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NABU und ISTE machen Vorschläge für mehr Nachhaltigkeit beim Rohstoffabbau

Stuttgart / Ostfildern — Lange Planungszeiträume, dezentral über das Land verteilte Gewinnungsstätten wie Steinbrüche, Kiesgruben und Baggerseen, kurze Transportwege, Nutzung bestehender und neuer Gewinnungsstätten für einen landesweiten Biotopverbund – dies sind nur einige wichtige Kernpunkte der gemeinsamen Erklärung von NABU-Landesverband Baden-Württemberg e.V. und Industrieverband Steine und Erden Baden-Württemberg e.V. (ISTE) mit dem Titel „Vorschläge für eine nachhaltige Nutzung und Entwicklung von Rohstoffgewinnungsstätten im Rahmen der Rohstoffstrategie des Landes Baden-Württemberg“. Die Vorsitzenden der beiden Verbände, NABU-Landesvorsitzender Johannes Enssle und ISTE-Präsident Peter Röhm, unterzeichneten das achtseitige Papier zu Beginn der „Steinschmeckerwoche“, in deren Rahmen Köstlichkeiten aus Abbaustätten im Landtagsrestaurant Plenum in Stuttgart für jedermann serviert werden.

Beide Verbände, die seit fast zwei Jahrzehnten einen konstruktiven Dialog zwischen Naturschutz und Rohstoffindustrie pflegen, formulieren mit dieser Erklärung ihre gemeinsame Position. Erklärtes Ziel ist es, das Land dafür zu gewinnen, eine Rohstoffstrategie für Baden-Württemberg zu erarbeiten, die ökologischen, sozialen und ökonomischen Erfordernissen Rechnung trägt.

Dazu gehört nach Einschätzung der Verbände:
– mehr Biodiversität während des Abbaus und im Rahmen der Rekultivierung zu schaffen,
– das Verkehrs- und Emissionsaufkommen durch den Erhalt der dezentralen
Rohstoffversorgung zu begrenzen,
– den höchstmöglichen Anteil des Recyclings am Baustoffbedarf zu sichern,
– die Rohstoffsicherung im Sinne der Nachhaltigkeitsziele zu verbessern sowie
– die Verwertung und Entsorgung von Bodenaushub ökologisch zu optimieren.

Bei der Gewinnung mineralischer Rohstoffe gelte es, Konflikte zwischen Naturschutz und Wirtschaft nach Möglichkeit zu vermeiden und Synergien zu nutzen. Immerhin mache die Förderung von Steinen, Sand und Kies mit rund 100 Millionen Tonnen pro Jahr den größten Massenstrom aller Güter aus. Abgebaut werden diese Rohstoffe in rund 500 Gewinnungsstätten in Baden-Württemberg, verteilt über das ganze Land. Offene Abbauflächen nehmen 0,18 % der Landesfläche in Anspruch. Zugleich werden rund 10 Millionen Tonnen Bau- und Abbruchabfälle zu Recycling-Baustoffen aufbereitet und ressourcenschonend wieder eingesetzt.

ISTE-Präsident Röhm: „Natürlich bedeutet Abbau immer einen Eingriff in die Landschaft. Doch diese Eingriffe sind immer nur temporär! Unser Augenmerk sollte sich besonders auf das „Danach“ richten – auf die Folgenutzung, auf die Biodiversität in unseren Gewinnungsstätten und allgemein auf die Nachhaltigkeit unserer Branche.“

Um das zu erreichen, sprechen sich NABU und ISTE dafür aus, eine langfristige und extensive Nutzung von Abbaustätten zu gewährleisten. Dies biete einerseits Planungs- und Versorgungssicherheit und ermögliche andererseits am ehesten die Entstehung und Entwicklung von Biotopen. Lange Planungszeiträume seien zur Verwirklichung beider Ziele daher hilfreich.

Biodiversität und Dezentralität
Die Verbände treten für eine dezentrale Rohstoffgewinnung ein, um die Transportwege für die gewonnenen Massengüter so kurz und um den „ökologischen Rucksack“ der Produkte so gering wie möglich zu halten. Gleichzeitig biete ein Netz von über das Land verteilten Gewinnungsstätten erhebliche Chancen für den Erhalt der Artenvielfalt. Sowohl im Betrieb befindliche als auch stillgelegte Abbaustätten sollten als Trittsteinbiotope in einen landesweiten Biotopverbund aufgenommen werden.

NABU-Landesvorsitzender Johannes Enssle betont: „Damit aktive und auch geplante Gewinnungsstätten den Biotopverbund stärken, können und müssen sie entsprechend ausgestaltet und erhalten werden. Es muss darauf geachtet werden, dass Steinbrüche, Kiesgruben und Baggerseen sowohl während des Betriebs als auch nach Aufgabe der Nutzung den Biotopverbund langfristig stärken.“ Dabei müssten konstruktive Lösungen für mögliche Konflikte mit dem Artenschutzrecht gefunden werden, so dass die Ansiedlung seltener Arten geduldet bzw. aktiv gefördert werden könne, ohne dass dadurch der Betrieb blockiert werde. „Hier braucht es einen fachlichen Dialog zwischen allen Beteiligten,“ so Enssle weiter.

NABU und ISTE sprechen sich dafür aus, die derzeit bei rund 90 Prozent liegende Quote des Baustoffrecyclings zu erhalten. Beide Verbände befürworten deshalb die geplante Mantelverordnung des Bundes zur Neuregelung des Recyclings und zur Novellierung des Bodenschutzes. Bei der Folgenutzung von stillgelegten Abbaustätten durch Verfüllungen stehe derzeit häufig die Wiederherstellung der vorangegangenen land- oder forstwirtschaftlichen Nutzung sowie des Landschaftsbildes in Vordergrund, heißt es in der Erklärung. Spezielle naturschutzbetonte Folgenutzungen sollen demgegenüber aber gestärkt werden. „Wenn Gewinnungsstätten nicht oder nur teilverfüllt werden, kann in der Regel das meiste für den Artenschutz bewirkt werden. Doch selbst wenn Gewinnungsstätten vollständig verfüllt würden, kann die Folgenutzung im Sinne des Naturschutzes optimiert werden. Dafür wollen wir in Zukunft gemeinsam noch stärker eintreten“, sagen Röhm und Enssle.

NABU und ISTE wollen ihr gemeinsames Papier in Kürze Umweltminister Franz Untersteller überreichen.

Die gemeinsamen Vorschläge von NABU und ISTE finden sich unter www.iste.de.

Quelle: ISTE

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