Chinas Pro-Kopf-Kupferbestand hat sich seit 1990 verachtfacht

Die boomende Wirtschaft Chinas spiegelt sich auch im steigenden Bedarf nach wichtigen Rohstoffen. Die Auswirkungen dieser Entwicklung auf den chinesischen Kupfermarkt berechnet ein neues Modell, das von einem deutsch-chinesischen Forscherteam unter Leitung des Fraunhofer ISI entwickelt wurde. Die Erkenntnisse sind in einer Publikation festgehalten.

Der rasante Aufstieg Chinas zum global wichtigsten Produktionsstandort spiegelt sich auch in der Nutzung wichtiger Rohstoffe wie Kupfer wider. Daher wird im Kontext einer weltweit wachsenden Nachfrage ein systematisches Verständnis der Kupferbestände und -ströme immer wichtiger. Bis heute wurde aber kein Versuch unternommen, Chinas Kupferströme im Detail abzubilden und gleichzeitig diejenigen Wirtschaftssektoren zu identifizieren, welche Treiber für die Kupfernachfrage sind.

Um diese Forschungslücke zu schließen, hat ein deutsch-chinesisches Forscherteam unter Leitung des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI und Beteiligung des Instituts für Aufbereitung, Deponietechnik und Geomechanik (IFAD) der TU Clausthal, der School of Environmental Science and Engineering an der Shanghai Jiao Tong University sowie des College of Economics and Management der Nanjing Forestry University eine neue Studie zur Abbildung der chinesischen Kupferströme realisiert. Die Ergebnisse der Studie wurden im Journal of Cleaner Production unter dem Titel “The Chinese Copper Cycle: Tracing Copper through the Economy with Dynamic Substance Flow and Input-Output Analysis” veröffentlicht.

Daten, die die gesamte Wertschöpfungskette erfassen

Die Forscher führten zunächst eine Stoffstromanalyse durch, um die Ströme und Bestände von Kupfer in China zwischen 1990 und 2015 systematisch zu erfassen und kombinierten sie mit einer Input-Output-Analyse. Dadurch lassen sich die Kupferströme im Verhältnis zum chinesischen Wirtschaftssystem darstellen. Dr.-Ing. Luis Tercero Espinoza, Mitautor der Publikation und Leiter des Themenfelds „Material und Rohstoffe“ am Fraunhofer ISI beschreibt, was die Studie von anderen unterscheidet: „Unsere dynamische Analyse der chinesischen Kupferströme basiert auf hochgradig disaggregierten Industrie- und Handelsdaten, die die gesamte Wertschöpfungskette vom Kupferabbau bis zum Recycling sowie zugehöriger Im- und Exporte erfassen. Dies ermöglicht eine sehr detaillierte Darstellung der Kupferbestände und -ströme in China, insbesondere im Hinblick auf Endprodukte und Kupferschrott.“

Worauf Chinas Aufstieg basiert   

Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen, dass Chinas Pro-Kopf-Kupferbestand von circa sieben Kilogramm im Jahr 1990 auf fast 60 Kilogramm im Jahr 2015 angestiegen ist. Im gleichen Zeitraum sind die Kupferimporte von rund 0,65 Millionen Tonnen pro Jahr auf knapp zehn Millionen Tonnen gestiegen. Matthias Pfaff, der am Fraunhofer ISI ebenfalls zum Thema Rohstoffe forscht, erklärt eine Besonderheit des chinesischen Kupferzyklus: „Ein großer Teil – etwa 1,4 Millionen Tonnen – der chinesischen Kupfereinfuhren besteht aus Schrott. Die Kupferausfuhren dagegen bestehen vornehmlich aus Zwischengütern und -produkten. Dies bedeutet, dass der größte Teil des Aufstiegs Chinas auf dem Export von Komponenten basiert, die in einen anderen Teil der Welt gebracht und dort fertiggestellt werden.“

Die zusätzlich durchgeführte Input-Output-Analyse identifizierte zudem die Treiber der chinesischen Kupfernachfrage: Neben dem Bausektor und der elektrischen Ausrüstung sind unter anderem Dienstleistungssektoren wie der Gesundheitsbereich für einen erheblichen Teil des Kupferbedarfes verantwortlich. Um diesen in Zukunft zu decken, können Sekundärkupfer aus heimischem Altschrott und ein effizienteres Kupferrecycling, das die heutige End-of-Life Recyclingquote von rund 55 Prozent übersteigt, eine wichtige Rolle bei der zukünftigen Rohstoffversorgung Chinas spielen.

Quelle: Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI

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