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Ein Potential, das sich leicht heben ließe

Abfallende auf Baustellen gefordert: Der Österreichische Baustoff-Recycling Verband (BRV) möchte im Sinne der nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie, die die Einsparung von Primärressourcen fordert, die Recyclingquote heben.

„Eine Verdopplung der Recyclingquote von derzeit gut zehn Prozent auf 20 Prozent, bezogen auf die abgebauten Mineralrohstoffe, ist machbar – allerdings bedarf es dazu eines raschen Abfallendes für Aushubmaterialien, die zu Recyclingbaustoffen aufbereitet werden können“, betont DI Mag. Dr. mont. Thomas Kasper, Vorsitzender des BRV. Derzeit werden an die 80 Prozent aller Aushübe deponiert statt aufbereitet. Ein Potential, das sich leicht heben ließe, wenn ein leicht vollziehbares Abfallende für Bodenaushub vom Ministerium in Kraft tritt.

Abfallende ist Voraussetzung für den Markt

Ob privater Bauherr oder öffentliche Hand – jeder möchte ein Baustoffprodukt, welches hohe Qualität aufweist und ohne weitere Vorsorge einsetzbar ist. Österreich hat daher schon 2016 als eines der ersten europäischen Länder eine Abfallendeverordnung (die Recycling-Baustoffverordnung) für mineralische Abfälle wie Beton, Mauerwerk oder Asphalt in Kraft gesetzt.

Dies bedeutet, dass diese Recyclingbaustoffe mit der qualitativ hochwertigen Produktion und der besten Umweltqualität sowie dem Verkauf beziehungsweise der Übergabe die Abfalleigenschaft verlieren und als Produkt ohne Einschränkung (aus dem Abfallrecht) gekauft und verwendet werden können – zum Beispiel als Gestein für die Beton- oder Asphaltproduktion oder als ungebundener Baustoff für den Tiefbau. Über 90 Prozent aller hergestellten Recyclingbaustoffe erreichen diese Anforderung. Das heißt, dass mehr als neun Millionen Tonnen an Recyclingbaustoffen als Produkt das Firmengelände verlassen (die übrigen Recyclingbaustoffe verlieren das Abfallende erst am Einsatzort, also zum Beispiel als Tragschichtmaterial im Straßenbau).

Die Konkurrenzfähigkeit von aufbereiteten Baurestmassen und aufbereiteten Böden ist also erst dann gegeben, wenn sie nicht nur die gleiche bautechnische Qualität aufweisen, sondern auch umwelttechnisch den höchsten Ansprüchen genügen und zu vergleichbaren Bedingungen – als Produkt – verkauft und verwendet werden können.

Abfallende ist die Forderung der EU-Kommission

Die EU-Kommission stellte erst Anfang 2025 den Clean Industrial Deal vor, ein Plan für eine wettbewerbsfähige und klimaneutrale EU. DI Martin Car, Geschäftsführer der European Quality Association for Recycling e. V. (EQAR), dazu: „Ein zentraler Punkt des Deals ist die Kreislaufwirtschaft mit dem Ziel, durch die Förderung von Recycling, Wiederverwertung und nachhaltiger Erzeugung die Abfallmenge zu verringern und die Lebensdauer von Materialien zu verlängern. Für einen wettbewerbsfähigen und krisenfesten Markt ist es entscheidend, die begrenzten Ressourcen der EU so gut wie möglich zu nutzen.

Aus diesem Grund wird 2026 seitens der Kommission ein Cirular Economy Act geplant, der Abfallendeeigenschaften europaweit harmonisieren soll. Im Baubereich ist dabei auch eine verpflichtende, digitale Abbruch-Erlaubnis mit vorgelagerten Audits geplant. Österreich ist dabei als Vorbild zu sehen, da wir schon seit Jahren mit der ÖNORM B 3151 eine standardisierte Vorgangsweise für Abbrucharbeiten und Beiziehung von Spezialisten vorgeben.“

Baustoff-Potential aus Bodenaushub nutzen

Derzeit fallen in Österreich 44 Millionen Tonnen Aushubmaterialen als Abfall an – rund viermal so viel wie mineralische Baurestmassen (Beton, Asphalt, Mauerwerk usw.). Diese werden großteils in 980 (!) Bodenaushubdeponien abgelagert – obwohl diese zum Teil als Baustoff aufbereitet werden können. „Viele Bodenaushubmaterialien fallen als Schotter, Fels oder Kies an – wenn es uns gelingt, nur ein Viertel all dieser Bodenabfälle einer Verwertung zuzuführen, wäre die Recyclingquote am Bau sofort verdoppelt“, stellt DI(FH) Tristan Tallafuss, BRV-Geschäftsführer, fest.

Dass dies möglich ist, zeigt auch die vor Kurzem erschienene ÖNORM B 3141 „Herstellung von Recycling-Baustoffen aus Aushubmaterialien“; diese ist die Basis für die Aufbereitung von Bodenaushubmaterialien, die direkt von der Baustelle weg bei entsprechenden Qualitätsnachweisen als Produkt am Baustoffmarkt Einsatz finden sollen. Da die bau- und umwelttechnischen Anforderungen schon definiert sind, fehlt nur mehr eine Abfallendeverordnung, wie sie in Österreich schon für Betongranulat, Asphaltaufbruch oder Mauerwerk besteht. Das BMK hat dazu 2023 schon eine informelle Begutachtung einer „Aushubverordnung“ durchgeführt. Aufgrund der Neuwahlen ist das Thema zu Jahresbeginn nicht angesprochen worden – wird aber von der Bauwirtschaft dringend benötigt.

Wenn Aushub nach entsprechender Beprobung und Einhaltung bautechnischer Anforderungen als Recyclingbaustoff eingesetzt werden kann, wird dieser nur marktfähig sein, wenn es ein unkompliziertes und rasches Abfallende geben wird. Die entsprechenden Grundlagen sollen so geschaffen werden, dass jeder Bauherr die Möglichkeit hat, seinen Aushub, sofern er geeignet ist, am Markt anzubieten. Die Schätzungen des BRV dazu sind optimistisch: bis zu 50 Prozent aller Aushübe könnten so als aufbereiteter Recyclingbaustoff Eingang in die Bauwelt finden und damit circa 20 Prozent zusätzlich zum bestehenden Recyclingbaustoff-Markt Primärbaustoffe ersetzen. Damit könnte die Bauwirtschaft ihr vorgegebenes Ziel, 25 Prozent Primärressourcen bis 2030 einzusparen, großteils durch Aufbereitung von Aushubmaterialien zu Recyclingbaustoffen, erreichen.

Der Österreichische Baustoff-Recycling Verband hat dies zum Thema für seine Jahrestagung gemacht, die am 14. Mail 2025 in Wien stattfinden wird. Vertreter der Behörden und der Wirtschaft beziehen dabei Position. Nähere Informationen dazu unter: www.brv.at

Quelle: BRV

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