Wie Baumartenwahl und sektorübergreifende Zusammenarbeit zum klimaangepassten Waldmanagement beitragen.
Die Ergebnisse zweier Forschungsprojekte liefern interessante Erkenntnisse über die Wechselwirkungen zwischen der Anpassung von Wäldern an klimatische Veränderungen und dem Wasserkreislauf. Die von der FNR koordinierten Vorhaben zum Thema Wasserhaushalt und Waldbewirtschaftung wurden über den Waldklimafonds der Bundesministerien für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) sowie für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMUKN) gefördert
Unsere Wälder stehen durch den Klimawandel vor einer doppelten Herausforderung: Einerseits müssen sie längeren Trockenphasen und extremen Wetterereignissen standhalten, andererseits aber auch ihre wichtige Funktion für den Wasserkreislauf – insbesondere für die Grundwasserneubildung – erfüllen. Zwei Vorhaben haben diese Wechselwirkungen aus unterschiedlichen Perspektiven untersucht: die Auswirkung der Wahl bestimmter Baumarten auf den Wasserhaushalt sowie die Notwendigkeit eines integrierten Managements von Wald- und Wasserressourcen.
Projekt KliBW-GW: Baumartenwahl beeinflusst Wasserhaushalt und Grundwasserbildung
Im Verbundprojekt KliBW-GW untersuchten die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) und die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt (NW-FVA), wie sich verschiedene Baumarten und Bestandesstrukturen auf Prozesse wie Transpiration, Interzeption, Bodenwasserspeicherung und Grundwasserneubildung auswirken. Im Fokus standen neben Buche und Fichte insbesondere Douglasie, Kiefer, Roteiche und Stieleiche.
Zentrale Ergebnisse:
- Stieleiche und Douglasie nutzten das frühjährliche Bodenwasserangebot stärker und zeigten im Jahresverlauf höhere Transpirationsraten als die Vergleichsbaumarten Roteiche und Kiefer.
- Die Roteiche erwies sich mit niedrigeren Transpirationsraten als besonders bodenwasserschonend – ein Vorteil auf Standorten mit Wassermangel.
- Trotz hoher Interzeptionsverluste geht die Douglasie verhältnismäßig sparsam mit dem verfügbaren Wasser um. Daher fallen die Unterschiede in der Sickerwasserspende zwischen Douglasie und Kiefer deutlich geringer aus als aufgrund der Bestandeseigenschaften zu erwarten wäre.
- Die Kombination aus Saftflussmessung, Tracerversuchen und geophysikalischer Überwachung ermöglichte eine präzisere Quantifizierung der Bodenwasserbewegung.
Die gewonnenen Daten erweitern die forsthydrologische Wissensbasis und ermöglichen die Validierung von Modellen zur Grundwasserneubildung in Wäldern.
Projekt InteW2: integriertes Management von Wald- und Wasserressourcen
Das Projekt InteW2 der Professur für Forst- und Umweltpolitik der Universität Freiburg beleuchtete das systemische Zusammenspiel zwischen Wald- und Wasserressourcen. Ziel war es, den Status und die Möglichkeiten eines integrierten Managements in Deutschland aufzuzeigen, das sowohl Risiken wie Dürre und sinkende Wasserverfügbarkeit berücksichtigt als auch konkrete Maßnahmen identifiziert, um diesen Herausforderungen standortgerecht zu begegnen.
Die Untersuchung politischer Strategien und sechs regionaler Fallstudien zeigte:
- Die Wechselwirkungen zwischen Wald- und Wasserressourcen sind bislang weder in politischen Programmen noch in der Praxis ausreichend berücksichtigt.
- Akteure aus Forst- und Wasserwirtschaft arbeiten oft parallel, obwohl sie vor gemeinsamen Herausforderungen stehen.
- Risiken wie Wassermangel, Waldbrandgefahr oder Verschlechterung der Wasserqualität sind erkannt – es fehlt jedoch vielerorts an koordiniertem Handeln.
- Es gibt bereits positive Beispiele sektorübergreifender Zusammenarbeit, die als Best-Practise Beispiele dienen können.
- Auch neue strategische Entwicklungen wie etwa die Nationale Wasserstrategie und die Waldstrategie 2050 greifen den Grundgedanken stärkerer intersektoraler Vernetzung auf und weisen somit in die richtige Richtung.
InteW2 entwickelte daher moderierte Wald-Wasser-Dialoge mit Fachleuten aus Verwaltung, Forst, Wasserwirtschaft und Zivilgesellschaft. Diese Austauschformate führten zu konkreten Vorschlägen, wurden lokal verstetigt und in einem Maßnahmenkatalog mit Best-Practice-Beispielen und Handlungsempfehlung für die Politik – in Policy Briefs dokumentiert.
Forschung stärkt klimaangepasstes und wassersensibles Waldmanagement
Beide Projekte machen deutlich: Waldumbau und Wasserschutz müssen integrativ geplant und umgesetzt werden. Sowohl die Wahl geeigneter Baumarten als auch die sektorenübergreifende Zusammenarbeit in Regionen mit hohen Klimarisiken sind wichtig für ein zukunftsfähiges Waldmanagement.
Die Projektergebnisse erweitern die Grundlagen für die forstliche Praxis, die Umweltpolitik sowie für die Entwicklung übertragbarer Strategien auf regionaler und nationaler Ebene.
Quelle: FNR