Anlässlich der Bewertung der Ewigkeitschemikalie Trifluoressigsäure (TFA) als schädlich für die Fortpflanzung kommentiert Manuel Fernandez, Referent für Stoffpolitik beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND):
„Die Bewertung von TFA als fortpflanzungsgefährdend bestätigt, wie gefährlich diese Ewigkeitschemikalie ist. TFA breitet sich unaufhaltsam im Grund- und Trinkwasser aus und kann mit herkömmlicher Technik nicht entfernt werden – selbst Neugeborene tragen den Schadstoff bereits im Blut. Die Einstufung dieser ‘ewigen Chemikalien’ als schädlich für die Fortpflanzung ist allein noch keine Lösung für unser riesiges PFAS-Problem. Wir brauchen ein weitreichendes Verbot von PFAS-Chemikalien.
Die Bundesregierung sollte deshalb den von eigenen Behörden mit ausgearbeiteten Vorschlag für eine EU-weite Beschränkung der gesamten PFAS-Gruppe unterstützen. Zusätzlich müssen PFAS-haltige Pestizide überprüft und gegebenenfalls strikter reguliert oder verboten werden. Die Verursacher der Kontamination müssen finanziell in die Pflicht genommen werden – damit nicht weiter wir alle für Wasseraufbereitung und Sanierung zahlen müssen.“
Hintergrund:
Die europäische Chemikalienbehörde ECHA hat ein von deutschen Behörden (BAuA, BfR, UBA) erstelltes Dossier zur Bewertung von Trifluoressigsäure als fortpflanzungsgefährdend (Kategorie 1B), sehr persistent und sehr mobil im Rahmen der Verordnung zur Einstufung und Kennzeichnung von gefährlichen Stoffen (CLP) veröffentlicht. In den kommenden sechs Wochen kann dieses im Rahmen einer öffentlichen Konsultationsphase kommentiert werden. Danach hat der ECHA-Ausschuss für Risikobewertung 18 Monate Zeit, eine Stellungnahme vorzulegen, die der EU- Kommission als Basis für einen Verordnungsentwurf zur entsprechenden Anpassung der CLP-Verordnung dient.
Trinkwasser, Oberflächenwasser und Grundwasser sind in zunehmendem Maße mit der Ewigkeitschemikalie TFA (Trifluoracetat) belastet. TFA ist ein Metabolit, der aus verschiedenen Eintragsquellen stammen kann, die Hauptquellen sind PFAS-haltige Pestizide, F-Gase aus Kühlschränken und Wärmepumpen sowie die Chemieindustrie selbst. TFA galt als potentiell fortpflanzungsschädlich, was jetzt offiziell bestätigt wurde. Extrem persistent ist der Schadstoff ohnehin; es zählt, wie viele andere PFAS, zu den stabilsten organischen Verbindungen überhaupt und verbleibt Jahrhunderte in der Umwelt. Das UBA hat TFA als einen für die Umwelt besorgniserregenden Stoff qualifiziert. TFA ist wasserlöslich und sehr mobil und gelangt so leicht in den Wasserkreislauf, wo es aufgrund seiner Persistenz verbleibt und sich anreichert und auch breit verteilt. Momentan sind Rückstände von TFA im Wasser noch nicht reguliert.
Potentiell 26 in Deutschland zugelassene PFAS-Wirkstoffe in Pestiziden können TFA freisetzen. Für das Fungizid Flufenacet ist die TFA-Bildung bereits durch Laborstudien belegt. Die Regulierung von Flufenacet ist somit ein sehr wichtiger Hebel, um TFA-Emissionen in die Umwelt zu managen. Bei den anderen potentiellen Kandidaten müssen Studien zur Freisetzung durchgeführt werden.
Untersuchungen zeigen, dass sich TFA zunehmend in Pflanzen und so auch in landwirtschaftlichen Erzeugnissen anreichert. Besorgniserregend ist, dass ein Anreicherungseffekt auch im menschlichen Blut festgestellt wurde. Laut der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA sind signifikante Teile der europäischen Bevölkerung bereits heute über das duldsame Maß mit PFAS belastet. Zu dieser hohen Hintergrundbelastung addiert sich jetzt auch die Belastung durch TFA.
In einem Test des BUND wurde in acht von zehn Leitungswasserproben und in drei von fünf Mineralwässern TFA nachgewiesen. TFA ist mit herkömmlichen Methoden der Wasseraufbereitung nicht zu entfernen. Daher stellt es eine Herausforderung für den Gewässerschutz und den Schutz von Trinkwasserressourcen dar. Weitere Einträge in Gewässer müssen dringend vermieden werden. Gelangen die Schadstoffe weiterhin in die Umwelt, steigen die Konzentrationen kontinuierlich an. Dadurch wird die Trinkwasseraufbereitung in Zukunft immer aufwändiger und teurer und das Gesundheitsrisiko für die Bevölkerung immer größer.
Quelle: BUND